Blick vom Leithagebirge auf die idyllische Freistadt Rust, die kleinste Stadt Österreichs. Im Hintergrund glitzert das Wasser des Neusiedler Sees.

Blick vom Leithagebirge auf die idyllische Freistadt Rust, die kleinste Stadt Österreichs. Im Hintergrund glitzert das Wasser des Neusiedler Sees.
© WSNA

Herbstgenuss am Westufer des Neusiedler Sees

Das Westufer des Neusiedler Sees liegt nicht nur in schönster Umgebung, sondern verbindet Kulinarik, Weinbau und Gastlichkeit.

Das Westufer des Neusiedler Sees, das sich an das dahinter liegende Leithagebirge schmiegt, besticht mit unverwechselbarem Charme – und hat doch immer noch etwas von einem Geheimtipp. Dabei halten Land, Leute, Küchen und Keller so viele Genussfacetten bereit, dass es viele Wochenenden benötigt, um alle zu erkunden. Auf der kulinarischen Landkarte warten zahllose Köstlichkeiten darauf, entdeckt zu werden – gleich vor Ort oder als Take-away in der eigenen Küche: Mangalitzaspeck, Quittenmarmelade, Paprika-Limetten-Schmalz oder Dirndlkompott von Richard und Beate Triebaumer in Rust etwa, um einige Beispiele zu nennen.

In der kulinarischen Oberliga der westlichen Seeseite steht ein Name ganz oben: Max Stiegl. Er kocht im einstigen Lesehof »Gut Purbach« und hat eine Schwäche für die schwierigsten Teile vom Tier, die Innereien. Aber auch frischer Fisch aus dem Neusiedler See, Lamm aus der eigenen Zucht, Geflügel aus der Nachbarschaft und Kräuter aus dem Gutsgarten sind Ingredienzien, mit denen er seine Nose-to-tail-Philosophie kompromisslos verfolgt. Dazu gibt es Weine aus dem Burgenland und französische Tropfen. Und für danach: ein Zimmer im charmanten Hotel.

Offen für Neues

Das Besinnen auf Regionalität und doch offen für Neues zu sein, hat auch im Restaurant »Braunstein – Pauli’s Stuben« in Purbach Tradition und geht mit burgenländischen Produkten und Zubereitungen nach überlieferten Rezepten eine köstliche Symbiose ein.

Susanne und Michael Pilz sind Gastgeber und Sommelière bzw. Koch im »Wirtshaus im Hofgassl«, einem schön renovierten Bürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert im historischen Stadtkern von Rust. Gekocht wird klassisch österreichisch mit vielen burgenländischen Besonderheiten, serviert auch im sehr schönen Gastgarten mit Kräutergarten und Brunnen im idyllischen Innenhof.

Nahe genug für eine genussvolle Einkehr ist auch der »Taubenkobel«,  das legendäre Gourmetrestaurant samt Greißlerei-Bistro der Familie Eselböck in Schützen am Gebirge. Hier steht Alain Weissgerber am Herd, Gastgeberin ist seine Ehefrau Barbara Eselböck. Der Elsässer kocht nach zwei Maximen: Regionalität und Saisonalität.

Auf die Teller kommen pannonische Gourmetmenüs mit Wildkräutern vom See und frischen Zutaten von befreundeten Produzenten. Die kleine Schwester des Restaurants ist die Bistro-Greißlerei mit einer Mix-Küche aus Piemont und Pannonien und wunderbaren hausgemachten Delikatessen. Ein Relais-&-Chateaux-Boutique-Hotel samt Schwimmteich und idyllischem Gastgarten machen aus dem Haus eine alle Bedürfnisse umfassende Genuss-Adresse –  nicht nur für ein Wochenende.

Um die Freistadt Rust reihen sich, wie Perlen, die Orte Purbach, Donnerskirchen, Oggau und Mörbisch, in denen die Kunst des Weinmachens tief verwurzelt ist – ist dieses Gebiet doch das historische Herzstück des pannonischen Weinlandes, das mit dem südlich von Eisenstadt gelegenen Zagersdorf die älteste Rotweingemeinde des Burgenlands aufweist. Bei Freilegung eines Hügelgrabs aus der Hallstattzeit (um 700 vor Chr.) wurden hier Gefäße mit Traubenkernen aus dieser Zeit entdeckt.

Die Winzer freuen sich mit ihren Rebstöcken über 2400 Sonnenstunden pro Jahr und perfektes Klima für den Weinbau. Wie vielfältig dieser auf kleinstem Raum sein kann, zeigen nur vier Namen und zwei Beispiele als Draufgabe: traditionell bei Feiler-Artinger in Rust und feinfühlig bei Ernst Triebaumer ebenda. Intuitiv bei Prieler in Schützen und fokussiert schließlich bei Markus Altenburger in Jois. Und nicht zuletzt setzen auch die beiden »Pannobile«-Winzer Gernot Heinrich und Hans Nitt­naus auf Trauben vom Westufer des Neusiedler Sees.

Lebensart und Kultur

Die Seele der pannonischen Lebensart spiegelt sich allerorts, und den Genuss-Flaneur erwarten landschaftliche und kulturelle ebenso wie kulinarische Highlights. Wer gerne Sport und Kultur verbindet, der ist etwa am Festival-Radweg richtig. Dieser Radrundweg verbindet einige der schönsten Orte des Burgenlands und kombiniert Kultur-Highlights mit Wein- und Kulinarik-Erlebnissen.

Die Freistadt Rust ist bekannt für ihren Wein, aber auch für die Störche, die hier von April bis Mitte August brüten. St. Margarethen ist nicht nur wegen seiner monumentalen Opernfestspiele und Passionsspiele im Römersteinbruch ein Begriff, sondern auch geschichtsträchtiges Terrain: Am 19. August 1989 wurde der kleine Ort an der ungarischen Grenze für Hunderte DDR-Bürger zum Tor in die Freiheit und trug so zum Ende kommunistischer Regimes in Europa bei.

Festspiele haben schließlich auch Mörbisch bekannt gemacht – aber auch der Wein hat hier eine sehr gute Bühne, bei Franz Schindler zum Beispiel. Neben der Landschaft prägten und prägen auf vielerlei Art außergewöhnliche Menschen diese besondere Region am Steppensee.


HOTELS

  • Relais & Chateaux Taubenkobel
    Hauptstraße 31-33, 7081 Rust
    taubenkobel.com
     
  • Restaurant & Hotel Braunstein
    Fellnergasse 1a, 7083 Purbach am Neusiedler See
    braunstein.at

Anmerkung: Dieser Travelguide ist nur in der österreichischen Ausgabe des Falstaff Magazins 06/20 erschienen.

Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2020

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Ilse Fischer
Ilse Fischer
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