Die Filmgalerie auf dem Weingut von Francis Ford Coppola in der Nähe von Geyserville am Nordende des Weinbaugebiets von Sonoma County. 

Die Filmgalerie auf dem Weingut von Francis Ford Coppola in der Nähe von Geyserville am Nordende des Weinbaugebiets von Sonoma County. 
© Chad Keig

Kalifornien: Eldorado der Genüsse

Der Golden State lockt mit einer aufregenden Küche, die sich aus spanischem Erbe, amerikanischer Frische, asiatischer Leichtigkeit und Würze zusammensetzt. Go for it!

Wer den lang gezogenen Staat am Pazifik besucht, wird auch von der Gastronomie mit ihrem hervorragendem Essen und den ausgezeichneten Weinen begeistert sein. Die leichte, aus frischen Zutaten und meist unkomplizierten Zubereitungen geprägte »California Cuisine«, angereichert mit asiatischen und lateinamerikanischen Einflüssen, ist allgegenwärtig und zeugt von einem hohen Qualitätsanspruch an Herkunft und Geschmack der Produkte. Nicht zuletzt entstand hier auch die weltweite Food-Truck- und Gourmet-Burger-Bewegung.
Um zu erleben, wie lebendig und kreativ die Restaurantszene Kaliforniens ist, bietet sich eine Stippvisite in Los Angeles an. Trends werden in der 14-Millionen-Metropole derzeit vor allem in Downtown gesetzt. Viele Milliarden Dollar wurden investiert, um das Quartier wieder attraktiv zu machen. In lange verwaisten Art-déco-Gebäuden entstanden schicke Hotels, Shops und Restaurants. »The Broad« ist der spektakulärste Neuzugang: Der im Dezember 2015 eröffnete Kulturpalast mit seiner blendend weißen Bienenwaben-Fassade und einer säulenfreien, durch Skylights erleuchteten Top-Galerie ist ein architektonisches Meisterwerk. Zu sehen sind Werke von Künstlern wie Andy Warhol, Cy Twombly, Roy Lichtenstein oder Jeff Koons. »Das Museum, die Sammlung und der freie Zugang zu den Kunstschätzen sind ein Geschenk an die Menschen von Los Angeles«, sagt der 84-jährige Stifter Eli Broad.

Auch die benachbarte Walt Disney Concert Hall, erbaut nach Entwürfen von Frank Gehry, hat weltweit Schlagzeilen gemacht. Von außen erweckt das Gebäude mit kühn geschwungenen Wänden aus rostfreiem Stahl den Eindruck eines abgetriebenen Schiffs auf kosmischer See. Die Konzerthalle ist Wirkungsstätte des Philharmonic Orchestra Los Angeles mit Gustavo Dumadel als Chefdirigent, ein Klangkörper von Weltruf.

Markt-Delikatessen vom Feinsten

Nach Konzertende lohnt ein Besuch der »Gallery Bar« im altehrwürdigen »Biltmore Hotel«. Seit 33 Jahren steht dort Greg Guzelian hinter dem Tresen. »Ich bin längst in Pension, aber immer noch voller Energie«, erzählt der 78-Jährige. »Mit 21 bin ich in die USA gekommen, um Elektrotechnik zu studieren. Nebenbei habe ich als Bartender gejobbt und schnell meine Liebe zu diesem Beruf entdeckt«, sagt er weiter. »Ich kann einfach nicht aufhören und arbeite immer noch drei Tage in der Woche.« Mit dem »French Kiss« steht ein von ihm kreierter Cocktail auf der Karte. »Diesen Drink habe ich speziell für ein junges Paar aus Japan gemixt, das hier auf Hochzeitsreise war. Sie waren total begeistert, haben mich später nach Japan eingeladen und dazu motiviert, Japanisch zu lernen«, erinnert sich Guzelian an eine von vielen Begebenheiten.

Allein der Blick auf Downtown L.A. wäre schon einen Besuch im »Broken Shaker«, der Bar des »Freehand Hotel«, wert. Die Dachterrasse ist eine Cocktail-Oase in der Metropole.

»Ja, die Innenstadt ist wieder attraktiv geworden«, bestätigt er. »Gehen Sie doch mal in die Markthalle!« Den Grand Central Market gibt es schon seit 1917. Doch wo früher billige Tacos und südamerikanische Gewürze verkauft wurden, gibt es jetzt Delikatessen vom Feinsten. Echten Kaffeegenuss bietet zum Beispiel G & B, und wer auf das Frühstück im Hotel verzichtet, findet im »Eggslut« mit einem herrlichen Eisandwich eine preiswerte Alternative. Andere schwören auf das »Wexler’s« und sind sicher, dass das Pastrami-Sandwich das beste der Stadt ist. 
Angesagt ist auch »The Exchange« im gerade eröffneten »Freehand Hotel«. Küchenchef Alex Chang begeistert mit seinen israelisch beeinflussten Gerichten wie einer Tahini, eine Paste aus fein gemahlenen Sesamkörnern, mit pürierter Tomate, frischem Basilikum und kalifornischem Olivenöl, oder Pargiyot-Hühnchen mit Schawarma-Gewürzen, Karottenmus und Joghurt. Zum Abschluss empfiehlt sich ein Drink auf der Dachterrasse – dort können Besucher am Pool in der Bar »Broken Shaker« neben der Aussicht einen Cocktail genießen. Noch höher geht es in Amerikas größtem »InterContinental« hinauf: Im »La Boucherie«, einem Steakhaus im 71. Stockwerk, gibt es neben der fantastischen Aussicht eine Weinkarte mit 1200 Positionen.

