Terror in Wien: So schützten Gastronomen ihre Gäste
Die Gäste des «Schwarzen Kameel» retteten sich ins Innere.
© Falstaff / Degen

Die Gäste des «Schwarzen Kameel» retteten sich ins Innere.
© Falstaff / Degen
Der fürchterliche Terrorakt in Wien hat zahlreiche Opfer gefordert, unsere Gedanken und unser Mitgefühl gilt ihnen und ihren Angehörigen. Unser Dank gilt den Einsatzkräften, die ihr Leben riskierten, um Schlimmeres zu verhindern und die Verwundeten in Sicherheit zu bringen. Unser Dank gilt aber auch vielen Gastronomen und Hoteliers, die Gäste und Passanten in Sicherheit brachten, sich mit ihnen verbarrikadierten und sie bis in die Morgenstunden versorgten.
Einer von ihnen ist Peter Friese, Patron des «Schwarzen Kameel», der im Gespräch mit Falstaff, die dramatischen Momente schildert:
«Es begann damit, dass ein Polizeiwagen vor dem Gastgarten hielt. Im ersten Moment dachte ich noch, dass sie wieder die Corona-Abstände kontrollieren wollen, aber dann zogen sie sich schusssichere Westen an und ich fühlte mich an das OPEC-Attentat in Wien erinnert. Mich erreichten beunruhigende Gerüchte und ich wollte mich beim Stadthauptmann erkundigen, um rechtzeitig reagieren zu können. Doch dann ging alles ganz schnell. Ein Polizist schrie, dass alle rein müssen und es brach Panik aus. Tische fielen um und die Leute flüchteten sich in alle Bereiche des Hauses, auf die Toiletten, in die Küche, in den Keller, in den ersten Stock ins Stiegenhaus. Alle hatten das Gefühl, dass sofort ein Attentäter reinstürmen könnte. Ich war selbst panisch, hatte mein Handy liegen lassen, habe gezittert. In dieser Situation war es meine Chefköchin Sevgi Hartl, die Führungsqualitäten bewiesen hat. Sie hat die Menschen beruhigt, hat sie versorgt und langsam Ordnung geschaffen. Wir haben dann die Leute im ganzen Haus verteilt: auch im Büro, der Beletage und meiner Privatwohnung.»
Peter Friese und sein Team versorgten die Gestrandeten bis in die Morgenstunden, ohne dabei auf die Kosten zu achten. Die Polizei hielt das Wiener Zentrum auf der Suche nach weiteren vermuteten Attentätern bis spät in die Nacht abgeriegelt, viele mussten die Nacht unter improvisierten Umständen verbringen. Friese ist aber nur ein Beispiel von aufopfernder Fürsorge von Wiener Gastronomen...
Hotels boten Zimmer an
Das Hotel «Park Hyatt Vienna» brachte ebenfalls Gäste und Passanten in Sicherheit und bot ihre Luxuszimmer zum Selbstkostenpreis an. Auch das legendäre Hotel «Sacher» sorgte sich uneigennützig um Gäste wie Mitarbeiter und liess sie in ihren Zimmern übernachten. Zur zentralen Anlaufstation wurde das Hotel «Wandl» am Petersplatz, das wohl die meisten Wiener samt ORF-Reportern unterbrachte.
Selbst die Bewohner der Inneren Stadt boten den festsitzenden Menschen auf Social-Media Kanälen spontan ihre Hilfe an und nahmen sie auf.
Weitere Helfer gesucht
Uns erreichen auch Berichte von Gastronomen und Gästen, die in der dramatischen Situation nicht richtig reagiert haben, die Türen verschlossen hielten und denen beispielsweise Corona-Regeln wichtiger waren. Vor den Vorhang holen wollen wir aber die couragierten Helfer der Terrornacht, die uneigennützig und ohne lange zu fragen Menschen aufgenommen und versorgt haben.
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Dann schicken Sie uns bitte eine Nachricht an online@falstaff.com!
Helden des Abends
Es gab aber auch couragierte Zivilisten, die Verwundete in Sicherheit brachten. Drei von Ihnen, alle mit Migrationshintergrund, werden als Helden gefeiert. Einer von ihnen arbeitet bei McDonald's am Schwedenplatz und hat einen angeschossenen Polizisten in Sicherheit gebracht. Sein Familienname ging im Vorjahr durch die Medien, seine Familie wollte ein Haus in Weikersdorf in Niederösterreich kaufen, die Dorfgemeinschaft wollte dies aber verhindern, da «muslimische und westliche Werte» nicht vereinbar wären. Nun können sie aber stolz auf das junge Mitglied ihrer Gemeinde sein.