Parker: 100 Punkte auf die Probe gestellt

Tasting

Tasting vom 15.10.2014

Zu einer Blindprobe der besonderen Art lud Anfang September der Weinhändler CWD nach Hamburg. Sieben von Robert Parker mit 100 Punkten bewertete Weine wurden von einem Panel überwiegend aus den Reihen des Handelshauses einer Blindprobe unterzogen. Zwei Piraten ergänzten den hochkarätigen Neuner-Flight: zwei Jahrgänge des Shootingstars der südafrikanischen Weinszene namens »G«. Naturgemäß standen zwei Fragen im Zentrum des Interesses. Zum einen, würden sich die 100-Punkte-Weine ihres hohen Ratings würdig erweisen? Und zum zweiten, wie würde sich der Außenseiter in der hochkarätigen Umgebung behaupten?
Zur Beantwortung der ersten Frage kann man das Fazit ziehen, dass beim Mittelwert der vergebenen Wertungen eigentlich nur Château Latour 2010 den 100 Punkten nahe kam – mit einem Schnitt von 99,2 Punkten. Im anderen Extrem verursachte Château Haut-Brion 2009 die meisten Diskussionen. Frank Kämmer MW benannte diesen Wein in seinem Resümee als den »eindeutig schwächsten« des Flights. Und auch wenn das Premier Cru Classé aus Pessac im Mittel der Bewertungen mit 96,2 Punkten nicht den letzten Platz belegte, muss man vor allem an der etwas rauen Gerbstoffqualität dieses Weins doch einige Zweifel anmelden.
Das Abschneiden des Außenseiters verblüffte. Selbst wenn man die Wertungen der im Weinhandel Tätigen außer Betracht lässt – die den Wein ja kennen und vielleicht wiedererkannt haben –, so fielen beide Jahrgänge »G« weder bei der Punktebewertung ab noch im Probeneindruck. Beim Versuch, die Herkunft zu erraten, führten diese Weine systematisch in die Irre: Der Duft des 2012ers hätte zu einem Hermitage gepasst, die Gaumenstruktur des 2011ers zu einem Richebourg – kaum jemand hätte als Herkunft dieser Weine auf die so genannte Neue Welt getippt.
Offensichtlich wächst dem internationalen Weinmarkt hier ein neuer Kultwein heran. Ein Umstand, der weniger verblüfft, wenn man weiß, wer hinter dem Wein steht: Bordeaux’ Önologieprofessor Denis Dubourdieu ist der Kopf des Unternehmens. Und führt einen wagemutigen Plan durch: Das Weingut arbeitet ohne eigene Weinberge. Jahrgang für Jahrgang abwechselnd werden Trauben aus rund 15 Weinbergslagen im Umkreis von rund 120 Kilometern um Stellenbosch eingekauft, oft nur aus wenigen ausgewählten Reihen. Die Sortenkomposition wird nicht kommuniziert. Notizen und Bewertungen von Ulrich Sautter (in Klammern die Durchschnittswertungen des Panels)

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