Tasting vom 22.03.2013
Wenn es um die Einschätzung der großen Weine aus Bordeaux geht, dann ist nach wie vor Robert Parker die weltweit anerkannte Referenz. Sicher ist es auch von Interesse, die Aufzeichnungen von Michael Broadbent oder David Peppercorn zu studieren, dort kann man sich allerdings nur informieren, wie ein 1945er oder 1959er vor dreißig, vierzig Jahren geschmeckt hat. Deutschsprachigen Lesern steht mit René Gabriel wenigstens eine zweite verlässliche und erfahrene Meinung zur Verfügung. Aber auch Parker kann schwerlich alle Raritäten jährlich neu verkosten. Es ist daher auch beim »Wine Advocate« nötig, zu prüfen, von wann die letzte Notiz datiert. Das kann durchaus vor 15 Jahren gewesen sein – für die Entwicklung einer bereits einigermaßen reifen Eintelflasche eine lange, lange Zeit. Falstaff hat den Versuch unternommen, die Glaubhaftigkeit und damit den Nutzwert der Parker-Punkte zu überprüfen, indem eine zwölfköpfige Expertenrunde 18 unbestrittene Top-Weine aus den Traum-Jahrgängen 1990, 1989, 1982, 1961, 1959 und 1945 blind verkostete und die Ergebnisse mit jenen Robert Parkers verglich. Bei Weinraritäten braucht es immer auch Flaschenglück, und dieses war der Runde hold. So konnte die Probe unter Idealbedingungen ablaufen. Verglichen wurde stets ein Weinpaar aus dem identen Jahrgang. Zehn Weine gingen mit 100 Parker-Punkten ins Rennen – immerhin zwei davon wurden auch von der Falstaff-Jury so bewertet. Und das ist bei einem Panel bereits erstaunlich. Als Fazit ist klar festzuhalten: Bedenkt man den Reifezustand der Flaschen und die dadurch möglichen Abweichungen, so erweist sich Parker als sehr verlässlich. Und das ist gut so. Notizen von Peter Moser