Chave-Vertikal Hermitage ’78–’06

Tasting

Tasting vom 15.03.2011

Es ist das »Mysterium der Mineralik«, so formulierte es einmal die »Revue du Vin de France«, das sich in den Weinen der Lage Hermitage und speziell in jenen der Herren Chave für den Kenner ausbreitet. Vater Gérard und Sohn Jean-Louis stehen in einer jahrhundertelangen Kette von Winzern, die bereits seit 1481 Weinbau betreiben. Nach der Reblauskatastrophe begann man auf der linken Flussseite der Rhône, sukzessive Rieden am Hermitage-Berg zu erwerben. Der Hermitage aus dem Hause Chave ist heute eine Assemblage aus reinen Syrah-Grundweinen, die aus neun unterschiedlichen Lagen ihres 14,5 Hektar großen Besitzes auf diesem Weinberg stammen. Das Rückgrat der ­Cuvée bildet der Anteil aus dem granitreichen Les Bessards, dann gleich daneben, etwas kalkreicher, Le Méal, ein kleiner Anteil aus dem Les ­Roucoles, wo die Chaves mehrheitlich Reben für ihren weißen Hermitage stehen haben und der Syrah mehr Tannin entwickelt, und schließlich die zwei Monopollagen der Familie, L’Hermite und Peléat. Diese Weingärten sind zum Teil mit sehr alten Stöcken bepflanzt, bringen geringe Erträge und Trauben mit ausgesprochener Mineralik hervor. Die Vinifikation ist sehr traditionell, der Hermitage sieht recht wenig neues Holz und wird schließlich in großen Holzfässern von 1300 Litern und gebrauchten Barriques gereift. Seit 1990 gibt es in speziellen Jahren eine zweite Cuvée namens »Cathelin«, benannt nach dem befreundeten Maler Bernard Cathelin, der das Etikett gestaltete. Leider werden von diesem Wein meist nicht mehr als 100 bis 200 Kisten erzeugt, er kommt zu Gänze aus neuen Barriques und unterscheidet sich dadurch stilistisch deutlich vom »klassischen« Hermitage des Hauses. Diese rare Mikro-Cuvée taucht so gut wie nur bei Auktionen auf, die Preise sind exorbitant – das bedeutet vierstellig. Im Hause Chave wird man nie hören, dass »Cathelin« der bessere Hermitage wäre, vielleicht stoffiger, aber nicht so finessenreich wie der »normale« Hermitage. Neben diesen großen Sortenreinen Syrah-Weinen erzeugt das Haus Chave auch weißen Hermitage aus rund 85 Prozent Marsanne und 15 Prozent Roussanne. Die Weine kombinieren Kraft mit Eleganz; auch sie müssen eine gewisse Zeit heranreifen, bis sie ihr ganzes Potenzial zeigen, und sind dann sehr versatile Speisenbegleiter. Während bei den weißen Weinen das Vergnügen bereits nach fünf Jahren beginnt, sollte man den roten besser zehn Jahre geben, damit sie sich einer ersten Trinkreife annähern können; der rote Hermitage besitzt das deutlich bessere Reifepotenzial. Des Weiteren erzeugt die Domaine Chave noch Wein aus ihren rund fünf Hektar großen Besitzungen ihrer Stammappellation Saint-Joseph, wo uralte Granitterrassen rekultiviert wurden. Ein kleines Handelshaus für Weine aus zugekauften Trauben namens J.-L. Chave Sélection liefert sehr gute Weine zu einem leistbaren Preis, darunter den Hermitage Farconnet sowie einen weißen Hermitage, Saint-Joseph »Offerus«, den Côtes du Rhône »Mon Coeur«, den roten Crozes-Hermitage »Silene« und den weißen »Sybele« aus Marsanne. Ein herzlicher Dank gilt dem Organisator der Probe, Willibald Balanjuk. Notizen von Peter Moser

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