Die Aziende Agricole Associate Visco & Filippi.

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Das Comeback des Soave

Die ganze Welt kennt den wohl bekanntesten italienischen Weißwein, aber nur wenige wissen, wo er angebaut wird. Eine Reise in die Weinbauregion östlich von Verona.

Zart, sanft, angenehm – das bedeutet »Soave« wörtlich übersetzt. Und kennt man seine Herkunft, empfindet man diese Beschreibung als äußert passend. Östlich von Verona wird der Weiße angebaut, rund um das Städtchen Soave, dessen zinnenbewehrte Burganlage bis auf die ersten Hügel der Alpen. Castelcerino auf knapp 400 Meter Höhe ist der höchstgelegene Punkt der Region. Ob die Reben für den Soave in Hanglage oder im Tal stehen, macht einen großen Unterschied.

In den Tälern dominieren Schwemmböden mit mehr oder weniger reichem Kalkanteil, während die meisten Hügel aus Resten > schon von der Autobahn aus zu erkennen ist. Links und rechts davon ziehen sich die Reben, in Reih und Glied geordnet, den Hang hinunter. Das Hauptanbaugebiet für Soave liegt um die Orte Soave und Monteforte d’Alpone, weitere wichtige Ortschaften sind Colognola ai Colli und Montecchia.

Die Weinanlagen reichen von der Ebene hinauf bis auf die ersten Hügel der Alpen. Castelcerino auf knapp 400 Meter Höhe ist der höchstgelegene Punkt der Region. Ob die Reben für den Soave in Hanglage oder im Tal stehen, macht einen großen Unterschied. In den Tälern dominieren Schwemmböden mit mehr oder weniger reichem Kalkanteil, während die meisten Hügel aus Resten eines großen Vulkans bestehen. Weine von Kalkböden sind duftiger, feiner und eleganter, Weine von Vulkanböden im allgemeinen fülliger, zeigen reifere Fruchtnoten und entwickeln sich langsamer.

Der Unterschied zwischen Hang und Tal kommt auch in den verschiedenen Bezeichnungen der Weine zum Ausdruck. Ein Wein aus einer Tallage darf sich ganz allgemein »Soave DOC« nennen. Wachsen die Trauben hingegen auf den Hügellagen von Soave und Monteforte, so kommt zur Bezeichnung »Soave« der begehrte Zusatz »Classico« hinzu. Auch außerhalb des klassischen Anbaugebiets gibt es nicht nur Tal-, sondern auch Hanglagen. Die laufen dann unter der Bezeichnung »Soave Colli Scaligeri DOC«.

Die 2002 eingeführte Klassifizierung »Soave Superiore DOCG«, unter der alle kräftigeren und länger ausgebauten Weine zusammengefasst wurden, scheint ein Auslaufmodell zu sein. Der Weingenießer war überfordert ob der vielen ähnlichen Namen, und so hielt man sich ans Bewährte: Soave und Soave Classico. Stattdessen hat man unter der Führung des rührigen Consorzio eine neue Strategie gewählt: das Projekt »Soave Cru«. Ausgehend von Bodenproben, aber auch auf der Grundlage historischer Erfahrungen, wurden insgesamt 47 Großlagen ausfindig gemacht. Die kleinste umfasst fünf Hektar, die größte 420 Hektar, bis auf sechs liegen alle in der Classico-Zone.

Ein Soave entsteht vorwiegend aus der Garganega-Traube, eine autochthone Varietät, die nur hier verbreitet ist. Garganega reift relativ spät, in der Regel in der ersten Oktoberhälfte, und ist gekennzeichnet durch feinen Duft. Bei hohen Erträgen wirken die Weine anonym und banal, bei geringen Erträgen und vom richtigen Standort hingegen können Garganega-Weine komplexe Vielfalt erreichen.

Die zweite wichtige Traube ist die kleinbeerige Trebbiano di Soave, ebenfalls eine autochthone Sorte. In den letzten Jahren besann man sich wieder verstärkt der Qualitäten dieser Traube, die den Weinen Lebendigkeit und Struktur verleiht. Der Anteil des Trebbiano di Soave in einem Soave darf bis zu 30 Prozent betragen, der Rest muss Garganega sein. Aber auch Soave sortenrein aus Garganega ist möglich. Weitere erlaubte »Partner« der Garganega-Traube sind Chardonnay und Weißburgunder.

Im Anbaugebiet des Soave gibt es viele gut organisierte Winzergenossenschaften, allen voran die Cantina di Soave. Darüber hinaus gibt es aber auch viele kleine und mittelgroße Winzer, die nicht nur das Salz in der Suppe sind, sondern auch bei der Qualität die Spitze bilden. Das gilt nicht nur für bekannte und arrivierte Betriebe wie Gini, Pieropan, Inama oder Suavia, auch viele andere Winzer warten immer wieder mit erfreulichen Entdeckungen vor den Toren Veronas auf. Soave – ein Gebiet, von dem also noch viel zu hören sein wird.

Aus Falstaff Magazin Nr. 04/2014

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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