Aussicht auf die Weinberge in St. Magdalena in Bozen.

Aussicht auf die Weinberge in St. Magdalena in Bozen.
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Internationaler Restaurantguide 2020: Best of Südtirol

Von den besten Gourmethütten über Buschenschanken bis hin zu Spitzenrestaurants: In unserem Online-Restaurantguide präsentieren wir 420 Top-Adressen. PLUS: Die Falstaff-Auszeichnungen in 12 Kategorien!

Südtirol hat sich zu einem kulinarischen Hotspot entwickelt. Daher freut sich der Falstaff, ihnen eine ausführliche Bewertung und Beschreibung der Südtiroler Restaurants mit unserem Online-Guide zu liefern. Rund 420 Adressen haben wir ausfindig gemacht, deren Besuch sich lohnt und wo Sie Südtirol kulinarisch geniessen können!

Es gibt kaum eine andere Region, in der man an so vielen Orten auf so hohem Niveau speisen kann. Auch für den Klassiker unter den Restaurant-Führern, Michelin, war Südtirol im Jahr 2019 mit 26 vergebenen Sternen die am höchsten dekorierte Provinz Italiens. Das will was heissen! Es ist die Mischung, die’s macht. Südtiroler Köche schöpfen aus der Tradition, die von der alpin-österreichischen Küche geprägt sind, und kombinieren das sehr geschickt und überaus geschmackvoll mit mediterraner Aromatik und Leichtigkeit.

Südtiroler Küche erschöpft sich nicht in Spaghetti und Speckknödel, sondern greift immer wieder neue Trends und neue Techniken auf. Dabei wird zunehmend Bedacht gelegt auf regionale Produkte und kurze Kreisläufe. Das Schöne am kulinarischen Erlebnis Südtirol ist, dass die feine Küche nicht nur auf einige Spitzenrestaurants beschränkt bleibt. Die Vereinigung «Südtiroler Gasthaus» hat erfolgreich vielen traditionellen Landgasthäusern wieder neues Leben eingehaucht. Immer mehr dieser Gasthäuser servieren schmackhafte, authentische Gerichte.

Und es gibt die überaus spannende Kategorie der «Gourmet-Hütten», die bis weit über die Waldgrenze hinauf für kulinarische Spitzenleistungen sorgen. Gemütlichkeit und kulinarischer Genuss gehen da Hand in Hand. Schliesslich haben wir noch die besten Buschenschänken und Pizzerien für Sie gelistet, sodass Sie mit unseren Falstaff Restaurantguide Südtirol stets gut beraten sind. Und gerade in Zeiten wie diesen, wo ferne Länder fast unerreichbar geworden sind und Fliegen nicht immer ratsam ist, bietet sich Südtirol als Urlaubsziel an, weil aus allen deutschsprachigen Ländern gut mit Bahn oder Auto zu erreichen.

Bestes Restaurant: «St. Hubertus», St. Kassian

Nobert Niederkofler mit Sommelier Lukas Gerges
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Nobert Niederkofler mit Sommelier Lukas Gerges

Auch in diesem Jahr ist das «St. Hubertus» das Mass der Dinge. Nobert Niederkofler hat sein Restaurant im Hotel Rosa Alpina zu einer Pilgerstätte für Genussmenschen aus aller Welt gemacht. Wobei Pilgern durchaus wörtlich zu nehmen ist: nach St. Kassian inmitten der Dolomiten muss man schon eigens hinfahren, das liegt nicht eben an den üblichen Verkehrsrouten. Dafür wird man reichlich belohnt. Mit seinem Konzept «Cook the mountain» mit dem er alle Grundprodukte, die nicht aus den Alpen stammten, aus seiner Küche verbannte, schuf er vor fünf Jahren einen neuen Stil. Viele hielten ihn für verrückt.

Als das «St. Hubertus» 2018 mit dem dritten Stern ausgezeichnet wurde, war es das erste Drei-Sterne-Restaurant weltweit, in dem weder Gänsestopfleber noch Kaviar oder edle Meeresfische auf der Karte stehen. Ein Abend im «St. Hubertus» ist ein unvergessliches Erlebnis, zu dem neben der Küche auch die fabelhafte Weinkarte und der perfekte Service um Sommelier Lukas Gerges beitragen.

Bestes Gasthaus: «Durnwald»

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Das Gsiesertal ist ein Seitental des Pustertales. Hier liegt, inmitten satt grüner Wiesen, das Gasthaus «Durnwald», geführt mit viel Hingabe von der Familie Mayr. Mittlerweile ist die neue Generation am Werken, die die bewährte Linie in etwas verfeinertem Stil weiterzieht. Grandios sind die «Schlutza», hauchdünne Teigtaschen gefüllt mit Spinat – nirgends sind sie so schmackhaft wie hier. Auch die saftigen Kalbsstelzen sind köstlich. Die übersichtliche, gut sortierte Weinkarte bietet eine gute Auswahl an Südtiroler Weinen. Im sehenswerten Weinkeller lagern viele besondere Tropfen.

