Krimi um Weinfälschungen und Halbwissen

Master of Wine Philipp Schwander seziert eine «Tatort»-Folge und klagt mangelnde Sorgfalt an.

Seitdem die Preise für rare Weine in lichte Höhen gestiegen sind, haben auch immer mehr Weinfälscher versucht, auf betrügerische Art Geld zu machen. Weltweit publiziert wurde der Fall von Rudy Kurniawan, der als «Mr. Conti» zur zweifelhafter Berühmtheit gelangt ist. Für seine gross angelegten Betrügereien wurde der Weinfälscher zu zehn Jahren Haft und Wiedergutmachungszahlungen in der Höhe von 28 Millionen Dollar gefordert. Bei derart grossen Summen springt dann auch gerne die Unterhaltungsindustrie auf und macht Wein zum Thema. Dass bei so manchen Drehbuchschreibern aber gewaltige Wissenslücken klaffen, stellte jetzt Master of Wine Philipp Schwander in einem Artikel in der «NZZ» fest.

Akribisch listet der anerkannte Schweizerische Weinexperte die Fehler auf, die im populären Krimiformat «Tatort» vom 8. Februar zum Thema Weinfälschungen und Schwarzgeld gemacht wurden:

  • Ein Wein, der laut Plot 180 Jahre alt sein soll, war tiefdunkel und purpur, wie das allenfalls bei fünf Jahre alten Weinen vorkommt.
  • Bei der Verkostung desselben Weins wird von Schlieren gesprochen, die aber erst ab einem Alkoholgehalt von zwölf Prozent auftreten. Bordeaux von damals hatten maximal zehn Prozent.
  • Auch die Barrique-Wahrnehmung in diesem Kommentar kann höchstens der Fantasie entsprungen sein.
  • Rothschild wurde ins falsche Zeitalter eingeordnet
  • Die «historischen» Weinflaschen erinnern laut Schwander an billige Supermarkt-Weine.
  • Ein vielgepriesener «Pétrus 1832» war in Wirklichkeit ein billiger Landwein.

So amüsant sich das auch lesen mag, das Problem der Weinfälschungen wird uns noch lange beschäftigen. Viele Sammler wollen am liebsten gar nicht lange nachforschen, was sie da wirklich so in ihren Kellern lagern haben. Wer aber doch sicher gehen möchte: Wein-Expertin Maureen Downey, die dem FBI geholfen hatte Kurniawan zu überführen, will im Frühjahr eine Website launchen, die helfen soll, Fälschungen zu erkennen. Demnächst unter www.weinfraud.com

(Redaktion)

Bernhard Degen
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