Ein Abstecher in die Wüste nach Palm Springs beweist: Auch hier hat sich die California Cuisine mit tollen Produkten und frischen Ideen durchgesetzt. Im »Workshop Kitchen & Bar« etwa begeistert nicht nur das stilvolle Design, sondern auch das »Farm to table«-Konzept. Am besten kann man es am Wochenende beim Brunch genießen.
Doch zurück an die Küste und auf den Highway Number One, die Traumstraße Kaliforniens. Einer der schönsten Orte auf dem Weg nach San Francisco ist Santa Barbara. Da findet man die breiten, palmengesäumten Strände und das historische Zentrum, geprägt von weiß leuchtenden Häusern mit roten Ziegeldächern, die vom spanisch-kolonialen Erbe zeugen. Auch der neueste Hotelzugang, das luxuriöse Californian mit 121 Zimmern, verbirgt sich hinter einer Originalfassade aus 1925. Mit dem »Blackbird« verfügt es über ein klassisch eingerichtetes Lokal, eine echte Bereicherung der vielfältigen Gastro-Szene der Stadt. Gekocht wird mediterran, vor allem fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte kommen auf den Tisch. 

Santa Barbara ist auch Ausgangspunkt für einen Ausflug ins Santa Ynez Valley. Pinot-Noir-Freunde denken vielleicht an den legendären Film »Sideways«, eine Hommage an den Pinot Noir. Bis heute gibt es eine Route, auf der Besucher den Schauplätzen des Films folgen können. Die nobelste aller Rebsorten findet hier durch das kühle Klima ideale Bedingungen und ambitionierte Winzer wie Justin Willett von Tyler Winery, die es verstehen, aus den Trauben Weine von absoluter Weltklasse zu erzeugen. Seine geschliffenen Pinots Noirs sind ebenso wie die üppigen Chardonnays zumeist ausverkauft.
Jeden Tag in einem anderen Land essen – im Schmelztiegel San Francisco ist das kein Problem. Die Vielfalt der nationalen Küchen macht eine kulinarische Entdeckungsreise lohnenswert: chinesisch, japanisch, koreanisch, kreolisch, italienisch, indisch, deutsch – und man kann sicher sein, was nichts taugt, hat angesichts der Konkurrenz keine Überlebenschance. Mit dem Napa und dem Sonoma Valley kann San Francisco auch noch mit gleich zwei Weinregionen in der Umgebung punkten. Napa, das berühmteste Tal der »Neuen Weinwelt«, bietet kulinarisches Vergnügen im Überfluss. Doch Sonoma ist seiner Schwester dicht auf den Fersen. Zudem gibt es dort nicht nur Weinberge, sondern auch dichte Mammutbaumwälder und wildromantische Küstenabschnitte. Mit dem Auto überquert man die Golden Gate Bridge und ist in 45 Minuten da.

Über 450 Weingüter gibt es in Sonoma. Eines davon gehört Starregisseur Francis Ford Coppola. Er hat aus dem einstigen Château Sovereign ein Erlebnisweingut mit Swimmingpool und Filmmuseum gemacht: »Ein bisschen Show und Extravaganz schaden dem Geschäft nicht«, meint er. Seine komplexen, tiefgründigen Rotweine sind keine oberflächlichen Hollywood-Sternchen. 
Wer weiter auf der Route 128 gen Norden fährt, kommt durch das Anderson Valley. Wo noch bis vor Kurzem Streuobstwiesen dominierten, wächst jetzt Wein. Dan und Margaret Duckhorn gründeten 1996 die Goldeneye Winery – heute zählen die Pinots Noirs von Winzer Michael Accurso zu den Besten der Neuen Welt. Längst vorbei die Zeiten, in denen versucht wurde, das Burgund zu kopieren. Kalifornien hat durch neue Wege in der Weinbergarbeit und das Zurückfahren des Einsatzes von neuem Holz einen eigenen Pinot-Stil entwickelt, der regelmäßig zu hohen Punktzahlen und Auszeichnungen führt. 

Hall Wines, Rutherford

Die Kathryn Hall Vineyards in Rutherford beeindrucken durch einen imposanten Verkostungsraum. Für dessen Errichtung durch den steirischen Weinkeller-Experten Friedrich Gruber wurden alte Wienerberger-k.-u.-k.-Mauerziegel von Österreich nach Amerika importiert. Der Kronleuchter stammt von Donald Lipski, u. a. bekannt für seine imposante Licht-Installation im Grand Central Terminal in New York.

Detlef Berg
Detlef Berg
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