Marcus Notaro, Winemaker bei Stag’s Leap Wine Cellars im Napa Valley.

Marcus Notaro, Winemaker bei Stag’s Leap Wine Cellars im Napa Valley.
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Stag’s Leap Wine Cellars: Der Hüter einer Legende

Marcus Notaro ist Winemaker bei Stag’s Leap Wine Cellars im Napa Valley. Mit dem Sieg bei der heute als Judgement of Paris bekannten Verkostung 1976 ging das Weingut in die Geschichtsbücher ein. Bei der lockeren Verkostung mit Falstaff in Zürich verriet Notaro, wie dieses Ereignis seine Arbeit und die ganze Napa-Region heute noch prägt.

Es war nur eine kleine Zeitungsnotiz, der die kalifornische Weinwelt, wie wir sie heute kennen, formte. Marcus Notaro, Winemaker bei Stag’s Leap Wine Cellars im Napa Valley, hat die Geschichte immer präsent, schliesslich ist sie stark verknüpft mit seinem Arbeitgeber.

Der 24. Mai 1976 war ein Schlüsseltag für die kalifornische, ja die gesamte US-amerikanische Weinszene. Der britische Weinkritiker und Weinhändler Steven Spurrier organisierte damals als Weinhändler in Paris eine schicksalhafte Verkostung. Er lud namhafte Weinverkoster ein, um französische und amerikanische Weine blind zu verkosten. Weissweine der Sorte Chardonnay und Rotweine aus Cabernet Sauvignon. Die Verkostung führte zutage, dass es für die Verkoster unmöglich war, die kalifornischen von den französischen Gewächsen zu unterscheiden und bei der abschliessenden Auswertung siegten in beiden Kategorien zwei Weine aus dem Napa Valley.

Château Montelena beim Chardonnay und eben Stag’s Leap Wine Cellars mit dem Cabernet Sauvignon 1973 beim Cabernet Sauvignon. Der erste überhaupt vermarktete Jahrgang des Gutes. Eine absolute Sensation! Obwohl viele Journalisten eingeladen waren, kam nur George Taber vom Time Magazine, um darüber zu berichten. «Er schrieb lediglich eine kleine Notiz mit dem heute legendären Titel The Judgement of Paris», erzählt Winemaker Marcus Notaro beim Treffen mit Falstaff in der Zürcher Mövenpick Weinbar. «Die Nachricht des Sieges der USA gegen Frankreich ging viral.»

Das Ergebnis habe nicht nur für Aufmerksamkeit für den amerikanischen Wein gesorgt, sagt Notaro, sondern habe der Weinindustrie in seiner Heimat auch als wichtiger Wegweiser gedient – bis heute. «Auf den alten Etiketten sieht man, dass wir damals mit diversen Traubensorten experimentierten – wir bauten beispielsweise auch Sorten wie Gewürztraminer an. Das Judgement of Paris zeigte uns, dass wir beim Cabernet Sauvignon und beim Chardonnay Weltklasse sind. Das war eine Inspiration für uns und viele unserer Kollegen.» Die Idee des Judgement of Paris sei schliesslich nie gewesen, das Napa Valley gross zu machen, sondern das Geschäft von Spurriers Weinhandlung anzukurbeln, so Marcus Notaro weiter.

Vom damaligen Erfolg in Paris zehrt Stag’s Leap Wine Cellars geschichtlich bis heute, darauf ausgeruht hat man sich allerdings nie. Marcus Notaros Weine gehören auch heute zur Weltklasse, wie er bei der Präsentation in Zürich beweist. Der Cabernet Sauvignon Cask 23 2016, den Notaro unter anderem präsentierte, ist ein Paradebeispiel eines grossen kalifornischen Rotweins, vor dem sich viele Pendants aus anderen Ländern durchaus verstecken sollten. 97 Falstaff-Punkte sprechen eine eigene Sprache.

Bei Stag’s Leap Wine Cellars sei es von Beginn an immer um die beste Qualität gegangen, erklärt Notaro abschliessend, das sei als Winemaker besonders schön. «Wir haben viel in die Arbeit in den Reben investiert, ich bin viel draussen und setze neue Ideen um und auch im Keller sind wir noch nicht am Ende der Weisheit angelangt.» Seit einigen Jahren experimentiert Notaro beispielsweise mit Spontangärung, wie er verrät. So will er auch noch das letzte Quäntchen Komplexität aus den Trauben in seine Weine bringen. Beim Chardonnay vergärt bereits ein Grossteil spontan und auch beim Rotwein wird experimentiert, verglichen und verkostet. «Was wir einst umsetzen werden, weiss ich noch nicht, das entscheidet einzig und alleine die Verkostung – der beste Weg gewinnt.»

Weinnotiz: 2016 Cabernet Sauvignon Cask 23, Stag's Leap Wine Cellars, Napa Valley

stagsleapwinecellars.com

Benjamin Herzog
Benjamin Herzog
Chefredaktion Schweiz
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