Umgeben von Rebbergen erhebt sich das Château d’Aigle im gleichnamigen Ort im Waadtland.

Umgeben von Rebbergen erhebt sich das Château d’Aigle im gleichnamigen Ort im Waadtland.
© mauritius images | P. Kaczynski

Top 5: Die schönsten Weinschlösser

Leben und arbeiten im Schloss. Was für viele wie ein kühner Traum klingen mag, ist für einige Winzer und Weinenthusiasten Realität. Wir haben die schönsten Weinschlösser ausfindig gemacht.

Schlösser und Burgen sind der Inbegriff von Historie, Romantik und natürlich royalem Glamour. Zeugen einer längst vergangenen Zeit, die wie die Schweizer Alpen geruhsam und mächtig in unserer Landschaft thronen. Sie sind beliebte Ausflugsziele, nicht nur für Fans des Altertums, sondern mitunter auch für Weinliebhaber.

Einige der Schlösser hierzulande sind schliesslich unabdingbar mit unserer Weinkultur verknüpft. Besonders Graubünden ist ein wahres Eldorado, wenn es um die historischen Prunkbauten geht. Hier befinden sich gleich zwei der bedeutenden Schweizer Weinschlösser: das Schloss Reichenau und das Schloss Salenegg. Beides traditionsreiche Weingüter.

Das Schloss Salenegg startete seinen Gang durch die Geschichte im Jahr 950 als Prestenegg, bevor es 1654 in den Besitz der Familie Gugelberg von Moos überging und den Namen Salenegg erhielt. Bis heute bewohnen die Gugelberg von Moos das Haus und produzieren hier Wein. Als ältestes noch existierendes Weingut Europas ist Schloss Salenegg ein wahrer kultureller Schatz für die Weinwelt. Es gilt zudem als Wiege der Bündner Weinkultur, denn Rebbau wird hier schon seit 1068 betrieben.

Weinernte im Schloss Salenegg in Graubünden.
Foto beigestellt
Weinernte im Schloss Salenegg in Graubünden.

Weiter südlich, unweit von Chur am Ursprung des Alpenrheins, liegt Schloss Reichenau. Ein kleiner Weiler, dominiert vom Schlosskomplex, der bis heute – mit Unterbrüchen – in der siebenten Generation im Besitz der Familie von Tscharner ist. Das Schloss, umgeben von diversen Brücken, deren Wegzoll früher eine der Haupteinnahmequellen der Adeligen war, umfasst 77 Räume, die teils als Hotel genutzt werden, sowie einen mondänen Park, der um das Jahr 1820 entstand.

Gian-Battista von Tscharner, der heutige Besitzer des Schlosses, lebt seit 1975 auf Reichenau. Damals renovierte er das Schloss gemeinsam mit seiner Mutter und bekam im Jahr darauf die Chance, einen Weinbaubetrieb in Jenins zu starten, den er stetig ausbaute. Die Kellerei befindet sich heute auf Reichenau, und von Tscharner lebt und arbeitet hier mit seiner ganzen Familie.

Zwar nicht direkt in der Schweiz, aber in unmittelbarer Nähe auf deutscher Seite, am Bodensee unweit von Konstanz, liegt ein weiteres Bijou: das Schloss Freudental. Zwar hat das Schloss keinen direkten Bezug zum Rebbau, dafür ist sein Besitzer einer, der unabdingbar mit der Weinkultur verknüpft ist.

Philipp Schwander, der erste Master of Wine der Schweiz, erwarb das Schloss im Jahr 2011 und liess den Barockbau aus dem Jahr 1699 umfassend renovieren. So strahlt der frühere Sitz des Oberhofmeisters des Bistums Konstanz heute hoch über dem Dörfchen Freudental und dient als Hotel mit 15 Gästezimmern, Fest- und Tagungssälen sowie gemütlichem Gewölbekeller mit Bar und einem umfassenden Weinkeller – wie könnte es auch anders sein.

Kein anderes Schweizer Weinschloss ist wohl so ikonenhaft wie das Château d’Aigle, zu deutsch Adlerburg, im Kanton Waadt. Die rechteckige Anlage mit ihren drei Ecktürmen liegt unweit von Lausanne. Begründet im 11. Jahrhundert, wurde das Château bis ins 13. Jahrhundert vergrössert, erhielt jedoch erst 1475 sein heutiges Aussehen. Der damals eingesetzte Gouverneur Guillaume Farel führte von hier aus die Reformation im Waadtland an.

1904 erwarb die Stadt Aigle das Schloss für den heute lächerlich erscheinenden Betrag von 5670 Franken. Seit 1975 befindet sich im Schloss ein Weinbaumuseum, das mit unzähligen Ausstellungsobjekten bestückt ist, darunter eine Sammlung mit rund 1200 Weinetiketten.

Westlich von Aigle, am Genfersee, umringt von Reben, liegt Château du Crest. Gegründet im 13. Jahrhundert, wurde es infolge des Kriegs zwischen Savoyen und Genf im 16. Jahrhundert völlig zerstört und anschliessend in seiner heutigen Form wiedererbaut. Die Rebberge um das Schloss bilden heute ein Genfer 1er Cru, das nach dem Château benannt ist. Wie es sich für ein Weinschloss gehört.

Erschienen in
Falstaff Nr. 04/2020

Zum Magazin

Mehr entdecken
Mehr zum Thema