Sonnenuntergang am Neusiedlersee

Sonnenuntergang am Neusiedlersee
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Travelguide Neusiedler See

Viele lieben ihn, er ist so etwas wie die »Badewanne der Wiener«. Und auch große Küche gibt es in Seenähe.

Er ist groß, seicht und grau und wird gerne »das Meer der Wiener« genannt. Dabei hat der Neusiedler See mit einem Meer recht wenig zu tun. »Die Badewanne der Wiener wäre treffender«, sagt der aus Wien stammende Weinhändler Georg Grohs, der im Burgenland ein Segelboot besitzt und damit, so oft es geht, in See sticht. Grohs: »Der Neusiedler See ist an manchen Stellen so seicht, dass man dort zu Fuß gehen kann.«
Und das ist keineswegs übertrieben, denn es handelt sich um einen Steppensee – die durchschnittliche Tiefe beträgt nicht mehr als einen Meter. Grohs: »In extrem heißen Jahren bin ich mit meinem Boot aufgrund akuten Wassermangels schon öfters mitten im See einfach stecken geblieben.« Trotzdem: Die Ostösterreicher lieben den Neusiedler See. An den Ufern herrschen an manchen Ecken landschaftlich paradiesische Zustände (UNESCO-Weltkulturerbe), rund um den See erzeugen burgenländische Paradewinzer weltweit gefragte Spitzenweine, und es gibt am und nahe dem See hervorragende Restaurants und Gasthäuser, aber auch Lokale direkt am See, die man schon allein wegen der Lage mit Aussicht auf einen grandiosen Sonnenuntergang aufsuchen sollte.

Bester Koch im Seegebiet

Damit sind wir wieder bei Weinhändler Georg Grohs, der wie so viele am liebsten zu Max Stiegl nach Purbach essen geht. Purbach liegt zwar am Neusiedler See, Stiegls Restaurant »Gut Purbach« aber befindet sich mitten im Ort und damit nicht direkt am See. Egal, auch wenn man von seinem Gastgarten aus kein Wasser sieht, seine Küche macht diesen kleinen Nachteil allemal wett. Stiegl ist ein Extremkoch, er versteht sich auf subtile und leichte Fischmenüs, auf pannonische Klassiker ebenso wie auf Innereien-Gerichte aus der lukullischen Hardcore-Abteilung. Ein Mann, der keine Kompromisse macht, und genau das hat ihn an die Spitze der gesamten burgenländischen Gastronomieszene gebracht. Wer also in der Nähe des Neusiedler Sees richtig gut essen will, der darf diese Adresse auf keinen Fall auslassen.
Auch das Gasthaus »Zur Dankbarkeit« in Podersdorf bietet keinen Seeblick, ist aber dennoch vom See nicht allzu weit entfernt. Mitten im Ort hat Josef Lentsch ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Er bietet seinen Gästen dort seit Jahrzehnten eine bodenständige pannonische Gasthausküche, die einen vor Dankbarkeit in die Knie zwingt und damit dem Namen des Gasthauses eine zusätzliche Bedeutung gibt. Er ist aber auch Winzer und macht sagenhaft gute Weine. Hinter dem Wirtshaus befindet sich überdies der Heurige der Familie Lentsch, und man kann im »Nachtquartier Zur Dankbarkeit« auch wohnen. Mehr Dankbarkeit geht einfach nicht.

Was das Wohnen am See betrifft, gibt es übrigens eine erfreuliche Neuigkeit: Das »Haus im See« der Familie Eselböck hat nach einem schweren Brand wieder geöffnet. Die Renovierung wurde heuer beendet, jetzt kann man tatsächlich wieder über dem Wasser grillen, chillen und wohnen.
Eine ganz außergewöhnliche Wohn-Atmosphäre erwartet den Gast auch in der »Residenz Velich« in Apetlon. Dort hat der Starwinzer Heinz Velich zusammen mit seiner Frau vor Jahren ein ehemaliges Zollhaus von Grund auf renovieren lassen. Das Besondere dabei: Der Stil des alten Hauses blieb unverändert, die Einrichtung der Zimmer aber ist modern – und vor allem so geschmackvoll, als stamme sie aus einem Schöner-Wohnen-Hochglanzmagazin.
Lange Zeit gab es direkt am Neusiedler See keine Lokale, die zumindest im Entferntesten so etwas Ähnliches wie Ibiza-Feeling verströmen: cool, modern, chillig und eben direkt am Wasser. Inzwischen gibt es drei davon: die »Mole West« in Neusiedl, das »Katamaran« in Rust und das »Fritz« in Weiden am See. Für alle drei gilt: Ja, sie sind modern, cool und chillig. Doch bei allen ist die Qualität der Küche so schwankend wie bei einem Segelboot, das bei Sturmwarnung ausgelaufen ist.
Wesentlich erfreulicher wirkt hingegen das erst kürzlich eröffnete »Strandhaus« in Mörbisch. Der Wiener Gastronom Markus Artner verfolgt dort ambitionierte Ziele. Die Lage direkt am See ist an sich schon traumhaft, und für die Küche hat er den besten Koch seiner Wiener Lokale ins Burgenland geschickt: Markus Höller vom Restaurant »Artner auf der Wieden« hat ein kulinarisches Konzept entwickelt, das auch verwöhnte Gourmets zufriedenstellen soll.

Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2018

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Herbert Hacker
Herbert Hacker
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