Naturhighlight: die Donauschlinge in Schlögen auf halbem Weg zwischen Passau und Linz in Oberösterreich.

Naturhighlight: die Donauschlinge in Schlögen auf halbem Weg zwischen Passau und Linz in Oberösterreich.
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Wie klingt und schmeckt die Donau?

Dunav, Duna, Dunarea, Dunaj, Danuvius? Die Protagonistin ist immer die Donau. Seit Jahrhunderten fließt sie durch Europa und ist Zeugin vieler Geschehnisse und Abenteuer.

Wie haben, fragt Michael W. Weithmann in seinem Donaubuch, die Menschen diesen großen Fluss interpretiert, wie haben sie ihn »benutzt«? Als Straße, Brücke und als Grenze, folgert er. Kann man sagen, dass hier die Geschichte Mitteleuropas geschrieben wurde? Ohne Frage war der mächtige Strom immer ein vielstimmiger Chor aus politischen und kulturellen Tönen, und diese haben den alten Reiseweg zu einem historischen Ort gemacht, dessen Kraft bis heute wirkt. Die Donau fließt durch so viele Länder wie kein anderer europäischer Fluss, und wie wenige andere hat sie Dichter, Musiker und Reisende herausgefordert, mit vielschichtigen Erzählungen entlang und über den Fluss Geschichte(n) zu schreiben.

Musik ist die gemeinsame Sprache

Einer davon war Hubert von Goisern, Oberösterreicher und Europäer. Seine Reise war ein musikalischer Brückenschlag quer durch Europa, die Donau entlang, mit Linz als Ausgangspunkt, Zentrum und Schlusspunkt dieser musikalischen Expedition auf der Donau und den Flüssen Europas. Zu dieser Zeit (2009) war Linz Kulturhauptstadt und mit seiner attraktiven Kunstszene auch ein perfekter Ort für den künstlerischen Entwurf Ost-West-Integration. Mit einem schwimmenden, klingenden, singenden Dorf, wie Hubert von Goisern es nannte, fuhr er die Donau stromaufwärts und stromabwärts quer durch Europa, von den Zentren bis an die Ränder, von Linz aus nach Rotterdam und bis zum Schwarzen Meer. Seine Reise erzählt von Begegnungen mit Menschen entlang der Ufer, von Künstlerkollegen, von gemeinsamen Konzerten, von der Sehnsucht nach Freiheit und Ferne und von einer Vision: der Einheit in der Vielfalt.

Hommage an die Donau

Und dann ist da auch noch Claudio Magris, der berühmte italienische Schriftsteller und Europäer von Graden. Seine Hommage an den Strom ist ein Buch mit fast 500 Seiten: »Donau. Biographie eines Flusses«. Dieses Epos eines Flaneurs ist eine Reise in die Zeit und in den Raum, ein Baedeker, in dem es wimmelt von Begegnungen mit Orten, Menschen und Erinnerungen. Auch der ungarische Schriftsteller Péter Esterházy fuhr »Donau abwärts« und Nick Thorpe machte »Eine Reise gegen den Strom«. Ungefähr 350 Kilometer lang ist die Reise der Donau durch Österreich, und sie passiert in ihrem Lauf unterschiedliche Landschaftsräume und Kulturlandschaften. Und um alle ihre Geschichten zu erzählen, müssten auch wir ein Buch darüber schreiben.
Da ist einmal der Flusslauf von der historischen Bischofsstadt Passau über die UNESCO City of Media Arts Linz bis Grein. Barocke Klöster und Schlösser, mittelalterliche Burgen und malerische Orte mit viel Geschichte prägen das Bild an ihren Ufern. Sie bahnt sich dann ihren Weg nach Osten, das Trappistenkloster Stift Engelszell und das atemberaubende Naturschauspiel der Schlögener Donau­schlinge zeugen hier von Kultur und Natur. Weiter geht es nach Linz, vorbei am Zisterzienserstift Wilhering mit seiner Rokoko-Stiftskirche.

Landschaft, Wein und reiche Schätze

Reich an Geschichten ist der Nibelungengau, und die einzigartige Wachau punktet mit ihren Kulturschätzen und den heraus­ ragenden Weinen. Durch Wien fließt die Donau dann in die Region Römerland Carnuntum, vorbei an barocken Marchfeldschlössern, der Römerstadt Carnuntum und dem Nationalpark Donau-Auen. Zahlreiche Bodenfunde und Mauerreste geben beredtes Zeugnis vom römischen Limes: die ehemalige Siedlung »Favianis« in Mautern zum Beispiel oder das römische Legionslager Carnuntum, das um 15 n. Chr. in Petronell angelegt wurde.

Ertragreicher Strom

Der Strom war und ist auch Handelsgebiet. Dieser Warenaustausch hat im Laufe der Geschichte auch die Küchen an den Flusslandschaften bereichert. Ein schönes Beispiel dafür ist die Linzer Torte. Über die Wasserstraße Donau verband sich einst der Orient mit seinen Gewürzen mit der berühmten österreichischen Backkunst. Nur über den Fluss war es möglich, an die Gewürze zu gelangen, die auch vor 360 Jahren den Geschmack bestimmten.
Der Donauabschnitt in der Wachau ist neben dem Flusslauf zwischen Wien und Hainburg die letzte freie Fließstrecke der Donau in Österreich. Der kühlende Einfluss des Stromes schafft ein besonderes Mikroklima, das wichtige Grundlage für die herausragende Qualität der Weine von der Wachau bis Carnuntum ist. Die Böden spannen einen Bogen von Löss-, Granit-, Sand- und Schotter und erzeugen unverwechselbare Geschmacksprofile, dazu liefert das Mikroklima der Donau die Nachtbremse (hoher Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht). Und dann erreicht der Fluss Wien, die Donaumetropole, auch Sinnbild für Kultur, Musik und allerfeinste Kulinarik. In der Stadt des Donauwalzers hat der Genuss-Flaneur die Muße, einzutauchen in herrliche Flusslandschaften mit sagenhaften Weingärten sowie urigen Gasthäusern mit außergewöhn­lichen Donaublicken. Wieder so ein Moment, der zum Verweilen einlädt entlang der Donau.

Ilse Fischer
Ilse Fischer
Autorin
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