© Bettina Lorenzoni

Maximilian Riedel: «Die Zukunft gehört den maschinell gefertigten Weingläsern»

Interview: Riedel-CEO Maximilian Riedel spricht mit Falstaff in Zürich über seine neue Glas-Serie Veloce, die Zukunft seiner Branche und den Schweizer Markt.

Falstaff: Herr Riedel, sie sind seit gestern in Zürich. Wie ist ihre Beziehung zu unserem Land?
Maximilian Riedel: Meine Schwester lebt seit einigen Jahren in Zürich. Sie und ihre drei Söhne sind ganz verrückt nach der Stadt – sie verbringen das halbe Jahr im See, nicht am See, sondern im See. Auch meine Mutter, die früher fast immer in Wien war, ist heute hauptsächlich hier. Wir lieben es.

Auch Ihre Gläser sind bei uns bekannt und beliebt. Ist die Schweiz ein wichtiger Markt?
Ja! Die letzten drei Jahre waren Rekordjahre für Riedel in der Schweiz. Seit 2019 gehen die Umsätze durch die Decke.

Der Glasmarkt ist umkämpft. In den letzten Jahren sahen wir immer wieder neue Glasformen und -marken aufkommen. Wie schaffen Sie es als etablierte Marke so erfolgreich zu bleiben?
Das ist schwierig zu erklären, aber es gelingt uns. Ich denke es hat sicher mit der Erfahrungen zu tun, die ich in Amerika gesammelt habe. Dort ist man uns Europäern – was PR, Marketing oder soziale Medien betrifft – Welten voraus. Das machen wir uns zunutze, etwa mit meiner eigenen Aktivität in den sozialen Medien.

Und was ist Ihr Geheimnis bei der Entwicklung der eigenen Produktpalette?
Ich glaube viele unserer Konkurrenten haben auf das falsche Pferd gesetzt als sie sich zum Ziel setzen, handgemachte, mundgeblasene Gläser zu etablieren. Die Zukunft gehört den maschinell gefertigten Weingläsern. Wir hatten in den letzten zehn Jahren einen starken Rückgang im handgemachten Bereich. Mengenmässig machen bei uns die mundgeblasenen Exemplare nur mehr etwa ein Prozent aus.

Warum?
Mundgeblasene Gläser sind sehr teuer, für viele zu wertig und zu exklusiv, das wird von vielen Menschen nicht geschätzt. Ausserdem erleben wir wie viele andere Branchen einen Fachkräftemangel. Es gibt ganz einfach nicht mehr genügend Glasbläser. Ich hatte mir erhofft durch den Trend zurück zur Tradition gäbe es vielleicht neuen Nachwuchs, doch leider scheint das heute niemand mehr machen zu wollen.

Sie investieren also vor allem in neue Technik?
Ja. Wir haben uns intensiv mit der maschinellen Fertigung beschäftigt und so einige Innovationen lancieren können. 2017 brachten wir mit der Serie Fatto A Mano beispielsweise Farbe ins Spiel. Der Stiel dieser Gläser ist farbig und wird wie die Bodenplatte handgefertigt, der Kelch hingegen maschinell. Wir beherrschen beides.

Mit der Serie Veloce sind sie kürzlich gar noch weiter gegangen.
Richtig! Die Serie Veloce wird komplett maschinell gefertigt, fühlt sich aber an wie handgemacht. Ich habe mich schon vor der Pandemie dazu entschieden, die Maschinerie voranzutreiben. Heute können wir auf unserer eigens entwickelten Maschine Gläser produzieren, bei denen der Laie den Unterschied zwischen handgemacht und maschinell gefertigt nicht mehr erkennt. Der Stiel wird gezogen – wie bei der Herstellung von Hand. Sie sind super dünn, super leicht, super filigran.

Wie kommt das an?
Die Leute sind begeistert eine solche Qualität zu einem solchen Preis kaufen zu können. Das war bis anhin nicht möglich. Es gibt heute genau eine Maschine auf der Welt, die das hinkriegt – sie wurde von uns entwickelt und gehört uns.

riedel.com

Benjamin Herzog
Benjamin Herzog
Chefredaktion Schweiz
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