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Tischgespräch mit Andrea Sawatzki

Falstaff sprach mit der Schauspielerin und Autorin über Routineküche und Ratatouille.

FALSTAFF Frau Sawatzki, Sie haben Ihren Mann 1997 kennengelernt und mit ihm zum ersten Mal Champagner getrunken. Wie haben Sie die ersten 34 Jahre überlebt?
Andrea Sawatzki:
Ganz gut! Ich bin kein so grosser Champagner-Fan. Es gibt allerdings eine Sorte, die wir bei unserer Hochzeit getrunken haben und die Christian im Weinkeller für besondere Anlässe aufbewahrt. Da werde selbst ich schwach. Ansonsten bin ich eher für Gin Tonic und Rotweine zu haben – vor allem jene aus Spanien, Italien und Südafrika.

Ich habe mir Ihren kulinarischen Lebenslauf mal genauer angeschaut: Sie waren kurzzeitig Würstchen-Fan, zuvor 22 Jahre Vegetarierin und in Ihrer Kindheit eher einseitig unterwegs, wenn man das so sagen darf.
Tatsächlich war das Essen in meiner Kindheit eher eine Routineangelegenheit. Es gab jeden Wochentag eine festgelegte Mahlzeit. Der Samstag war toll, da gab es Quark mit Konfitüre drin, Freitag Quark mit Kartoffeln und Leinöl, das war auch super. Montag war Griessbrei-Tag – das war Horror! Zum Glück hatten wir einen Hund (lacht).
 
Fleisch war also schon in der Kindheit tabu?
Das gab es nur als Nierchen in Tomatensauce. Die mochte ich. Erst später, so mit acht, gab es jeden Sonntag Kotelett mit Kartoffeln, Erbsen und Karotten. Und mit 15 habe ich mich dem Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung angeschlossen und von da an ganz auf Fleisch verzichtet.

Sind Sie dabei geblieben?
Während meiner zweiten Schwangerschaft habe ich mein Faible für Wiener Würstchen entdeckt und musste die ständig essen. Aber jetzt habe ich seit über einem Jahr keine Lust mehr auf Fleisch. Es ist unglaublich, wie gut man ohne Fleisch essen kann.

Und zwar?
Ich esse gern meine Lieblingsgerichte, dann bin ich aber eher Gourmand als Gourmet. Ratatouille mit Couscous oder Kartoffelsalat oder Spaghetti mit Tomatensauce und Parmesan könnte ich zum Beispiel bis zur Ohnmacht essen. Aber wenn es Artischocken mit feiner Sauce gibt oder Kaviar mit Rahm und Blinis, bin ich auch dabei (lacht).

Sie sind auch Mutter zweier Kinder. Wie «überreden» Sie sie, gesund zu essen?
Unsere Söhne hatten früher regelrechte Süssigkeitenattacken, vor ihnen war keine Schokolade sicher. Ich habe dann irgendwann mal gelesen, dass die Skandinavier einmal pro Woche einen Süssigkeitentag für ihre Kinder einläuten. Die Eltern gehen davon aus, dass den Kindern dann für den Rest der Woche die Lust am Süssen vergeht. Bei unseren Söhnen war das nicht so. Aber wir haben uns trotz Widerspruch und Belehrungsversuchen anderer Eltern damit abgefunden, weil wir aus eigener Erfahrung wissen, dass Kinder das Verbotene am Reizvollsten finden. Und so ist es gekommen. Die beiden essen nur noch selten Süsses. Und wenn, dann selbst gebackenen Kuchen.

Ein Zitat von Ihnen: «Gutes Essen – damit kann man streitsüchtige Familienmitglieder am besten beruhigen.» Mit welcher Speise kann man Sie beruhigen?
Tomaten mit Burrata und frischem Basilikum, Spaghetti, Kartoffeln mit Topfen und Leinöl, Käse mit Weintrauben. Wir versuchen, uns als Familie so oft wie möglich gemeinsam zum Abendessen einzufinden. Beim Geniessen kommen wir unweigerlich ins Gespräch, und die anfänglichen Gewitterwolken weichen nach und nach.

Andrea Sawatzki

1963 in Bayern geboren, gelang der beliebten Schauspielerin und ehemaligen «Tatort»-Kommissarin 1997 mit der Ingrid-Noll-Verfilmung «Die Apothekerin» der Durchbruch. Seit 2011 ist Sawatzki mit ihrem Kollegen Christian Berkel verheiratet, mit dem sie zwei Söhne hat. Am 1. Oktober 2019 erschien ihr neues Buch «Andere machen das beruflich» im Piper Verlag.


Erschienen in
Falstaff Nr. 07/2019

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Ursula Macher
Ursula Macher
Chefredakteurin
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