Deutschland hat ein neues Drei-Sterne-Restaurant: das »schanz.restaurant« in Piesport.

Deutschland hat ein neues Drei-Sterne-Restaurant: das »schanz.restaurant« in Piesport.
© Susanne Schug

Guide Michelin 2022: Neues Drei-Sterne-Restaurant in Deutschland

Das »schanz.restaurant« in Piesport an der Mosel wurde von zwei auf drei Sterne aufgewertet, Joachim Wisslers »Vendôme« in Bergisch Gladbach verliert die Höchstwertung. Noch nie leuchteten so viele Sterne über Deutschland.

Thomas Schanz steigt in den elitären Kreis der besten Köche der Welt auf: Sein »schanz.restaurant« in Piesport an der Mosel ist Deutschlands einziges neues Drei-Sterne-Restaurant, wie der Guide Michelin am Mittwoch (9. März) während der Vorstellung der Ausgabe 2022 in der Handelskammer Hamburg bekanntgab. Damit ist Inhaber und Küchenchef Schanz, 42, auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. 2011 hatte der gebürtige Trierer das Restaurant direkt neben dem elterlichen Hotel eröffnet. Schon im darauffolgenden Jahr erhielt er seinen ersten Stern, 2015 kam der zweite dazu. Nun also die Krönung – Schanz hat seine französisch-mediterrane Kochkunst seit Jahren perfektioniert.

Während an der Mosel in diesen Tagen wohl auch in der Küche so manche Champagnerflasche geleert wird, dürfte sich etwas weiter nördlich ein Großmeister die Augen reiben: Joachim Wissler, 59, einer von Deutschlands erfahrensten Köchen und seit 2006 mit drei Sternen ausgezeichnet, verliert im Restaurant »Vendôme« in Bergisch Gladbach die Höchstwertung. Eine Begründung dafür liefert der Guide wie üblich nicht. Damit erleidet Wissler ein ähnliches Schicksal wie Klaus Erfort im vergangenen Jahr. Das »Gästehaus« in Saarbrücken, das Erforts Namen trägt, wurde 2021 von drei auf zwei Sterne herabgestuft – und kehrt in der neuen Ausgabe nicht in die Champions League der Haute Cuisine zurück. Das »Haerlin« unter Christoph Rüffer in Hamburg, immer wieder als Kandidat für die Höchstwertung gehandelt, bleibt bei zwei Sternen. 

Rekordzahlen für 2022

Insgesamt zeichnet der Guide Michelin 2022 327 deutsche Restaurants mit einem Stern aus, so viele wie noch nie. »Unsere Michelin Inspektoren sind von dem Engagement und der Resilienz der Gastronom*innen begeistert. Sie haben ihre Betriebe durch die Krise geführt, waren mit unverändertem Einsatz für ihre Gäste da und haben dabei das hohe Niveau gehalten«, sagte der internationale Direktor des Guide Michelin, Gwendall Poullennec.

In der Spitzengruppe hat sich neben den zwei angesprochenen Wechseln nichts getan, insgesamt neun Restaurants gehören zur Crème de la créme. Damit sind automatisch Berlin und Hamburg die einzigen deutschen Großstädte mit Drei-Sterner (»Rutz«, »The Table«), denn das »Atelier« in München verliert nach dem Weggang von Jan Hartwig und vorübergehender Schließung seinen Spitzenplatz.

Hartwigs Nachfolger, Anton Gschwendtner, holt aber auf Anhieb zwei Sterne. Das Gleiche gelingt in München auch Tohru Nakamura mit der »Schreiberei« und Ben Chmura im umgebauten »Tantris«. Seine Kollegin, Virginie Protat, erkocht für das »Tantris DNA« unter dem gleichen Dach nur einen Stern. Und Sigi Schelling, langjährige Souschefin unter Hans Haas im »Tantris«, muss sich für ihr eigenes Restaurant »Werneckhof Sigi Schelling« ebenfalls mit einem Stern zufrieden geben.

Acht neue Zwei-Sterner

Insgesamt acht Restaurants sind im Guide 2022 neu mit zwei Sternen ausgezeichnet. Edip Sigl erkocht für das »es:senz« in Grassau am Chiemsee aus dem Stand diese Wertung, ebenso Felix Schneider in Nürnberg mit dem »etz«. Hochgestuft werden zudem das »100/200« mit Küchenchef Thomas Imbusch in Hamburg, »Louis Restaurant« mit Martin Stopp in Saarlouis sowie die »Speisemeisterei« in Stuttgart unter der Leitung von Stefan Gschwendtner. Den umgekehrten Weg geht das »Les Deux« in München, das nur noch einen Stern hat.

Unter den 31 neuen Ein-Sternern zählen zu den prominentesten die erwähnten Münchner Restaurants. Hamburg (»Zeik« und »Jellyfish«), Hannover (»Handwerk« und »Votum«) sowie Frankfurt am Main (»Main Tower« und »Masa Japanese Cuisine«) stellen jeweils gleich zwei neue Sternerestaurants.  

Weiterhin sehr beliebt ist auch die Kategorie des »BibGourmands«, die Restaurants mit besonders gutem Preis-Leistungs-Verhältnis hervorhebt. 297 solcher Betriebe listet der Guide auf, darunter sind 18 Neueinträge. Die Zahl der »Grünen Sterne«, die für einen besonders nachhaltigen Betrieb stehen sollen, wuchs um elf auf insgesamt 61. Auch das »Nobelhart & Schmutzig«, dessen Inhaber Billy Wagner unlängst die Aussagekraft des Grünen Sterns in Zweifel gezogen hatte, wird weiterhin in dieser Kategorie geführt.  

Der Guide Michelin Deutschland 2022 auf einen Blick

  • 9 Restaurants mit drei Sternen (1 davon ist neu)
  • 46 Restaurants mit zwei Sternen (davon 8 neu)
  • 272 Restaurants mit einem Stern (davon 31 neu)
  • 297 Restaurants mit »BibGourmand« (davon 18 neu)  
  • 61 Restaurants mit dem »Grünen Stern« (davon 11 neu)

Alle Listen

Der Guide Michelin Deutschland 2022 ist ab dem 14. März zu einem Preis von 29,95 Euro in Deutschland und 30,80 Euro in Österreich erhältlich. In der aktuellen Ausgabe werden auf 456 Seiten mehr als 1.330 Restaurants empfohlen. Kostenlos findet man die Angaben auch in der App.

Philipp Elsbrock
Philipp Elsbrock
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