Die ehemaligen Presshäuser stehen auch in Diepolz eng aneinandergereiht.

Die ehemaligen Presshäuser stehen auch in Diepolz eng aneinandergereiht.
© Weinviertel Tourismus | Wurring | Mandl

Weinviertel: Keller mit Charakter

Wurden die kleinen Weinkeller in der Kellergasse damals noch für das Keltern und Lagern des Weins verwendet, erwachen sie heute zu neuem Leben. Sie stellen die Wahrzeichen des Weinviertels dar.

Von den über 1000 Kellergassen in Niederösterreich findet man die meisten im Weinviertel. Die ehemaligen Presshäuser, die sich an jenen Gassen eng aneinanderreihen, sind hier in fast allen Gemeinden vorhanden und bilden dabei regelrechte Dörfer. Genau in diesen Gassen entwickelte sich unter Bürgern und Winzern auch eine ganz eigene Kultur, bei der neben dem Wein vor allem das gemeinsame Feiern im Vordergrund stand. Diese Geselligkeit ist etwa durch die Kellergassenfeste bis heute erhalten geblieben.
Neben den Kellergassen sind im Weinviertel auch zahlreiche Traditionen, wie etwa der alljährliche Osterspaziergang, tief verwurzelt: Beim sogenannten »In die Grean gehen« wurde dazumal der neue Wein des Jahres verkostet. Was so viel wie »ins Grüne gehen« bedeutet, wird auch heute noch praktiziert: Gemeinsam mit einem Winzer aus der Region begrüßt man den Frühling dabei mit einer kleinen Wanderung durch die Weinberge – Jungweinverkostung und Heurigenjause inklusive. Aber auch ganz ohne Guide lassen sich die erwachende Natur und die Weite der Landschaft im Weinviertel während eines ausgedehnten Spaziergangs wunderbar genießen.
Ebenso ganz im Zeichen des Frühlingserwachens steht die traditionelle »Weintour« im Weinviertel: Winzerinnen und Winzer der Weinstraße laden in ihre Koststuben ein. Dabei wartet vor allem der neue Jahrgang darauf, verkostet zu werden.

Klein, fein und einladend: die berühmten Weinviertler Kellergassen wie hier in Falkenstein.
© Weinviertel Tourismus | Wurring | Mandl
Klein, fein und einladend: die berühmten Weinviertler Kellergassen wie hier in Falkenstein.

Wer die Tropfen nicht nur verkosten, sondern auch mehr über die langjährige Weinkultur in der Region erfahren möchte, dem sei eine Kellergassenführung ans Herz gelegt. Mit eigens dafür ausgebildeten Kellergassenführern kann man bei einem Rundgang in den Weinviertler Kellerröhren so manch ­Wissenswertes erfahren. Ein besonderes Highlight stellt dabei die »Lange Nacht der Kellergassen« am 31. Mai 2019 dar: Zu ­später Stunde und mit Fackeln und Laternen ausgerüstet, erwartet den Interessierten dabei eine Entdeckungsreise in die unterirdischen Gewölbe der Kellergasse.

»In die Grean gehen«: Mit Wein und Jause wird im Weinviertel der Frühling begrüßt.
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»In die Grean gehen«: Mit Wein und Jause wird im Weinviertel der Frühling begrüßt.

Das Weinviertel hat auch landschaftlich so einiges zu bieten. Praktisch also, dass sich die größte Weinbauregion, nordöstlich von Wien, hervorragend per Fahrrad erkunden lässt. Fernradwege eignen sich perfekt für mehrtägige Touren, während beim »Genussradeln« zahlreiche Rundkurse zum entspannten Tagesausflug durch die sanft-hügelige Landschaft einladen. So führt die »Weinviertel DAC Radtour« etwa vorbei an malerischen Kellergassen und beeindruckenden Weinlagen. Daneben können rund 100 radfreundliche Gastbetriebe für die kulinarische Pause zwischendurch angesteuert werden.
Seinem Motto »Genussvolle Gelassenheit« wird das Weinviertel also mehr als gerecht. Denn bei einem derart vielseitigen Mix aus diversen Kulturangeboten, der langjährigen Weintradition und der romantisch-idyllischen Landschaft lohnt es sich allemal, den Tag hier etwas gelassener als sonst anzugehen.

Florian Bartmann
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