Ribera del Duero: Das rote Wunder

In den 80er-Jahren herrschte plötzlich Goldgräber-Stimmung im Ribera del Duero, und der Boom hält bis heute an. Seither hat sich die Anbaufläche mehr als verdreifacht, die Region ist nun schärfster Konkurrent des Rioja-Gebiets.

Es war eine Handvoll engagierter Herren, die das Wunder «Ribera del Duero» auf den Weg brachten. Diese heute längst Arrivierten haben eine wachsende Zahl junger Betriebe als Konkurrenz bekommen, die ebenfalls in der Region ihr Glück versuchen. Am Duero werkt heute nämlich eine junge Generation engagierter Önologen, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben. So kann man heute aus einer erfreulich breiten Palette von Rotweinen wählen. Ribera del Duero hat sich zum schärfsten Konkurrenten des altehrwürdigen Rioja-Gebiets entwickelt und setzt dieses mit seinen ebenfalls auf der Rebsorte Tempranillo basierenden Weinen am Markt gehörig unter Druck. Immer öfter kaufen in Rioja aktive Kellereien auch im Ribera-Gebiet Weingärten, um vom Boom zu profitieren. Es gibt aber auch den umgekehrten Zugang, indem Betriebe aus dem Ribera neuerdings in Rioja Kellereien errichten.

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Geschichtsstunde
Ein Blick zurück: Vor den 80er-Jahren gab es in der Region ein einziges Weingut von Rang, und dieses galt in Spanien unter Weinkennern als der Erzeuger des besten Rotweins des Landes: Vega Sicilia ist bis heute eine Ikone in der Welt des Weins, und dieser Ruhm fusst auf der enormen Lagerfähigkeit und Qualität des Unico. Massgeblich mitgeformt hat diesen Wein der langjährige Kellermeister und Betriebsleiter Mariano García, einer der Väter der D. O. Ribera del Duero. Ein anderer, der das Qualitätspotenzial sehr früh erkannte, war Alejandro Fernández. Er begann im Jahr 1972, im Alter von 40 Jahren, seinen Traum vom eigenen Weingut umzusetzen und nannte den Betrieb nach seinem Geburtsort Tinto Pesquera. Er bemühte sich um höchste Qualität und setzte auf die Möglichkeiten der Tinta del País, um Rotwein nach Bordelaiser Vorbild zu keltern. Der Zufall wollte es, dass ein junger amerikanischer Weinjournalist seinen Pesquera in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre probierte und diesen kühn mit dem legendären Pétrus verglich. So hat Robert Parker jun. eher en passant einem aufstrebenden spanischen Winzer einen enormen Anschub gegeben, der andere Betriebe der Region förmlich mitriss. Als Parker im Oktober des Jahres 1997 Fer­nandez’ Topwein Janus aus dem Jahrgang 1994 mit stolzen 97 Punkte bedachte, hatte Ribera del Duero endgültig die Weltbühne des Weins betreten.

1. Dominio de Pingus, 2. Quintanilla de Onésimo, 3. Vega Sicilia, 4. Aalto Bodegas y Viñedos, 5. Quintanilla de Arriba, 6. Pesquera de Duero, 7. Pedrosa de Duero, 8. Pago de los Capellanes, 9. La Horra, 10. Viña Sastre 11. Bodegas Dominio de Atauta S. L. / Illustration: Artur Bodenstein

Ausgezeichnet
In der gleichen Ausgabe von Parkers Wein-Guide wurde der Grundstein für eine echte Weltkarriere gelegt. Der Wein des jungen dänischen Winemakers Peter Sisseck, der sich in der Nähe von Vega Sicilia niedergelassen hatte, wurde mit 98 Parker-Punkten geadelt. Es war der Pingus 1995, der Premierenjahrgang dieses längst zum Kultwein und Blue Chip und nebenbei auch teuersten Wein Spaniens avancierten Gewächses. 325 Kisten wurden von diesem legendären Erstling erzeugt. «Als ich den Wein den spanischen Händlern anbot, wollte ihn niemand haben, der Preis war zu hoch und noch dazu von einem Ausländer. Dann kamen die 98 Parker-Punkte und die internationale Nachfrage», erzählt Peter «Pingus» Sisseck schmunzelnd. «Seither verlange ich von den Spaniern immer einen höheren Preis als vom Rest der Welt.» Und der ist ohnehin noch hoch genug. 2004 erhielt der Pingus als erster Wein der Appellation die heiss begehrten 100 Parker-Punkte.

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Von Peter Moser