Reinhold Messner ist als Extrembergsteiger weltberühmt.

Reinhold Messner ist als Extrembergsteiger weltberühmt.
© Frieder Blickle/Vinschgau Marketing

Reinhold Messner: Vom Bergsteiger zum Bergbauern

Extrembergsteiger Reinhold Messner hat auch unbekannte Seiten – im Vinschgau baut er Obst an, züchtet auf 1900 Metern Yaks und gründet sechs Museen.

Villnöss, das Tal in dem Reinhold Messner aufwuchs, war eine Welt für sich, so wie viele Täler in den Alpen. Es gab Bauern und einige Kleinhäusler. Erwirtschaftet wurde, was jeder zum Leben brauchte. »Die Verbindungen nach außen waren gering, eine autarke Welt«, sagt Reinhold Messner, und während er von seiner Kindheit erzählt, funkeln seine Augen. Reinhold Messner ist eine Marke – sein Name steht für Abenteuer pur. Er stand als Erster auf den Gipfeln aller vierzehn Achttausender und bezwang den höchsten Gipfel der Welt ohne Flaschensauerstoff. Heute tourt Reinhold Messner um die ganze Welt. Und doch: Wenn er Ruhe sucht, zieht es ihn nach wie vor in seine Heimat. 
Auf Schloss Juval im Vinschgau hat sich Messner ein Refugium geschaffen. »Als ich vor dreißig Jahren die damalige Ruine zum Kauf angeboten bekam, habe ich sofort zugeschlagen. Damals konnte ich vom Keller aus die Sterne betrachten!« Nach vielen baulichen Maßnahmen ist daraus eines der sechs »Messner Mountain Museums« geworden. 

Im Privatschloss von Reinhold Messner ist das »Messner Mountain Museum Juval« untergebracht.
Foto beigestellt
Im Privatschloss von Reinhold Messner ist das »Messner Mountain Museum Juval« untergebracht.

Zu Juval gehören auch zwei Höfe, die wie an den Steilhang geklebt aussehen. Am Oberortlhof wird Getreide, Gemüse und Obst angebaut, im Stall steht Vieh. Was nicht für den Eigenverbrauch Verwendung findet, wird im »Schlosswirt Juval« zu herzhaften Gerichten verarbeitet. Am Oberortlhof gibt es auch sechs Ferienwohnungen. »Ferien auf dem Bauernhof halte ich für die einzige Möglichkeit, die Berglandwirtschaft auch weiterhin zu erhalten«, meint Messner. Ohne Zusatzeinkommen aus dem Tourismus sieht er für die Bergbauern keine Zukunft. »Die Bergbauern pflegen die Landschaft, wegen der die Gäste zu uns kommen. Dafür sollen sie auch vom Tourismus profitieren. Der Gast, der mit seiner Familie am Bauernhof Urlaub macht, ist der treueste, den man sich vorstellen kann.« 

Der Berg-Kurator

Am etwas niedriger gelegenen Unterortlhof erzeugt der ursprünglich aus Berlin stammende Martin Aurich einige der besten Weißweine des Landes. Sein Riesling Windbichl hat Klasse. Gleiches gilt für seine feinen Destillate. Rund eine Autostunde von Juval entfernt, bei Sulden, liegt ein dritter Hof. »Auf 1900 Metern ist außer Viehzucht nichts anderes möglich«, sagt Messner. Deshalb züchtet er dort Yaks, eine ursprünglich aus Tibet stam-mende Rinderrasse, die an das Leben in Höhe und Kälte hervorragend angepasst ist. Fleisch und andere Produkte der Yaks werden im »Yak & Yeti« direkt vor Ort verarbeitet und verkauft.

Star-Architektin Zaha Hadid hat das »Messner Mountain Museum Corones« entworfen.
© Mesner Mountain Museum Corones
Star-Architektin Zaha Hadid hat das »Messner Mountain Museum Corones« entworfen.

»Das ist mein fünfzehnter Achttausender«, sagte Reinhold Messner einmal über sein Museumsprojekt. Die »Messner Mountain Museen« sind auf sechs Standorte in Südtirol und im benachbarten Veneto verteilt. Im Zentrum steht das »Museum Firmian« auf Schloss Sigmundskron bei Bozen, in dem es um die Entstehung, Besteigung und Verwitterung der Berge geht. Im Museum auf Schloss Juval erzählt Reinhold Messner von den heiligen Bergen, sprich von den Menschen und den Göttern in den Bergen. Im »Museum Dolomites« auf dem Monte Rite südlich von Cortina wird das Felsklettern thematisiert und in Sulden unter dem Ortler das Eis. Das »Museum Ripa« auf Schloss Bruneck im Pustertal ist den Bergvölkern gewidmet, und im sechsten Haus, dem »Museum Corones« am Kronplatz, wird der traditionelle Alpinismus an den großen Wänden der Welt abgehandelt. Dank der spektakulären Architektur von Zaha Hadid wird es über kurz oder lang wohl das bekannteste werden.

Jedes der Häuser befindet sich an einem einzigartigen Ort, an dem das Thema in Verbindung mit der Sammlung sowie der Architektur gebracht wird: Geografische Lage, Reliquien und Kunstwerke werden in Beziehung zueinander gesetzt. Prädikat: sehenswert! 

Das »Messner Mountain Museum Ortles« ist unterirdisch angelegt.
Foto beigestellt
Das »Messner Mountain Museum Ortles« ist unterirdisch angelegt.

Reinhold Messner ist Ideengeber und Initiator. Wenn seine Projekte einmal fertiggestellt sind, hängt er nicht an ihnen. Das zu betonen, liegt ihm am Herzen. »Die Höfe wird in den nächsten Jahren mein Sohn Simon übernehmen, um die Museen kümmert sich meine Tochter Magdalena. Ich trete in den Hintergrund.« Zur Ruhe setzen wird sich Reinhold Messner deshalb aber noch lange nicht. Seine neueste Herausforderung ist die Filmproduktion. Dieser will er sich in den nächsten Jahren intensiv widmen.

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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