Stefan Potzinger

Stefan Potzinger
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Potzinger: Unglaubliche Energie in der Steiermark

Der Wein Steiermark Obmann blickt trotz Lockdown zuversichtlich in das Weinjahr 2020 und freut sich über die drei jüngsten sensationellen Jahrgänge.

Stefan Potzinger blickt als Obmann der Wein Steiermark optimistisch in die Zukunft und glaubt an ein gutes Jahr für die Winzer und den Wein-Tourismus. Im Gespräch mit Falstaff skizziert er, warum sich der Sauvignon Blanc in den sanften Hügeln so wohl fühlt und schwärmt vom Jahrgang 2019, der schon jetzt frische Eleganz, ausgeprägte Mineralität und wunderschöne Frucht zeigt. 

Falstaff: Wo stehen die steirischen Sauvignons Blancs im internationalen Vergleich?
Stefan Potzinger: Es ist von internationalen Experten anerkannt, dass die Sorte Sauvignon Blanc in der Steiermark die höchsten Ergebnisse bringt. Boden und Klima eignen sich sehr gut, weil die Sorte sehr gut ausreifen kann und das immer noch bei moderatem Alkoholgehalt. Die Böden – von Kalk, Kalk/Mergel,  bzw. Opok, Schotter kalkfrei, sandige Böden bis Schiefer und Basalt – ermöglichen spannende Weine mit einzigartigen Ausprägungen. Die Weine zeigen tolle Haltbarkeit und Tiefgründigkeit, sind nicht nur intensiv duftend. Wir haben große Weine aus einer kleinen Region.

Nicht umsonst haben steirische Winzer bei der internationalen Blindverkostung Concours Mondial drei Mal hintereinander den Hauptpreis – die Dubourdieu Wine Trophy – geholt. Lange waren wir eine unentdeckte Weinregion, weil sehr viel regional getrunken wurde. Steirischer Sauvignon Blanc bekommt aber immer mehr internationale Aufmerksamkeit. Wer auch immer in der ganzen Welt einen steirischen Sauvignon Blanc DAC bestellt, dessen Erwartungshaltungen werden erfüllt.

Der Jahrgang 2017 scheint von den Punkten her outstanding zu sein, wie lässt sich der vielversprechende Jahrgang 2019 an?
Wir müssen dem Herrgott danken, dass wir 2017, 2018 und 2019 Jahre hatten, die exakt auf das zugeschnitten waren, was wir hier im steirischen Weinland brauchen. Wir konnten uns daher sehr gut von dem Jahrgang 2016 mit verheerenden Frost-Einbußen erholen. 2019 konnten wir ganz nach Winzer-Bedürfnis und -Stil ernten, eine richtige Genuss-Lese. Das Jahr über gab es ausreichende Wasserversorgung, es wurde sehr spät geerntet und die Menge ist moderater als gedacht. 

Über die Qualität des Jahres entscheidet der Herbst und der war kühl, sonnig und trocken, das Ergebnis sind filigrane, hochklassige Weine mit moderatem Alkohol. Historisch betrachtet könnte man 2019 mit dem Ausnahmejahrgang 1997 vergleichen. Frische Eleganz, ausgeprägte Mineralität und wunderschöne Frucht. 

Wie hat das Vegetationsjahr 2020 begonnen?
Ab Februar bis in den März hinein entwickelten sich die Reben sehr früh. Ganz schlimm traf es wieder die Obstbauern, die besonders beim Steinobst schlimme Frostschäden verzeichnen mussten. Die Triebe der Weinreben waren zu dieser Zeit gerade noch nicht draußen. Man kann das mit einer Motorradfahrt vergleichen, bei der wir vor der Kurve das Steuer gerade noch herumreißen konnten. Ein km/h mehr bzw. ein paar Tage Entwicklung mehr und es hätte uns rausgeschmissen bzw. die Reben wären abgefroren.

Mit dem Shutdown gab es eine intensive Nachtabkühlung und dadurch wurde der Austrieb wieder verzögert, im Moment stehen wir wie bei einem normalen Jahr im langjährigen Schnitt. Wir haben zwar die Corona-Krise, aber wir sind nicht abgefroren. Das Schlimmste, was einem Gebiet passieren kann, ist großflächig abzufrieren, weil man zerstört sich viele mühsam aufgebaute Handelsbeziehungen und das wirkt Jahre nach.

Wie sind die Prognosen für den Wein-Tourismus in diesem Jahr?
Die Steiermark bzw. der Steirische Wein sind absolut wieder auf dem aufsteigenden Ast, auch im Tourismus spüren wir eine unheimliche Energie. Die Buschenschank als Kulturerbe in Kombination mit guten Gasthäusern und Haubenküche sind eine gute Kombination die wir gastronomisch bieten. 

Die Vielfalt ist ausschlaggebend, wir haben Top-Betriebe, aber auch viele kleine Betriebe, die man entdecken kann. Ich glaube, dass wir heuer Gäste kriegen, die bisher in die Toskana, nach Norditalien oder Südtirol gefahren sind. Jede Krise bringt auch gewisse Chancen. Viele Gäste werden heuer erstmals das Steirische Weinland entdecken. Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen, um nachhaltig Gäste zu binden.

Wie kann das Jahr für Winzer noch ein gutes werden?
Ich glaube an einen Aufschwung, wir werden keine großen Absatzprobleme kriegen. Insgesamt kommen wir sicher besser über die Runden als im 16er-Jahr. Die Exporte nach Deutschland funktionierten auch während des Shutdowns gut. Die Prognose, dass sich nur billige Weine gut verkaufen, bewahrheitet sich bei uns nicht, die Qualität ist ausschlaggebend. Wenn jemand ein zweites Glas Sauvignon bestellt, oder eine Gruppe eine zweite Flasche, dann hat der Winzer alles richtig gemacht und er wird kein Absatzproblem bekommen. 

steiermark.wine

Bernhard Degen
Autor
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