Damien Anglada mit erlesenen Whiskys aus mehreren Jahrzehnten

Damien Anglada mit erlesenen Whiskys aus mehreren Jahrzehnten
© Falstaff/Degen

Historische Whisky-Verkostung in Genf

FOTOS: In «Arthur's Rive Gauche» wurde The Balvenie Fifty präsentiert – eine 50 Jahre alte Ikone der Whisky-Kultur im Wert von über 35.000 Franken.

Zeit spielt eine besondere Rolle in der Whisky-Produktion. Niemand weiss das besser als der Malt-Master von The Balvenie: Seit über 56 Jahren arbeitet David C. Stewart für die weltbekannte Destillerie. Nun krönte er sein Lebenswerk mit einem einzigartigen Whisky, dem Balvenie Fifty Marriage 0962. Die Nummer steht für das Monat und das Jahr, in dem der Schotte bei William Grant & Sons, dem Eigentümer von The Balvenie angeheuert hat. Monatelang tüftelte Stewart an der Kreation des aussergewöhnlichen Whiskies, der schliesslich aus vier Fässern komponiert wurde: zwei aus dem Jahr 1967 und zwei aus dem Jahr 1966.
Anlässlich der feierlichen Übergabe einer Flasche The Balvenie Fifty an Gastronom und Getränkehändler Dominique Mottas organisierte Importeur Dettling & Marmot am 3. Oktober eine einzigartige Verkostung in einem seiner Restaurants, in «Arthur's Rive Gauche» in Genf. Durch die Verkostung führte Brand Ambassador Damien Anglada, für den die Probe des The Balvenie Fifty selbst eine mit Spannung erwartete Premiere darstellte.

Age Statements

Um den The Balvenie Fifty richtig einordnen zu können, beleuchtete Anglada die Hintergründe und Philosophie der traditionellen Destillerie. Entgegen mancher Strömungen setzte man im Hause The Balvenie auf «Age Statements», also klaren Bekenntnissen zum jeweiligen Jahrgang. Und weil Zeit und Reife so eine grosse Rolle spielen, beschäftigt The Balvenie zwölf eigene Fassbinder, denn etwa 70 Prozent des Geschmackes kommen vom Holz, unterstreicht Anglada und ergänzt, dass in der Destilierie auch noch selbst gemälzt wird. Das leisten sich nur noch sechs Destillerien in Schottland.
David C. Stewart, der älteste Malt-Master im aktiven Dienst, hat als erster seiner Zunft »Double-Wood» angewandt, also Finishing in einem zweiten Fass. Nach vielen Experimenten hat er sich auf Oloroso-Sherry-Fässer spezialisiert, in dem die Whiskies vor der Abfüllung noch einmal acht bis neun Monate reifen dürfen. Dies sei mittlerweile unverzichtbarer Bestandteil der Balvenie-Typizität, betont der Brand Ambassador. Die Falstaff-Frage, wie lange denn ein Fass auf einen Whisky Einfluss nehmen kann, beantwortet Anglada umnittelbar: «Irgendwann ist Schluss. Nach etwa 60 Jahren tut sich wohl nicht mehr viel, abgesehen davon, dass sich die Menge wegen natürlicher Verdunstung (‹Angels' Share›) ebenso wie der Alkoholgehalt reduziert.»

Wunderbare Raritäten

Was bei manch anderen Produzenten schon der Höhepunkt einer Verkostung ist, war bei Balvenie gerade erst einmal der Beginn: Ein 14 Jahre gereifter Caribbean Cask. Es folgte ein Feuerwerk an würdevoll gereiften Spezialitäten –  Portwood 21 YO, Single Barrel 25 YO, Balvenie 30 und ein Jahrgangs-Whisky aus dem Jahr 1974 – sagenhaft gut. Küchenchef Fabio Stridi kreierte zu jedem der Whiskies passendes Fingerfood und schuf eindrucksvolle Harmonien.
Den Höhepunkt der Veranstaltung im «Arthur's Rive Gauche» stellte aber die Übergabe einer Flasche Balvenie Fifty an Dominique Mottas dar. Wobei die in Samt gehüllte, mundgeblasene Flasche nur ein Teil der aufwendigen Verpackung ist. In der edlen Kiste befindet sich auch eine handgefertigte Holz-Röhre für die Aufbewahrung des raren Whiskies. Sie besteht aus 48 Schichten Walnussholz, die im gleichen Verhätlnis wie die Anteile der vier Ursprungsfässer aus den Jahren 1966 und 1967 gruppiert sind.

Verkostungsnotiz Balvenie Fifty Marriage 0962 (41,6 % Alkohol)

Mittleres bis kräftiges Bernstein funkelt im Glas; in der Nase zeigen sich feine Röstnoten und Anklänge von getrockneten Feigen, Marzipan, etwas Kokos und Walnuss; am Gaumen kaum eine Spur von Alterstönen, sehr elegant, feine Würze, Muskatnuss, dunkle Kräuter und subtile Röstnoten; Dörrobst und zarte Vanille-Anklänge im Nachhall. Der Balvenie Fifty ist kein einfach zugänglicher Blockbuster, sondern eine elegante Kreation mit einer Vielzahl an Facetten und Nuancen, die sich nur jenen Whisky-Freunden eröffnen, die sich dem Spirit andächtig und geduldig annähern.
Bezugsquellen: www.drink.ch oder www.arthurscellar.com sowie im gut sortierten Fachhandel schweizweit.
Preis für den Balvenie Fifty auf Anfrage. International wird er um rund 35.000 Franken gehandelt. Im Vergleich mit dem eben verkauften, 60 Jahre alten, Macallan Valerio Adami 1926 eine Okkasion. Dieser wurde am 3. Oktober in Schottland um rund 1.080.000 Euro versteigert.

INFO

Arthur's Rive Gauche
Rud du Rhône 7
1204 Genf
www.arthurs.ch 

Bernhard Degen
Autor
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