Spitzenkoch Josef Kalberer

Spitzenkoch Josef Kalberer
© Siffert/weinweltfoto.ch

Trauer um Seppi Kalberer: «Er hinterlässt tiefe Spuren»

Die kulinarische Schweiz trauert um einen ihrer bedeutendsten Vertreter. Josef Kalberer, von allen nur Seppi genannt, verstarb am Donnerstag im Alter von 72 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts.

Mehr als vier Jahrzehnte – von 1974 bis 2016 – stand Seppi Kalberer am Herd des Restaurants «Schlüssel» in Mels und war in dieser Zeit eine grosse Inspiration für zahlreiche Köche. «Vor allem aber war Seppi ein unheimlich empathischer und sympathischer Mensch – bescheiden, immer zugänglich, immer dankbar», sagt André Jaeger, der in 23 Jahren als Präsident der Grandes Tables de Suisse viel mit seinem Berufskollegen zu tun hatte. «Dass Seppis Tod so früh kam, ist sehr traurig. Was mich tröstet, ist, dass er ein erfülltes Leben hatte und die Nachfolge im ‹Schlüssel› mit seinem Sohn Roger frühzeitig so grossartig regeln konnte.» Kalberer habe eine Menge Positives bewirkt und hinterlasse tiefe Spuren.

Seppi Kalberers Liebe galt der klassischen Küche. Gleichwohl war seine kulinarische Philosophie in gewisser Weise sehr modern. Schon früh setzte er auf bodenständige Zutaten aus der Region und verhalf unter anderem dem Kalbsbäggli zum Aufstieg in die Liga der begehrtesten Produkte. Grösster Respekt gebühre ihm auch für die Leistung, fern der grossen Städte ein Restaurant von nationaler Bedeutung aufgebaut zu haben, betont André Jaeger. «Das schafft man nur mit einer aussergewöhnlichen Persönlichkeit. Im Schlüssel sah man stets auch Einheimische, weil Seppi einen guten Draht zu den Leuten hatte und ihnen so die Schwellenangst vor einem Spitzenrestaurant nahm.»

Seine Lehre absolvierte Kalberer einst bei Felix Real, den er zeitlebens sehr bewunderte. Der ursprüngliche Berufswunsch des mit 17 Gault Millau-Punkten und einem Michelin-Stern ausgezeichneten Kochkünstlers war jedoch ein ganz anderer – er wollte Innendekorateur werden. Ebenso legendär wie Kalberers geschmortes Kalbsbäggli ist die Geschichte seines Treffens mit Muhammad Ali: Als junger Mann verbrachte er einen ganzen Abend an einem Tisch mit der Box-Ikone aus den USA.

Kalberers Partnerin Marianne Blum und der Familie seines Sohnes Roger gilt das aufrichtige Beileid der Falstaff-Redaktion.

Alex Kühn
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