Die Altstadt von Bordeaux steht innerhalb der ehemaligen Stadtmauer.

Die Altstadt von Bordeaux steht innerhalb der ehemaligen Stadtmauer.
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Long Weekend: Beau Bordeaux

Bordeaux liegt im Epizentrum der Weinkultur, bereitet Spitzenköchen eine grandiose Bühne und strahlt mit seiner Top-Gastronomie und einem Weinmuseum über die Stadtgrenzen hinaus.

Freitag

Am Freitag entdecken wir die romantische Altstadt und die regionalen Genüsse von ­Bordeaux: mit Foie gras, frischen Austern und – natürlich – gutem Wein.

Entlang der Garonne spazieren wir auf der Uferpromenade und checken im prachtvollen, frisch renovierten »InterContinental Bordeaux« ein.

Heute verwandelt sich Bordeaux in ein ­einziges Weindorf. Auf einer zwei Kilometer langen Weinstraße reihen sich Pavillons und Stände mit Weinen aus den verschiedenen Appellationen wie Perlen an einer Schnur. Es ist die »Fête le Vin« – das Weinfestival, das dieses Jahr vom 23. bis 26. Juni stattfindet. Auch andere regionale Genüsse werden präsentiert: In der Nähe der Bourse Maritime schlendern wir durch ein Gourmetdorf, naschen kleine Stücke Foie gras oder Austern aus der Bucht von Arcachon.

Foto: beigestellt

Zum Mittag­essen verabschieden wir uns aus dem Trubel und ziehen uns in die elegante grüne Stadtgarten-Idylle »Pavillon des Boulevards« zurück. Das Restaurant gibt es zwar schon seit 1985, aber der Michelin-Stern-gekrönte Patron Denis Franc geht mit der Zeit. Mit Austerntatar oder einem Wagyu-Beef an Knoblauch-Soja-Jus holt er die Bordelaiser Küche in die Moderne.

Nachmittags machen wir eine Shoppingtour in der Innenstadt. Neben Modeboutiquen ziehen uns Läden wie »Fromagerie Jean d’Alos« und »L’Intendant« an – über 15.000 Château-Flaschen gibt es hier zu entdecken. In der Weinbar »Le Millésime« freuen wir uns am Abend über einen Aperitif mit französischen Tapas oder auf Gordon Ramsays zweites Restaurant in Frankreich, »Le Pressoir d’Argent«, das er im »Grand Hôtel de Bordeaux« eröffnet hat. Vier Monate später wurde es schon mit einem Stern ausgezeichnet! In der Nacht verwandelt sich die Stadt in ein Lichtermeer. Promenade und Brücken sind festlich illuminiert und die Fassaden des Palais de la Bourse strahlen in einer Lichtshow. Kurz vor Mitternacht dann das Highlight: ein Feuerwerk, das während des Weinfestivals jeden Abend um 23:30 Uhr startet.

Samstag

Ein kulinarischer Ausflug ins Médoc am Samstag: Wir bestaunen die ganz großen Châteaux wie Palmer und Lafite-Rothschild.

Wer am Samstagmorgen bereit ist, früh aufzustehen, kann ab 5:30 Uhr durch die Markthalle Marché des Capucins schlendern und das Angebot an Fischen, Austern und Meeresfrüchten, Käse und sonstigen Leckereien bestaunen. Danach zieht es uns in die Weinberge. Mit einem Leihwagen fahren wir die Route des Châteaux entlang ins Médoc. Dabei passieren wir ein berühmtes Gut nach dem anderen: etwa La Lagune, Palmer, Ducru-Beaucaillou, alle drei Léovilles, schließlich Latour, Pichon-Longueville und Lafite-Rothschild.

Selbst wenn in der Regel nur wenige dieser Châteaux für Besucher geöffnet sind: Alleine der Anblick der Schlösser, Kiesdünen und Reben lässt die Faszination Bordeaux mit allen Sinnen erfahren. Überdies veranstaltet die Union des Grands Crus jährlich das »Weekend des Grands Crus«, dieses Jahr am 4. und 5. Juni: Auf über hundert Châteaux können Besuche unter www.ugcb.net gebucht werden.

