Valentin Diem mit Nenad Mlinarevic

Valentin Diem mit Nenad Mlinarevic
Foto beigestellt

Pop-Up: So schmeckt es bei Nenad und Valefritz im «Leuehof»

Fotos: Das Team um Valentin Diem und Nenad Mlinarevic hat die historische Schalterhalle einer Zürcher Bank in ein spektakuläres Restaurant verwandelt. Leider nur für zweimal 33 Tage.

Eigentlich wollte Nenad Mlinarevic nach der Stadthalle im Winter 2017/18 nie wieder ein Pop-up-Projekt umsetzen. Dann aber sahen er und sein Geschäftspartner Valentin Diem die für eine Zwischennutzung ausgeschriebene Schalterhalle der Bank Leu – und wussten: Eine solche Gelegenheit kommt nicht wieder.

Seit dem 20. November empfangen die beiden Zürcher Pop-up-Könige an der Bahnhofstrasse 23 nun ihre Gäste zum Mittag- und Abendessen oder einfach nur auf einen Cocktail. So spektakulär die Kulisse mit der prunkvollen Architektur im Stil der hanseatischen Renaissance und ausgewählter moderner Kunst ist, so hochklassig sind auch die Speisen.

Die zum wunderbar knusprigen Fried-Chicken gereichte Yuzu-Kosho-Mayonnaise schmeckt so unverschämt gut, dass man damit sogar industriell hergestellte Chicken Nuggets in eine Delikatesse verwandeln könnte. Hier haben wir es aber mit dem exzellenten Ribelmais-Poulet des Schaffhauser Fleischveredlers Luma zu tun.

Der Lattich mit Tom-Yam-Erdnüssen und Sakura-Dressing erfrischt und kitzelt die Geschmacksknospen, die rohen Lachswürfel mit Sushi-Reis, japanischer Mayonnaise, Tonkatsu und Wasabi-Tobiko gefallen uns ebenso gut wie die pikanten und leichten Auberginen mit Teriyaki und Thai-Lauch. Nur mit dem Planted Chicken mit Miso-Dressing, knusprigem Knoblauch und Rosenkohl können wir uns nicht anfreunden. Es fehlt ihm an Saftigkeit und Eigengeschmack, was allerdings am eingekauften Produkt liegt und nicht an der Umsetzung hier.

Ein absolutes Highlight ist der Luma Beef Secret Cut mit Spitzkohl, Kräutercreme, Pilzen und einer süchtig machenden, leuchtend roten, scharfen koreanischen Sauce. Selten haben wir ein so saftiges und aromatisches Stück Fleisch gegessen! Ein unprätentiöser, aber perfekt angemachter Wintersalat mit Schnittlauch und Kräutern sowie Bratkartoffeln mit Kimchi-Hollandaise und knusprigem Panko schliessen den beeindruckenden Reigen der herzhaften Gerichte ab. Wohltuend leicht und erfrischend dann das Dessert: ein Schälchen mit Mandelbiskuit, luftiger Joghurtmousse, aromatischem Mandarinensorbet und Limettenöl. 100 Franken für ein Menü dieser Klasse ist ein echter Freundschaftspreis, erst recht an Zürichs teuerster Lage.

Anders als in herkömmlichen Pop-Up-Lokalen gibt es im «Leuehof» eine mit Expertise zusammengestellte Weinkarte, die keine Wünsche offen lässt. Besonders beeindruckt hat uns der für gerade einmal 7 Franken pro Glas im Offenausschank erhältliche Unlitro 2019 aus der Maremma. Der spontan vergorene, in Zement ausgebaute Wein sieht aus wie ein Roter, schmeckt aber wie ein Rosé. Zum «Leuehof» gehört neben dem Restaurant, einer Lounge für den Nachmittag und einer bestens bestückten Cocktail-Bar auch ein Aussenbereich mit zwei Bahnen, auf denen man sich im Eisstockschiessen versuchen kann.

INFO

«Leuehof»
Termin:
20. November bis 13. Februar
Adresse: Bahnhofstrasse 23, 8001 Zürich
www.leuehof.ch

Alex Kühn
Autor
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