Zurück zum Beton
Form findet Funktion: Das Museum für Gestaltung in Zürich beeindruckt nicht nur durch eine riesige
Design-Sammlung. Auch das Gebäude selbst ist ein Ausstellungsstück.
Alles Bahnbrechende hat es am Anfang schwer: «Schulfabrik» nannten die Zürcher einst verächtlich den Neubau der Kunstgewerbeschule samt Museum. Das zwischen 1930 und 1933 von Karl Egender und Adolf Steger konzipierte Haus ist ein faszinierendes Beispiel für den europaweiten Trend des «Neuen Bauens», das auf Sachlichkeit und Materialien wie Glas, Stahl, Beton und Backstein setzte. Es ging darum, einfache Formen maximal funktional und kostengünstig herzustellen. Schliesslich wollten die Architekten auch der damaligen Wohnungsnot entgegenwirken.
Das Museum für Gestaltung in der Ausstellungsstrasse 60 war lange nicht nur wegen seiner mehr als 500.000 Objekte umfassenden Sammlung – von Plakaten über Design und Kunstgewerbe bis hin zu Grafik und Werbefilmen – eine der führenden Adressen in Europa, sondern auch, weil das Gebäude selbst ein Ausstellungsstück ist. Es war der erste grosse, öffentliche Bau der klassischen Moderne in Zürich. 1994 wurde das Areal unter Denkmalschutz gestellt, aber um den Museumsbetrieb auch weiterhin sicherzustellen, waren grundlegende Sanierungsarbeiten notwendig. Eine der wichtigsten Massnahmen war die Entfernung eines Zwischenbodens im ersten Obergeschoss, der 1960 eingezogen worden war. Dadurch konnte der ursprüngliche Querschnitt der Ausstellungshalle wiederhergestellt werden.
Nun strahlt das Gebäude, das die letzten Jahre geschlossen hatte, wieder in neuem, altem Glanz. Die Sammlung ist endlich wieder an ihren Ursprungsort zurückgekehrt. Zur Eröffnung sind Highlights daraus zu sehen: von der berühmten SBB-Bahnhofsuhr über eine Lithografie von El Lissitzky bis hin zu einem Cocktailkleid von Balenciaga.
Es gibt schöne, nützliche und kuriose Alltagsdinge aus der Schweiz zu entdecken: Allein 20.000 Verpackungen hat das Museum über die Jahre angehäuft, jede Menge Vasen und herausragende Beispiele von Textilkunst wurden archiviert. Zudem sind zahlreiche Plakate aus über 100 Jahren ausgestellt. Eine weitere Schau mit dem Titel «Ideales Wohnen» beschäftigt sich damit, wie sich Schweizer Designer vorstellten, dass man sich einrichten sollte. Zu besichtigen sind sieben Musterwohnzimmer – von den Stahlrohrmöbeln der 1930er-Jahre bis zur Pop-Art der 1960er-Jahre. Ausserdem sollen regelmässig stattfindende Workshops Design sehr konkret vermitteln.
Aber selbst wer keine Zeit hat, lange in eine der aktuellen Ausstellungen zu gehen, das Café und die neue «Swiss Design Lounge» eignen sich bestens zum Chillen. Und, wer Schweizer Design schätzte, der findet sicher etwas im Shop. Und sei es der berühmte Kartoffelschäler «Rex», der das Kochen einfacher macht und in seinem formschönen Minimalismus einfach perfekt ist.