Tasting vom 22.03.2012
Die Toskana verzeichnete 2007 eine der frühesten Weinlesen der vergangenen Jahrzehnte. Bereits Mitte September waren die Trauben im Großraum Montalcino weitgehend eingebracht. Kerngesund und hochreif waren sie, mitunter aber auch schon überreif und mit sehr hohen Zuckerwerten. Nun kommen die Weine aus diesem außergewöhnlichen Jahrgang auf den Markt. Mit verführerischen Duftnoten, erstaunlich zugänglich und mit viel reifer Frucht, geschmeidig, mit reifen, sehr gut eingebauten Tanninen und mit viel süßem Schmelz ausgestattet: So präsentieren sich die besten aus 2007. Aber es gibt auch die Kehrseite der Medaille – und das leider nicht selten: Überreife, gekochte und betont marmeladige Noten, trockene, harsche Tannine und brandig vom hohen Alkoholgehalt, Weine, die müde und ausgezehrt wirken. Bei 2007 sollte man genau wählen. Im Normalfall gilt: Die Riservas halten selten, was die Annata-Qualitäten im Jahr zuvor versprochen haben. Die 2006er Riservas sind die Ausnahme von dieser Regel. Noch nie gab es so viele großartige Riservas. Die Weine haben alles, was man sich von einem großen Brunello, von einem großen Wein wünschen kann: betörende Nase, frische Frucht, geschliffenes, präsentes Tannin, saftige Säure, Tiefe und Komplexität. Im Vergleich der beiden aktuellen Jahrgänge ziehe ich daher eindeutig 2006 vor. Aber auch 2007 bietet im Spitzenbereich beeindruckende Weine, die mit ihrer Geschmeidigkeit und Unmittelbarkeit viele Liebhaber finden werden. Notizen von Othmar Kiem