Mit der Natur: Das Weingut Besson-Strasser arbeitet nach biodynamischen Richtlinien. Hauptsächlich aus Qualitätsgründen.

Mit der Natur: Das Weingut Besson-Strasser arbeitet nach biodynamischen Richtlinien. Hauptsächlich aus Qualitätsgründen.
© Fabian Haefeli

Weinbau: Kein Reinfall am Rheinfall

Das Winzerpaar Nadine und Cédric Besson-Strasser bewirtschaftet seine Reben seit 2004 biodynamisch und liefert seine Weine mit wachsendem Erfolg auch an exklusive Adressen in der Stadt Zürich.

Das Zürcher Weinland ist ein nahezu unbeschriebenes Blatt in der Schweizer Weinlandschaft. Nicht zuletzt, weil niemand so wirklich weiss, dass es diesen Flecken Erde überhaupt gibt. Als letzte Enklave des Kantons Zürich, zwischen den Kantonen Schaffhausen und Thurgau sowie der deutschen Grenze gelegen, wird die Region oftmals übersehen. Wenige Spitzenwinzer versuchen hier, das durchaus vorhandene Potenzial der Gegend in ihren Weinen auszudrücken. Noch immer besteht die Region zum Grossteil aus reinen Traubenproduzenten und die bewährte Tradition wird grossgeschrieben.
Nur wenige hundert Meter vom Rheinfall, in Uhwiesen, befindet sich das Weingut Besson-Strasser, eine Keimzelle des Umbruchs, wenn man so möchte. Denn hier arbeitet man seit dem Jahr 2004 biodynamisch. Etwas, von dem viele Winzerkollegen behaupten, es sei in der Nordostschweiz gar nicht möglich. Unter anderem, weil der Niederschlag zu hoch sei und damit auch der Krankheitsdruck, also die Gefahr von Echtem und Falschem Mehltau. Nadine Strasser und Cédric Besson wollten es trotzdem mit der alternativen Arbeitsweise versuchen und stellten im Jahr 2004 die erste kleine Parzelle um. Das Paar hatte sich zuvor während seiner Winzerausbildung in der Westschweiz kennengelernt und ist seitdem untrennbar.
Nadines Vater führte eben in Uhwiesen ein Weingut, den Winzerkeller Strasser, in den die beiden einstiegen. Dem biodynamischen Weinbau gegenüber war der Vater erst etwas kritisch eingestellt. Nachdem die erste Parzelle jedoch wunderbare Ergebnisse zeigte, stellte man Stück für Stück auch die anderen Parzellen um und bewirtschaftet heute das ganze Weingut entsprechend den Praktiken der Biodynamie. «Mit ausschlaggebend für die Umstellung war, dass ich nach den Pflanzenschutzspritzungen mit den zuvor verwendeten konventionellen Mitteln Hautausschläge bekam», erzählt uns Nadine Strasser bei unserem Besuch. «Ausserdem wussten wir, dass viele legendäre Wein­güter auf dieser Welt nach biodynamischen Prinzipien arbeiten und viele grosse Weine auf diese Weise entstehen.

Am Rande des Kantons: Das Dorf Uhwiesen befindet sich am Rande des Zürcher Weinlands. Wenige Meter entfernt befindet sich mit dem Rhein die Grenze zu Schaffhausen.
© Fabian Haefeli
Am Rande des Kantons: Das Dorf Uhwiesen befindet sich am Rande des Zürcher Weinlands. Wenige Meter entfernt befindet sich mit dem Rhein die Grenze zu Schaffhausen.

Wenn man etwas logisch hinterfragt, kommt man nicht drum herum, das Ganze genauer zu betrachten», ergänzt ihr Mann Cédric. Natürlich brauchte es etwas Zeit, bis die beiden den Dreh heraushatten – und von Problemen wurden sie nicht verschont. Einmal vernichtete der Mehltau sogar 60 Prozent einer ganzen Parzelle. Aus jedem Fehler lernten sie jedoch und sind heute auf einem Weg, der schweizweit wahrgenommen wird. Ihre Weine räumen bei Prämierungen regelmässig ab und gehören mittlerweile zum Besten, was das Zürcher Weinland zu bieten hat. Wenn Cédric und Nadine über ihre grünen Reb­berge sprechen, in denen Blumen und Kräuter wachsen, blühen sie förmlich auf.
Beide strahlen eine positive Energie aus, die ansteckend ist. «Wir sind der Überzeugung, dass die Reben wahrnehmen, wenn wir unsere Arbeit gerne machen, und dass es sich auch positiv auf sie auswirkt. Schliesslich sind Pflanzen auch Lebewesen», erzählt Cédric. Dementsprechend wichtig ist den beiden auch, dass ihr Team gerne auf dem Weingut arbeitet, denn nur so kann ihrer Ansicht nach perfektes Traubengut entstehen, die Basis für gute Weine – überall auf der Welt. Im Keller müssen sie deshalb nach eigenen Aussagen kaum mehr eingreifen. Die Trauben werden gepresst, der Saft ver­goren, der Wein kommt ins Fass und dann wird gewartet und ein wenig geschwefelt. Bei Besson-Strasser besinnt man sich darauf, so wenig wie möglich im Keller einzugreifen.

Tee statt Gift: Die biodynamischen Präparate stellt man auf dem Weingut Besson-Strasser zum Teil selber her.
© Fabian Haefeli
Tee statt Gift: Die biodynamischen Präparate stellt man auf dem Weingut Besson-Strasser zum Teil selber her.

Und auch als Paar lässt man sich den Raum, den es braucht, um gemeinsam ein Weingut zum Erfolg zu führen. «Wir sind seit 15 Jahren zusammen, haben eine sehr enge Verbindung, und wenn man die heutige Zeit betrachtet, ist das schon etwas sehr Besonderes und sicher auch ein Faktor, warum sich unser Weingut so gut entwickelt», sagt Cédric. «Natürlich hat jeder seinen eigenen Bereich, was hilft. In schwierigen Situationen können wir uns gegenseitig auffangen und das ist sicher eine grosse Stärke», ergänzt Nadine.
Zum «Best of Besson-Strasser» Tasting


Erschienen in
Falstaff Special Food Zurich 2019

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