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Museumsstadt Basel: Der Geschmack von Kunst

Basel hat die höchste Museumsdichte Europas, beheimatet in Gebäuden bekannter Architekten. Und so kommt es hier zu einer einzigartigen Verschmelzung von Kunst, Design und baulicher Ästhetik. Manchmal mit einer Prise Kulinarik.

Basel ist verrückt nach Kunst. Und nicht nur das. Basel ist auch verrückt nach gutem Geschmack und herausragender Kochkunst. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, sagt man. Aber man kann gut über ihn sprechen. Und gerade in der Kunststadt Basel gibt es dafür reichlich Gelegenheit. Im Jahr 2020 setzte das Museum Tinguely mit der Ausstellung «Amuse Bouche. Der Geschmack der Kunst» die Reihe zu den menschlichen Sinnen in der Kunst mit 45 internationalen Künstlern fort. Schmeckt Kunst süss, sauer, bitter, salzig oder gar umami, fragte man. Denn alle Sinne spielen beim Erleben der Kunst eine essenzielle Rolle.

Diesen Geschmack der Kunst findet man auch im Programm der «GenussStadt Basel». Und natürlich an den Orten der Kunst. Mit der weltweit grössten Sammlung seiner Werke ist das Museum die erste Adresse zu Jean Tinguely (1925–1991). Der beeindruckende Museumsbau direkt am Rhein wurde vom Tessiner Architekten Mario Botta geschaffen. Die permanente Ausstellung zeigt einen Überblick über vier Jahrzehnte von Tinguelys Schaffen, in den interaktiven Wechselausstellungen wird ausgehend von Tinguelys Arbeiten ein buntes Spektrum von Künstlern und Themen des 20. und 21. Jahrhunderts gezeigt.

Grossartige Museums-architektur trifft köstliche Speisen. Im Museum Tinguely und im Bistrot «Chez Jeannot» mitten unter den Werken verbindet sich beides perfekt.
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Grossartige Museums-architektur trifft köstliche Speisen. Im Museum Tinguely und im Bistrot «Chez Jeannot» mitten unter den Werken verbindet sich beides perfekt.

Beyelers Kunst-Geschmack

Die Fondation Beyeler gehört zu den meistbesuchten Museen der Schweiz. Die Menschen kommen wegen der weltberühmten Sammlung der klassischen Moderne von Hildy und Ernst Beyeler, den immer wieder aussergewöhnlichen Ausstellungen, aber auch wegen des einzigartigen Gebäudes vom Tessiner Stararchitekten Renzo Piano mit dem idyllischen Park samt Seerosenteich und Skulpturen von Alexander Calder und Ellsworth Kelly. Mit Werken von Monet, Cézanne, Van Gogh, Picasso, Matisse, Klee, Giacometti, Warhol bis Bacon vereint die Sammlung über 300 Meisterwerke. Und vielleicht verdankt die Fondation Beyeler ihre Anziehungskraft auch der Verbindung einer bedeutenden Sammlung mit der lichtdurchfluteten, faszinierenden Museumsarchitektur in einer wunderbaren Wein-Landschaft. Durch den geplanten Erweiterungsbau von Stararchitekt Peter Zumthor wird ein einzigartiges Ensemble an Museumsbauten entstehen.

Den perfekten Geschmack nach dem Kunstgenuss findet man im «Restaurant der Villa Gut Berower» im Berower Park. Prädikate besonderer Art trägt auch das Kunstmuseum Basel: älteste öffentliche Kunstsammlung der Welt, grösste Kunstsammlung der Schweiz und weltweit renommierte öffentlich Institution für zeitgenössische Kunst. Den historischen Kern der Sammlung bildet das Kabinett des Basler Sammlers Basilius Amerbach, 1661 von Stadt und Universität gekauft, 1671 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Daraus hat sich die Öffentliche Kunstsammlung Basel entwickelt, die rund 4000 Gemälde, Skulpturen, Installationen, Videos und 300 000 Zeichnungen und Druckgrafiken aus sieben Jahrhunderten umfasst. Superlative auch hier.

Superlativen. Die «Fondation Beyeler» ist nicht nur das meistbesuchte Kunstmuseum der Schweiz, sondern auch eine einzigartige Verbindung von Kunst, Genuss, Architektur und Natur.
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Superlativen. Die «Fondation Beyeler» ist nicht nur das meistbesuchte Kunstmuseum der Schweiz, sondern auch eine einzigartige Verbindung von Kunst, Genuss, Architektur und Natur.

