Restaurant der Woche: »Gasthaus Trogen«

Eine der besten Köchinnen der Zentralschweiz macht diese Adresse zum kulinarischen Pflichtprogramm.

Zwar müsste das "Gasthaus Trogen" oberhalb von Obbürgen seit vergan­genem Herbst von Baggern platt gewalzt sein, nur haben die Besitzer, denen der halbe Bürgenstock gehört, ganz andere Probleme, als sich mit Nebenschauplätzen zu befassen.

Madeleine Müller kocht ohne Firlefanz und mit dem, was die Produzenten der Region bieten: Wollschwein, Angusrind, Kalb, Hecht, Felchen und mehr. Ab und zu verbindet sie heimische Produkte subtil mit asiatischen Aromen. Joe Müller tischt auf, schenkt ein - und nach. Manchmal überrascht er seine Gäste mit saloppen Bonmots, manchmal mit Schweigen. Madeleine Müller ist eine der besten Köchinnen der Zentralschweiz. Probieren Sie es aus. Geben Sie ihr früh eine Carte blanche und legen Sie mit ihr das Budget fest. Das Gasthaus liegt abgelegen, wobei es nur einsam wird, wenn Regenschauer den Bewegungsdrang der Ausflügler hemmen. Bei Sonnenschein und an den Wochenenden wird es ganz hünsch munter.

Wer die gepflegte Tafel liebt, der kommt an unwirtlichen Tagen. Das letzte Mal bin ich hier bei dickem Nebel gelandet und war über die Aussicht trotzdem erfreut. Dazu verholfen hat mir ein exzellentes Menü, bestehend aus einem Carpaccio vom Mostbröckli mit Apfelsalat und Sbrinz, gefolgt von einer Topinambursuppe und einem vorzüglichen Balchenfilet aus dem Vierwaldstädtersee. Weiter ging's mit einem sensationellen, butterzarten Brasato (Saucenlöffel verlangen!) mit Kartoffelstock. Den Abschluss bildeten ein Lebkuchenparfait und regionaler Roh­milch­käse mit Dörrbirnenfladen.

Für alle Genussmenschen mit dem Sinn fürs Wesentliche gehört diese Adresse auf jeden Fall zum kulinarischen Pflichtprogramm.                                                     

BEWERTUNG
Essen 45 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 15 von 20
Ambiente 6 von 10
GESAMT 82 von 100

GASTHAUS TROGEN
6363 Obbürgen
T: +41 41 661 0010
www.gasthaustrogen.ch
Von Martin Jenni
Aus Falstaff Schweiz 01/2015

Martin Jenni
Autor