Matthias Ortner, Geschäftsführer der Ottakringer Brauerei.

Matthias Ortner, Geschäftsführer der Ottakringer Brauerei.
© Philipp Lipiarski

Matthias Ortner: »Die Nachfrage steigt«

Ottakringer produziert seit einigen Jahren ­mit dem BrauWerk auch Craft-Biere. Wir haben mit Geschäftsführer Matthias Ortner über die Veränderung der Bierwelt, Chancen und Trends gesprochen.

FALSTAFF: Herr Ortner, Ottakringer stieg vor einigen Jahren mit dem BrauWerk in die Craft-Bier-Produktion ein. Was genau bewog Ihr Unternehmen damals zu diesem Schritt?
Matthias Ortner:
Die Mission von Ottakringer ist es, den Menschen das einmalige Lebensgefühl unserer Stadt zu vermitteln. Das tun wir mit unserem einzigartigen Standort mitten in Wien und natürlich auch mit unseren Produkten. Dabei sind wir experimentierfreudig, ebenso wie viele unserer Konsumenten. Denn der Trend geht hin zu Bierspezialitäten, zu Außergewöhnlichem und zu erlesenen Kreationen. Und das ist auch der Grund, warum unsere Braumeister seit 2014 in unserem Ottakringer BrauWerk ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Hier entstehen innovative und mutige Craft-Biere, die gleichsam gut trinkbar und spannend sind. Sieben ganzjährige, einige saisonale und einige, die in Kooperationen mit anderen Wiener Traditionsunternehmen entstehen, wie etwa die »Schnittenfahrt« gemeinsam mit Manner. Unsere Ottakringer BrauWerk-Biere werden immer beliebter und sind auch schon hoch dekoriert: Aktuell kommt Europas bestes Porter aus dem Ottakringer BrauWerk.
Welche Herausforderungen erkennen Sie im Bereich der Craft-Biere, und welche Chancen sehen Sie?
Ganz im Sinne des Craft-Bier-Gedankens brauen wir im Ottakringer BrauWerk Biere, die manchmal klassisch, manchmal mit einer Vielzahl an ungewöhnlichen Rohstoffen eingebraut werden: kräftige Hopfennoten, beeindruckende Säure oder auch einmal so richtig stark. Neben bekannten Craft-Bier-Vertretern wie Session IPA, Porter, Vienna Pale oder Blonde trifft man bei uns auch so manches Sauerbier oder – ganz neu – unsere Berliner Weisse mit Sauerkirsche oder Gurke. Diese Vielfalt ist Herausforderung und Chance zugleich. Denn es gibt durch diese außergewöhnlichen Spezi­alitäten wieder mehr Bierinteressierte. Das zeigt sich nicht zuletzt am großen Interesse an unseren Brauereiführungen, Kleinbrautagen, geführten Verkostungen oder auch an unserem Bildungsangebot wie dem BeerKeeper-Kurs oder der Ausbildung zum Biersommelier. Das Ottakringer BrauWerk ist die »Beer Base Vienna«, ein Treffpunkt für alle Bierinteressierten.
Lassen sich aus den Erfahrungen mit den speziellen neuen Bierstilen Rückschlüsse in Hinsicht auf die Standard-Produktion ziehen?
Die Biere aus dem Ottakringer BrauWerk ergänzen unsere vielfach ausgezeichneten klassischen Biere perfekt. Wir merken, dass die Nachfrage nach Bierspezialitäten steigt. Wir setzen aber seit jeher bei allen unseren Produkten auf höchste Qualität. Das be­stätigt sich auch durch unsere zahlreichen Auszeichnungen im klassischen Biersegment wie Ottakringer Helles, Pils, Zwickl oder Dunkles. Wir wurden 2018 mit dem Jury-Sonderpreis »Brauerei des Jahres« bei der EBCU-zertifizierten Austrian Beer Challenge ausgezeichnet. Darauf sind wir sehr stolz.
Welche Entwicklungen beobachten Sie ­aktuell in der Bierwelt?
Bier hat durch Craft-Bier wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen, auch bei Frauen. Ganz allgemein könnte man von einem kulturellen Aufschwung sprechen, den Bier aktuell erfährt. Und das freut uns Brauer natürlich. Und es gibt neue Stile, wie etwa das Brut IPA, das unser heuriges Bier für Europas größtes Open Air, das Wiener Donauinselfest, ist, oder auch die FREAKSHOW, eine Berliner Weisse mit Gurke.
Wird die Craft-Bier-Welle anhalten?
Ich würde das nicht als Welle bezeichnen, aber es ist erfreulich, dass sich viele für dieses Thema interessieren und die Craft-Bier-Bewegung wieder für mehr Pep im Brauereigeschäft sorgt.

Erschienen in
Bier Spezial 01/2019

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