Drei Häuser für die Kunst

1936 wurde der Hauptbau am St. Alban-Graben eröffnet, 1980 fand mit der Eröffnung des Museums für Gegenwartskunst am St. Alban-Rheinweg – eines der weltweit ersten Museen für zeitgenössische Kunst – die erste Erweiterung statt. Heute trägt es den Namen Kunstmuseum Basel | Gegenwart und ist ein Laboratorium für eine vielfältige zeitgenössische Kunstproduktion. Im Jahr 2016 eröffnete gegenüber dem Hauptbau und unterirdisch mit diesem verbunden ein drittes Haus: der Neubau. Das Basler Architekturbüro Christ & Gantenbein zeichnet für den archaischen Baukörper mit vielen Feinheiten verantwortlich. Seine helle Farbigkeit macht ihn zum respektvollen Nachbarn des Haupthauses und ist für Sonderausstellungen und für die Sammlungspräsentationen konzipiert.

Vitra Design Museum. Die Stararchitekten Frank Gehry und Herzog & De Meuron zeichnen für die Architektur verantwortlich. Design in Beziehung zu Architektur, Kunst und Alltagskultur ist der Fokus.
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Vitra Design Museum. Die Stararchitekten Frank Gehry und Herzog & De Meuron zeichnen für die Architektur verantwortlich. Design in Beziehung zu Architektur, Kunst und Alltagskultur ist der Fokus.

Weltoffen: Basel

Seit 1872 gehört die Kunsthalle Basel zu den weltweit renommiertesten und aktivsten öffentlichen Institutionen für zeitgenössische Kunst. Bekannt für ihr mutiges und vielfältiges Programm mit spektakulären Ausstellungen und ihr Engagement für bekannte und unbekannte Künstlerinnen und Künstler fügt sie sich perfekt in das weite Spektrum von aussergewöhnlichen Kunst-Orten.

Wie weltoffen die Stadt für die Kunst ist, zeigt auch die Art Basel. Die Stadt ist dann für einige Zeit das Mekka für Kunstliebhaber aus der ganzen Welt, denn sie ist die führende Messe des internationalen Kunstmarktes und für ein paar Tage das wichtigste Museum auf Zeit. Über 250 sorgfältig selektionierte Galeristen zeigen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Ein neuer kulinarischer Leckerbissen gesellt sich heuer dazu. Das Pop-up-Restaurant «Tree by roots» von Pascal Steffen, Chefkoch des «roots», erwartet die Kunst-freunde während der Messe.

Das Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig bringt mit seiner herausragenden Sammlung von Kunstwerken der frühen Mittelmeerkulturen mediterranes Art-Feeling in die Stadt. Und bewahrt mit 5000 Jahren Kultur das Fundament des heutigen Europas. Die Kunstreise geht von von Griechenland nach Rom und Etrurien, von Ägypten über die Levante bis nach Mesopotamien und den Iran. Und wieder eine Superlative: es ist das einzige Museum der Schweiz, in dem ausschliesslich antike Kunst und Kultur des Mittelmeerraumes präsentiert wird. Und es ist dazu die grösste Sammlung antiker Kulturgüter der Schweiz. Während des GenussStadt Basel-Festivals ist das Museum unter dem Motto «Kultur trifft Kulinarik» ein Ort für köstlich-interessante Begegnungen.

Nicht nur der Museumsbau des Vitra Design Museums in Weil am Rhein vom Star­architekten Frank Gehry und das Schaudepot vom bekannten Schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron zeigen schon von aussen die perfekte Verbindung von Kunst, Design & Architektur. Das setzt sich in der Museumskonzeption fort, denn das Museum erforscht und vermittelt die Geschichte und Gegenwart des Designs und setzt diese in Beziehung zu Architektur, Kunst und Alltagskultur. Es zählt zu den führenden Design-Museen der Welt.

Im Hauptgebäude werden zweimal jährlich zwei grosse Wechselausstellungen präsentiert, parallel dazu werden in der Vitra Design Museum Gallery kleinere Ausstellungen gezeigt. Viele Ausstellungen entstehen in Zusammenarbeit mit bekannten Designern und befassen sich mit zeitgenössischen Themen wie Zukunftstechnologien, Nachhaltigkeit, Mobilität oder sozialer Verantwortung.

Vieles liesse sich noch berichten, aber eines ist unumstritten: Basel ist die Kulturhauptstadt der Schweiz, denn hier wird Kultur gelebt, gemacht, gefördert und immer wieder gefeiert.


Erschienen in
Basel Spezial 2022

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Ilse Fischer
Ilse Fischer
Autorin
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