Restaurant der Woche: «Mammertsberg»

In der heiß umfehdeteten Restaurantlandschaft St. Gallens verschafft sich das Mammertsberg verdient Respekt.

Der Investor Jürg Maurer hat ziemlich tief in die Tasche gegriffen, um den «Mammertsberg» zu dem zu machen, was er heute ist. Ein stattlicher Riegelbau mit eindrücklicher Sicht auf den Bodensee war das Haus neben dem Bahnhof schon immer. ­Heute ist es ein Juwel, das ganz wesentlich mit der Innengestaltung der Stararchitektin Tilla Theus punktet. Nach einigen Besuchen im Altbau tafelten wir erstmals in dem «Monolith» genannten Annex, mit Panoramablick auf den See, über uns den riesenhaften Leuchter aus 1500 Swarovski-Kristallen.

In der Küche waltet August Minikus, der auf die Eröffnung hin vom «Römerhof Arbon» zugezogen ist. Nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung erreichte er das gewohnt hohe Niveau, das er seither mit Konstanz hält. Überzeugend ist die gewagte Kombination von Lachsforelle und Sauerrahm, wo der Meerrettich eine Brücke zwischen den kontrastierenden Aromen baut. Minikus setzt oft auf erprobte Geschmackskombinationen wie Rehrücken, Preiselbeeren, Rosenkohl und Rotkraut. Weil seine Produkte immer in der obersten Liga anzusiedeln sind und er die Komponenten mit viel Überlegung portioniert und anordnet, haben solche Gerichte wenig mit ihren rustikalen Vorbildern gemeinsam.

Nie driftet die Sache in intellektuelle Zitate ab, und der Rehrücken bleibt so, wie wir das von ihm erwarten, nämlich lecker. Minikus verschmäht aber behutsame Geschmacksexperimente keineswegs. Ein Wurf ist etwa der Steinbutt mit Hummer-Tortelloni, Federkohl, Kürbis und Bittermandel. Gut harmonieren auch Ente, Apfel, Portwein und schwarze Nüsse. Mit alledem verschafft sich Minikus Respekt in der Gourmetlandschaft rund um St. Gallen, wo es bekanntlich an ausgezeichneten Lokalen nicht fehlt.

BEWERTUNG
Essen 46 von 50
Service 20 von 20
Weinkarte 18 von 20
Ambiente 10 von 10
GESAMT 93 von 100

«Mammertsberg»
Bahnhofstrasse 28
9306 Freidorf
T: +41/(0)71/455 28 28
www.mammertsberg.ch

Von Hans Theo Stamp
Aus Falstaff Schweiz 09/2015