Beste Gourmethütte: «Rauchhütte»

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Die «Rauchhütte» hat eine beneidenswert schöne Lage: Im Herzen der Seiser Alm mit grandiosem Blick auf Platt- und Langkofel. Aber das ist nur die Verpackung, das Tüpfelchen auf dem i sozusagen, die den Inhalt nochmals hervorhebt. Die Familie Lageder – Helga, Andreas und Tochter Maria – führen die «Rauchhütte» in vierter Generation. Auf den Tisch kommen viele der typischen Südtiroler Gerichte, in verfeinerter, zeitgerechter Form. Berühmt sind die Steaks. Dazu serviert die passionierte Sommelière Maria aus dem reichhaltig bestückten Keller den treffenden Wein.

Bester Buschenschank: «Hubenbauer»

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Der «Hubenbauer» in Vahrn ist seit Generationen im Besitz der Familie Stolz. Der heutige Hubenbauer, Alexander Stolz, hat das Ganze vom Staub der Jahre befreit und kommt erfrischend innovativ und frech daher. Hier sind Speck und Würste wirklich hausgemacht, der alte Stadel wurde in eine Hofbrauerei umgestaltet und wer doch lieber Wein bevorzugt, ist mit dem hofeigenen Portugieser bestens bedient. Lisi, die Schwester des Hubenbauer, gilt als Speiseeiskönigin, die ihre köstlichen Kreationen im Innenhof anbietet.

Beste Pizzeria: «Hofstätters Garten»

Von Aquila nach Tramin, von den Abruzzen nach Südtirol: das ist der Lebenslauf von Marzia Buzzanca. In Aquila führte sie ein bekanntes Restaurant. Dort entdeckte sie Martin Hofstätter, Eigentümer des bekannten Weinguts Hofstätter in Tramin und überzeugte Buzzanca nach Tramin zu kommen und dort «Hofstätters Garten» zu übernehmen.  Da Buzzanca auch leidenschaftliche Sommelière ist, fiel ihr der Wechsel nicht schwer. In «Hofstätters Garten» bietet Buzzanca nun Gourmet-Pizza an, deren Teig mindesten 32 Stunden ruht und so leichter verdaulich ist. Hervorragend ist auch die Pasta Amatriciana, ein herzhaftes Nudelgericht aus den Abruzzen.

Newcomer des Jahres (best young chef): Christoph Huber, «Blaue Traube»

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«Radikal lokal» lautet das Motto des Wirtshauses «Blaue Traube» in Algund. Hinter diesem Motto stehen der junge Chefkoch Christoph Huber und sein engagiertes Team. Trotz seiner jungen Jahre hat Christoph Huber schon reichlich internationale Erfahrungen in Spitzenhäusern gemacht – zuletzt bei Gerhard Wieser in der «Trenkerstube». 2019 übernahm er die «Blaue Traube» in Algund, ein historisches Wirtshaus, das bereits seit dem 17. Jahrhundert besteht. Seitdem gibt es dort moderne Küche in alten Mauern. Christoph Huber kocht gern mit Produkten aus der unmittelbaren Umgebung, nimmt die alten traditionellen Gerichte auf und verfeinert sie. Und das macht er von Mal zu Mal besser!

Weinkarte des Jahres: «St. Hubertus»

Sommelier Lukas Gerges
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Sommelier Lukas Gerges

Die Weinkarte des «St. Huberts» war schon vorher sehr gut bestückt. Mit dem dritten Stern und seitdem Lukas Gerges die Verantwortung für die Weine im Haus übernommen hat, gab es nochmals einen Qualitätssprung. Die Weinkarte überzeugt nicht so sehr durch umfassende Fülle, sondern durch eine wohlfeile Auswahl. Dabei sind sämtliche Standards, die man sich hier erwarten darf vertreten – Südtirol, Toskana, Piemont, Bordeaux, Burgund, Österreich und Deutschland. Grandios aber ist die Jahrgangstiefe, die es hier bei vielen Weinen gibt. Aus vielen Regionen stehen Kultweine aus bis zu zehn Jahrgängen auf der Karte. Einfach vorbildlich!

Sommelier des Jahres: Sonya Trafoier

 Sommelière Sonya Trafoier
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 Sommelière Sonya Trafoier

Sommelier des Jahres ist dieses Mal eine Sommelière: Sonya Trafoier vom Restaurant «Kuppelrain» in Kastelbell im Vinschgau. Seit Jahrzehnten ist Sonya engagiert an der Seite ihres Mannes Jörg tätig, zuständig für den Service, vor allem aber für den Wein: der ist ihre Leidenschaft. Sonya Trafoier setzt auf lokal. Der Vinschgau ist das kleinste Weinbaugebiet Südtirols, im Kuppelrain aber ist jeder Winzer mit seinem Wein vertreten, darunter einige richtige «Garage Wineries», deren Weine es nur in Kleinstauflagen gibt. Mit Charme und Fachkompetenz findet Sonya Trafoier stehts die passende Begleitung zu den Kreationen aus der Küche des «Kuppelrain»; ein Hochgenuss!

