Graubündens Weine haben ein Heim bekommen – und was für eines! Der «Alte Torkel» hat alles, was einen Torkel eben ausmacht: historisches Gemäuer, einen imposanten Pressbaum und Blick aufs Rebenmeer. Ein neu angebauter Teil erweitert das Potenzial, ohne die Altsubstanz zu beeinträchtigen. Im Inneren regieren die Flaschen: Eine Wand ist mit einem grossem Regal bestückt, wo eine stattliche Auswahl regionaler Kreszenzen zum Entkorken bereitsteht.
Eine eigentliche Weinkarte braucht es da nicht mehr. Einziger Wermutstropfen ist das weitgehende Fehlen gereifter Jahrgänge, aber das kann ja noch werden. Küchenchef Christian Kaiser begleitet die flüssigen Köstlichkeiten mit Gerichten, die zwischen Bodenständigkeit und Gourmetküche balancieren. Das Angebot ist wahlweise von der Karte oder von Schiefertafeln abzulesen. Besonders beliebt sind Winzer-Spätzli, Siedfleisch und Wiener Schnitzel. Und obwohl insgesamt die Fleischküche im Vordergrund steht, hat uns primär der Fisch angesprochen. Die Forelle sahen wir erst in einer duftigen Tomatenessenz, später als Hauptgang mit Eierschwämmen unterlegt.
Ambitioniert ist die Gegenüberstellung von Bison-Carpaccio und Tatar vom heimischen Rind. Gefällig auch die Desserts, wir probierten die marinierten Waldbeeren mit Haselnuss-Glace und Nuss-Sabayon. Die kleine Karte bietet vor allem regionale Fleisch- und Käsespezialitäten. Bündnerfleisch natürlich, aber auch Salsiz oder Räucherspeck. Eine besondere Attraktion ist der Tschunken, ein luftgetrockneter Beinschinken am Stück zum Selberschneiden. All dies verzehrt man am besten auf der Terrasse, wo die Reben zum Greifen nahe sind und sich ein entzückender Panoramablick auf das Bündner Weinland bietet.