Kaum zu glauben: Es ist bereits zehn Jahre her, seit Andreas Schürmann eine ehemalige Seidenbandfabrik zum Mittelpunkt seines Schaffens auserkoren hat. Aus der Mode gekommen ist das «Bonvivant» nie – weil es nie nur gefällig sein wollte. Allerdings hat es schon früh einen stilprägenden Trendwechsel eingeläutet: Reduktion aufs Wesentliche. Das gilt für das minimalistische Interieur im Industrial Chic mit gemischter Bestuhlung aus Designklassikern sowie Tischen ohne Tischwäsche. Und insbesondere für die Küche, die offen im Raum steht.
Dort komponiert der Chef in Ruhe Gerichte, die aus höchstens vier Komponenten bestehen. Schlicht angerichtet. Geschmacklich überzeugend. Handwerklich tadellos. Mittags wie abends gibt es nur ein Menü. Jeden Tag neu. Mit ausgesuchten Produkten, die regionale Märkte und Jahreszeit bieten. Fleisch und Fisch werden aus der Schweiz bezogen. Zum Lunch gab es einen Kopfsalat mit Ei und French Dressing, wie man ihn theoretisch in einem gutbürgerlichen «Bären» oder «Rössli» erwarten würde, aber leider nie mit solcher Sorgfalt zubereitet bekommt.
Der Felchen aus dem Zürichsee war perfekt gebraten, mit kräftig-knusprigem Bratbutter-Rand und innen trotzdem noch glasig. Dazu genau ein Küchenkraut: Thymian. Die Rollgerste und Bohnen dazu im richtigen Biss und mit Sarriette harmonisch abgeschmeckt. Der butterzarte Brustkern vom Baselbieter Rind wurde als klassisches Siedfleisch serviert, mit fein säuerlicher Basilikum-Zucchini. Die Desserts sind keine Pâtissier-Elaborate, sondern schlichte Nachspeisen, wie konfierte Feigen mit Schafsmilchjoghurtsorbet und einer Madeleine.
Das Überraschende an Schürmanns Kochkunst sind nicht ausgefallene Kombinationen oder Zutaten, sondern: Hier schmeckt Einfaches einfach gut.