Service des Jahres: Siegfried Baumgartner, Restaurant «Schöneck»

Mary, Karl und Siegfried «Siegi» Baumgartner
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Mary, Karl und Siegfried «Siegi» Baumgartner

Gastronomie ist die zentrale Achse der drei Pichler-Brüder. Zwei hatten sich der Küche verschrieben. Hansi Baumgartner hing den Kochberuf an den Nagel und machte sich als Käsepapst einen Namen. Karl Baumgartner blieb der Küche treu und wirkt seit über 30 Jahren in der Küche des Sternelokals «Schöneck». Siegfried «Siegi» Baumgartner ist seit damals Karls treuer Begleiter und zeichnet verantwortlich für den Saal. Gemeinsam mit Schwägerin Mary schafft er im «Schöneck» eine professionelle und zugleich familiäre Atmosphäre, in der sich der Gast sofort wohl fühlt. Das ist gekonnter Service ohne steife Attitüden.

Ambiente des Jahres: «Parkhotel Holzner»

© Christine Andorfer

Seit über 100 Jahren bietet das «Parkhotel Holzner» Gastlichkeit auf hohem Niveau. Im Laufe der Jahrzehnte wurde es immer wieder den aktuellen Erfordernissen und Erwartungen angepasst, der spezielle Flair des Jahrhundertwende-Baus aber konnte geschickt beibehalten werden. Vor einigen Jahren wurde im Hotel das Gourmet-Restaurant «1908» eingerichtet, in dem Stephan Zippl hervorragend aufkocht. Auch das wurde gekonnt ins Ensemble eingebaut. So verströmt das «1908» Gemütlichkeit und unangestrengte Leichtigkeit – so wie die Küche. Die beste Anreise erfolgt übrigens mit der Seilbahn, die in Bozen am Bahnhof startet und in wenigen Minuten oben am Ritten ankommt.

Nachhaltigkeit & Innovation: «Drumlerstuben», Sand in Taufers

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Als ehrliches Gasthaus ohne falsche Versprechungen – so bezeichnen sich die «Drumlerstuben». Professioneller Umgang mit Menschen mit Allergien und Unverträglichkeiten gehören heute in den Restaurants zum Alltag. Wirtin Ruth Innerhofer erhielt selbst vor 20 Jahren die Diagnose gestellt: «Zöliakie». Schon damals begann sie ihre Küche umzustellen, experimentierte mit Alternativen zu Weizen, schaffte es, glutenfrei und schmackhaft zu verbinden und machte so die «Drumlerstuben» zu einem Treffpunkt für «Zöllis». In einem neuen Projekt, das sich «Taufrisch» nennt, hat Stefan Fauster nun gemeinsam mit anderen Gastronomen des Ortes einen Acker mit alten Getreide und Gemüsesorten angelegt und trägt so zur Artenvielfalt bei. Und schliesslich wird am «Drumlerhof» ausschliesslich Fleisch aus artgerechter Haltung verwendet und alle Teile des Tieres verwertet. Das ist gelebte Verantwortlichkeit.

Lebenswerk: Otto Mattivi, «Aomi», «Hidalgo»

Das Restaurant »Hidalgo«
© Daniele Paternoster
Das Restaurant »Hidalgo«

Otto Mattivi ist Gastronom mit jeder Faser. Unermüdlich schafft er Neues und perfektioniert das Alte. Begonnen hat vor vielen Jahren alles mit der «Kiwi-Bar», damals eine der angesagtesten Treffpunkte. Dann folgte Hidalgo, das immer noch 365 Tage im Jahr offen hat. Dort spezialisierte er sich auf Fleisch, Fleisch und Fleisch. Otto Mattivi entwickelt den Hidalgo Beef Grill in dem argentinisches Back Angus, Ocean Beef aus Neuseeland oder Dry Aged Beef aus Südtirol besonders knusprig gegrillt werden. Die Krönung der Fleisches-Lust ist das Aomi, ein ganz in minimalistisch-japanischem Design gehaltenes Lokal im Lokal, in dem Wagyu-Beef aus Japan und aus Südtirol die Hauptrolle spielen. Mit «Hidalgo Suites» und dem neuen Arua ist Otto Mattivi auch als Hotelier aktiv. Als während des Shutdowns das Hidalgo geschlossen blieb, entwickelte er einen Liefer-Service mit feinen Speisen, in dem penibel darauf geachtet wurde, dass alle Behältnisse rasch biologisch abbaubar oder wiederverwertbar sind. Chapeau vor so viel unermüdlichem Unternehmer-Geist.

Alle 420 bewerteten Restaurants sind ab sofort in der Falstaff-Datenbank abrufbar.

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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