Vor den Toren von Pauillac besuchen wir das kleine Dorf Bages. Jean-Michel Cazes von Château Lynch-Bages ließ vor rund zehn Jahren die damals leer stehenden Gebäude instandsetzen und siedelte rund um den Dorfplatz einen Bäcker, einen Metzger, eine Épicerie und das Bistrot »Café Lavinal« an. Inzwischen pulsiert hier das Leben – im ganzen Médoc isst und trinkt man nirgends so gut wie in Bages. Im »Lavinal« gibt es verfeinerte Brasserieküche und eine ausgezeichnete Weinkarte. Vis-à-vis bietet der Bäcker »Le Comptoir d’Andréa« ausgezeichnete Brote und Pâtisserie – mit etwas Glück kann man sogar ein paar Canelés erstehen. Der Metzger über der Straße verkauft Enten-Saucisson und andere hausgemachte Spezialitäten.

Nach unserer Rückkehr in die Stadt reicht vielleicht noch die Zeit für einen Abstecher in die Buchhandlung »Mollat« mit ihrer riesigen Ausstellungsfläche unweit des Grand Théâtre – wer nach Wein- oder Kochbüchern sucht, findet hier eine große Auswahl.

Sonntag

Sonntags lernen wir in einem Erlebnismuseum die faszinierende Weinbaugeschichte der Region kennen und lassen das Wochenende entspannt ausklingen.

Bordeaux ist wie das Leben: Ständig ändert sich etwas, Altes verschwindet, Neues taucht auf. Wenn man nach ein paar Jahren hierher zurückkommt, reibt man sich verwundert die Augen, ist aber immer wieder angetan von der Metropole im Herzen der berühmten Weinregion. Vor ein paar Jahren wurde Bourdeaux ein Facelifting verordnet. Statt der mausgrauen Optik der heruntergekommen Altstadtviertel strahlt es heute etwas Heiteres, Beschwingtes aus.

Foto: beigestellt

Das spüren wir gleich bei unserem ersten Ziel am Sonntag. Im »Bistrot Gourmand« stehen die Tische draußen in der Sonne auf dem Platz der Börse. Fast vis-à-vis schießen 900 Düsen feinste Nebelschwaden in die Höhe: Der Miroir d’eau ist ein Wasserspiel des katalanischen Künstlers Jean-Max Llorca und mit einer Fläche von 3450 Quadrat­metern das größte der Welt. Das Bistrot gehört zum Restaurant »Le Gabriel«, einer hochgelobten Gourmetoase, in der Nicolas Frion die französische Hochküche zu Ausflügen in die Exotik schickt. Dass die Weinkarten der beiden Restaurants eine schöne Auswahl an Bordeauxgewächsen bieten, versteht sich von selbst.

Auch der Nachmittag steht ganz im Zeichen des Weins: Wir besuchen die »Cité des Civilisations du Vin«, ein kluges und sinnliches Erlebnis im Epizentrum der Weinkultur, gekrönt von einer spektakulären Architektur.  In der »Cité du Vin« gehen wir auf Entdeckungsreise durch die jahrhundertalte Tradition des Weinanbaus und trinken ein Glas in der Spitze des Turms. Wie als Geschenk legt sich die Stadt zum Sonnenuntergang uns zu Füßen.

Zum Abschluss zieht es uns noch zu Philippe Etchebest ins »Le Quatrième Mur« – eine imponierende Inszenierung unter dem Dach der Nationaloper.

Aus Falstaff Magazin Nr. 04/2016.

Brigitte Jurczyk
Autor
Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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Restaurant
Julien Cruège
Grüne Großstadtoase mit kreativer Küche. (Aus dem Falstaff Magazin 04/2016)
245 Rue Turenne, 33000 Bordeaux
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