Tasting vom 23.11.2012
Die Küste der Toskana ist über 250 Kilometer lang, und entsprechend unterschiedlich sind die Weinbaugebiete. Während im Norden, um Massa, Lucca und Pisa, sowie im Süden, um Grosseto und Scansano, der Weinbau eine lange Tradition hat, haben die heute führenden Gebiete um Bolgheri und Suvereto eine recht junge Geschichte. Allen gemeinsam aber sind die hohe Lichtintensität und die klimatisch ausgleichende Wirkung des Meeres. Im Norden und Süden ist der Weinbau von Sangiovese geprägt, in Bolgheri hat man von Beginn an auf Cabernet und Merlot gesetzt. In den letzten Jahren wurden auch Syrah und Petit Verdot verstärkt ausgepflanzt – und das mit großem Erfolg! Die Jahrgänge an der Küste fallen durch das von der Meernähe beeinflusste Klima anders aus als in den zentralen Gebieten der Toskana. So war 2008 an der Küste ein großartiges Jahr. Auch 2009, anfänglich als eher schwieriger Jahrgang eingestuft, entpuppt sich nun bei den fertigen Weinen als hervorragend. Einmal mehr untermauert das Anbaugebiet von Bolgheri seine überragende Position. Die Weine dort sind in der Regel vielschichtiger und eigenständiger als in den umliegenden Gebieten. 2009 scheint das große Jahr für Cabernet Franc gewesen zu sein, Le Macchiole Paleo und der Lienà von Giovanni Chiappini belegen es. Wie aus dem Bilderbuch sind auch die beiden Leitweine der Region ausgefallen, Ornellaia und Sassicaia – auch in ihrer Unterschiedlichkeit. Dicht, kompakt und mit großer Tiefe der Ornellaia; vielleicht mit etwas weniger Konzentration der Sassicaia, aber mit unglaublich charmanter Frucht und einer Stilistik, die ihn unverwechselbar macht. Da ist die Flasche leer, noch ehe man sichs versieht! Notizen von Othmar Kiem