Jahrgang 2014 als grosse Herausforderung

Die Schweizer Weinernte 2014 dürfte wohl ein Rekordjahr werden – was den Aufwand betrifft.

Die Schweiz hat mehr Wein produziert als im Vorjahr. Insgesamt 0,9 Millionen Hektoliter. Das sind rund 60.000 Hektoliter mehr als 2013. Dies geht aus einer Schätzung der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) hervor. Schweizer Winzer und Weinfachleute relativieren auf Nachfrage. Sie rechnen damit, dass es womöglich weniger sein wird. Manuel Boss
 vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) verweist auf die weinwirtschaftliche Statistik, die erst im April 2015 erscheint. «Erst wenn alle Daten ausgewertet sind, können verbindliche Aussagen zum Ertrag aller Rebflächen gemacht werden.» Auch Verbände wie die communauté interprofessionnelle du vin vaudois (CIVV) nennen keine Zahlen und warten den Bericht «Das Weinjahr 2014» des BLW ab.

Sicher ist: Die Schweizer Winzer haben mehr gearbeitet als im Vorjahr.

Einbussen durch Kirschessigfliege und Klimakapriolen
Schuld daran ist vor allem die aus Asien eingeschleppte Kirschessigfliege. 2013 wurde das Risiko durch Drosophila suzukii vom Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF noch als schwach bis moderat eingestuft. Dieses Jahr sehen sich Winzer schweizweit mit Ertragseinbussen zwischen 10 und 50 Prozent konfrontiert. Der milde Winter 2013/2014 hat die Population der Kirschessigliege nicht genügend dezimiert und der weder heisse, noch kalte Sommer mit viel Niederschlag bot ideale Bedingungen für die Fortpflanzung. In der Folge mussten erhebliche Mengen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Und der Aufwand bei der Triage verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahr. «Jede einzelne befallene Beere musste aussortiert werden», sagt der Waadtländer Winzer Pierre Monachon.

Auch klimatisch war das Schweizer Weinjahr eine Herausforderung: Einer um drei Wochen verfrühten Vegetation folgten sommerliche Wetterkapriolen mit tiefen Temperaturen und viel Regen. Schäden durch Hagel bescherten zusätzlichen Aufwand und Ernteausfall, zum Beispiel im Lavaux und der Côte.

Trotz allem eine insgesamt gute Qualität
Immerhin, die Qualität stimmt. Sébastien Fabbi,Geschäftsführer Swiss Wine: «Trotz schlechtem Sommer konnte der warme September und Oktober einiges wett machen und die Oechslewerte positiv beeinflussen.» Auch was die Ertragsmenge betrifft gibt es Regionen, die besser abgeschnitten haben als letztes Jahr, «in der Deutschschweiz, waren die Reben teilweise extrem produktiv.»

Liebhaber von Schweizer Wein – und davon gibt es erfreulicherweise immer mehr – brauchen sich also punkto Qualität keine Sorgen zu machen. Sie dürfen sich die Früchte der harten Winzerarbeit 2014 genüsslich genehmigen.

Claudio Del Principe

Claudio Del Principe
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