Joël Ellenberger (l.) tritt ab sofort in die Fussstapfen von Silvio Germann (r.)

Joël Ellenberger (l.) tritt ab sofort in die Fussstapfen von Silvio Germann (r.)
© Grand Resort Bad Ragaz

Wachablösung im «Igniv» in Bad Ragaz

Das «Ur-Igniv» im «Grand Resort Bad Ragaz» bekommt mit Joël Ellenberger einen neuen, blutjungen Chef. Dieser tritt in die Fussstapfen von Silvio Germann, der am Bodensee ein neues Kapitel in seiner spannenden Karriere aufschlagen wird.

Die Verantwortlichen des «Igniv by Caminada» luden Anfang Juni ins «Grand Resort Bad Ragaz» ein, um den langjährigen Chef Silvio Germann nach sieben äusserst erfolgreichen Jahren ehrenvoll zu verabschieden, bevor er im «Mammertsberg» neu durchstartet. Gleichzeitig wurde Germanns Nachfolger, Joël Ellenberger, vorgestellt, der ab sofort für das kulinarische Wohl der «Igniv»-Gäste in «Bad Ragaz» verantwortlich ist.

Ellenberger hat bis anhin als Souschef im «Schloss Schauenstein» gewirkt. Nun übernimmt er das Szepter von Silvio Germann und wird alles daran setzen, sich in den grossen Fussstapfen seines Vorgängers zu behaupten und auch das Super-Ranking (zwei Michelin-Sterne) zu halten. Der Anfang ist vollauf geglückt:

Das neue und teils angepasste Menü des jungen Chefs ist vom Konzept her nach wie vor typisch «Igniv», überrascht indes durch den höchst wagemutigen, aber überaus gelungenen Mix aus Schärfe, Salzigkeit und Säure.

Die kleinen und grösseren Happen und Häppchen werden nach wie vor mitten auf dem Tisch serviert, sodass jeder Gast sie mit dem eigenen Schöpfbesteck in zumeist mundgerechten Portionen auf seinen eigenen Teller bugsiert, wo sie ein stimmiges Gesamtbild ergeben und nacheinander in einer vorgegebenen Reihenfolge verspeist werden.

Diese Mischung aus öffentlichem Sharing und personalisiertem Caring mag mit ein Grund dafür sein, dass das «Igniv»-Konzept Corona überlebt hat. Und auch wenn es nicht ein durchgängiges Sharing ist, wie es beispielsweise die äthiopische Küche kennt, so funktioniert es doch so gut, dass die Gäste ständig gezwungen sind, sich miteinander zu unterhalten – und sei es nur, um sich den nächsten Happen zu ergattern, der eben nicht unbedingt am nächsten bei einem steht.

Neben der leichten Anpassung der Küche wurde die Wachablösung auch zum Anlass genommen, das Interieur aufzufrischen. Das Grundsetting wurde abgedunkelt, und neuerdings überwiegen im – nach wie vor von der spanischen Stardesignerin Patricia Urquiola konzipierten – Innern des Restaurants die Blautöne.

Einmal satt und dunkel (an den Böden und einzelnen Wänden), ein ander Mal federleicht aufgehellt (bei den samtenen Polstermöbeln, an Decken und weiteren Wänden). Aber immer perfekt abgestimmt auf die sinnlichen Metalle (Messing und Bronze) und braunen Hölzer (zum Beispiel die grosse, mit einem hellen Parkett verkleidete Wand, die nun als passender Hintergrund für ein aus der Igniv Art Edition stammendes, grossformatiges Gemälde des Zürcher Künstlers Thomas Stauffer dient).

Und wer sich im Lokal noch etwas genauer umsieht, dem springen früher oder später ein oder auch gleich mehrere Fremdkörper ins Auge, die sich gewaschen haben. Als Teil eines Kunstwerks der besonderen Art, das aufgrund seiner Andersartigkeit schon fast anstössig wirkt in einem Restaurant, aber das hier auch nicht vorgängig verraten werden soll.

«Spoilern», so hat es der Autor zumindest von seinen Kindern eingetrichtert bekommen, ist ein absolutes No-go! Finde also jeder Gast selber, was er nicht gesucht hat. Und lasse er oder sie es sich anschliessend vom Service erklären (denn es ist tatsächlich erklärungsbedürftig…).

Philipp Bitzer
Geschäftsführer Falstaff Schweiz
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