Tasting vom 21.03.2014
Tradition und Moderne, Burgund und Bordeaux – Spaniens Rotwein-Eldorado Rioja steht wie kaum eine andere Weinbauregion im Spannungsfeld gegensätzlicher Einflüsse. Und nun nimmt die Entwicklung noch eine andere Richtung: Die Weine einer neuen Generation passen in keine Schublade mehr – und sind vielleicht gerade darum Rioja-typischer denn je. Die Weine wurden in Wien von Peter Moser sowie vor Ort auf den Weingütern von Ulrich Sautter verkostet und bewertet. Alle Jahrgänge sind aktuell am Markt – oder werden innerhalb der nächsten Wochen in den Verkauf gelangen. Die verschiedenartigen Ausbaustile bedingen, dass sich in der Falstaff-Auswahl Weine verschiedenster Jahrgänge wiederfinden: Das Spektrum reicht bei den Rotweinen von 2011 bis 1994. Diese Zeitspanne ist reich an ausgesprochenen Spitzenjahren, zu diesen zählen 2010, 2005, 2004, 2001 und 1994. Auch der Jahrgang 2011 wurde vom Kontrollgremium für den Riojawein, vom Cosecho Regolador, in die beste Kategorie »exzellent« eingestuft. Wenn die jetzt gewonnenen Verkostungseindrücke nicht täuschen, erreicht 2011 zwar vielleicht nicht ganz das Niveau von 2005 oder 2010, doch die Einschätzung in die höchste Kategorie wurde sicher zurecht vorgenommen. Dahinter folgt 2009, das betont alkoholkräftige und gerbstoffreiche Weine hervorgebracht hat, die zuweilen untypisch (wenngleich imposant) wirken. 2008, 2007, 1998 sind sehr gute Jahre, deren Weine klassische Proportionen aufweisen. Die Weine aus 2006 – einem Jahr mit der offiziellen Einschätzung »muy bien« (sehr gut) – neigen häufig etwas zur Breite. 2002 gilt als mittelmäßiger Jahrgang – doch der einzige aus diesem Jahr stammende Wein unserer Auswahl (Viña Tondonia Reserva) belegt, dass auch in mittleren Jahren Hervorragendes (und nicht zuletzt langsam Reifendes) entstehen kann. Den Weinen der jüngeren Jahrgänge sollte man unbedingt weitere Reifezeit im Keller gönnen. Doch auch traditionelle Gran-Reserva-Weine aus Jahren, die jetzt bereits gut zu trinken sind, halten und verfeinern sich in der Regel problemlos für weitere zwei oder drei Dekaden. Notizen von Peter Moser und Ulrich Sautter