Steven Spurrier

Steven Spurrier
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Trauer um Wein-Ikone Steven Spurrier

Der Weinhändler, Journalist und zuletzt auch Winzer starb am 9. März 2021. Er hat die Weinwelt mit der legendären Weinjury von Paris 1976 auf den Kopf gestellt.

Steven Spurrier war eine der ganz grossen Persönlichkeiten der Weinwelt. Berühmt wurde er im Jahr 1976, als er eine Blindverkostung organisierte (die später unter dem Namen «Judgement of Paris», auf Deutsch «Weinjury von Paris», bekannt werden sollte) bei der kalifornische Chardonnays und Cabernet Sauvignons besser bewertet wurden als die französischen Favoriten aus Bordeaux und Burgund. Der 2008 erschienene amerikanische Film «Bottle Shock» portraitierte diese Vorkommnisse, wobei Steven Spurrier das Filmskript als Fehldarstellung der Ereignisse beschrieb.

Ins Weingeschäft eingestiegen ist Steven Spurrier 1964, als er bei dem Londoner Weinhändler «Christopher and Co.» eine Ausbildung begann. Ein paar Jahre später zog es den Wein-Enthusiasten nach Paris, wo er sein Weingeschäft «Les Caves de la Madeleine» eröffnete. Spurriers Philosophie, den Wein zuerst zu kosten, bevor man ihn kaufte, brachte ihm grosse Anerkennung und schon bald gründete er die «L’Academie du Vin», Frankreichs erste private Weinschule.

1988 kehrte Spurrier nach England zurück, wo er als Journalist und Wein-Consultant arbeitete. Ausserdem war er Direktor der Weinabteilung des Auktionshauses «Christie’s Education». Seit 2009 versuchte sich Steven Spurrier selbst als Winzer und produzierte englischen Schaumwein im «Dorset’s Bride Valley». Spurrier gewann zahlreiche Preise, darunter zum Beispiel den «Le Prix de Champagner» oder «Bunch Prize» für publizierte Artikel.

Laut «thedrinksbusiness» ist Spurrier in den Morgenstunden des 9. März im eigenen Heim völlig unerwartet verstorben.

Persönliche Erinnerung von Anne Krebiehl (MW)

»Steven Spurrier war einer der ganz Großen. Was ihn jedoch besonders machte, war seine Offenheit, sowohl Menschen als auch Weinen gegenüber. Er hat sich nie den seinem Zeitalter anhaftenden Snobismus hingegeben, im Gegenteil, er war von Neugierde getrieben. Während der passionierte Sammler von sich selbst behauptete, Kunst noch mehr als Wein zu lieben, so war seine Freude am Wein ansteckend: gerne servierte er Weine, auf die er bei einer Verkostung gestoßen war am Mittagstisch blind – und strahlte dann, wenn niemand erraten konnte, dass es chez Spurrier in Dorset tatsächlich Petite Arvine gab. Ebenso offen war er jungen Menschen gegenüber, gab gerne Rat und Beistand. Sein Tod ist das Ende einer Ära. Rest in peace.«

Barbara Dopplinger
Autor
Anne Krebiehl MW
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