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Grimbergen: Phoenix der Klosterbiere

Falstaff war anlässlich des Grimbergen Experience Day bei der gleichnamigen belgischen Abtei zu Gast. Die Marke und ihre Biere sind bis heute eng mit ihrem Ursprungsort bei Brüssel verbunden.

Grimbergen ist ein kleines Dorf, nur wenige Kilometer von Brüssel entfernt. Prägend für den Ort ist die grosse Kirche der Abtei von Grimbergen, die sich anders als viele vergleichbare Klosteranlagen nicht abgeschieden oder ausserhalb befindet, sondern inmitten des Dorfs. «Wir sind ein offenes Haus», sagt Vater Karel, der uns anlässlich des Grimbergen Experience Day gemeinsam mit seinem Ordensbruder Vater Erik durch die Abtei führt. «Das war schon immer so, auch als hier noch Bier gebraut wurde.» Damit spricht Vater Erik etwas Entscheidendes an: Auch wenn Grimbergen-Bier bis heute den Namen einer Abtei trägt und auch als Abteibier gilt, wird es längst ausserhalb der Klostermauern und unter Lizenz gebraut. Das sorgt nicht nur für moderne Biere in gleichbleibender Qualität, es ermöglicht den zwölf Mönchen überhaupt, ihre riesige Abtei in Schuss zu halten.
Vater Karel ist Buchhalter des Norbertinerordens. Gemeinsam mit Vater Erik pflegt er die Kontakte zu den Brauern (in diesem Fall Carlsberg), die verpflichtet sind, alle Änderungen oder Neuerungen an den Bieren genau mit den Mönchen abzusprechen. Ein bewährtes System, das heute so für die meisten belgischen Abteibiere angewandt wird.

Prägend für jedes Bier ist die verwendete Hefe, erklären uns die Mönche und die Brauer und im Fall der Grimbergen-Biere stammen die dafür verwendeten Hefestämme tatsächlich aus der alten Klosterbrauerei.
Die Klostermauern von Grimbergen sind zwar uralt, doch der Phönix auf der Bierflasche ist auch in der Abtei anzutreffen – etwa auf einem grossen, reich verzierten Fenster auf einem der ausgedehnten Gänge. «Grimbergen ist in seiner Geschichte mehrmals abgebrannt und wurde dann wiederaufgebaut, der Phönix hat für uns eine ganz besondere Bedeutung», sagt Vater Erik. Gemeinsam mit den Mönchen und dem belgischen Biersommelier Ben Vinken kosteten wir die modernen Klosterbiere von Grimbergen in den Mauern der Abtei. Ein Erlebnis von ungeahnter Vielfalt.

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Grimbergen blonde

Laut Überlieferungen gehörten die Mönche von Grimbergen zu den ersten, die das Filtrieren von Bier beherrschten. Grimbergen blonde ist ein obergäriges, mildes Bier mit ausgeprägten Fruchtnoten und eben ganz ohne Trübung, was es von vielen anderen belgischen Abteibieren unterscheidet.

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Grimbergen blanche

Das leicht trübe Grimbergen blanche ist ein traditionelles, belgisches Weissbier. Bereits im 14. Jahrhundert wurde dieser Bierstil in der Abtei von Grimbergen hergestellt. Das fruchtige Bier ist verfeinert mit Gewürzen wie Nelken und Koriander, im Geschmack erinnert es an Getreide und Vanille und ist schön mild und weich.

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Grimbergen rouge

Das mit Kirschsaft angereicherte Grimbergen rouge ist so etwas wie eine moderne Interpretation eines klassischen Krieks – wobei der Kirschsaft beim Grimbergen rouge nicht vergoren wird, sondern für eine angenehme Süsse sorgt. Früchte benutzten die Ordensbrüder schon früher zum Brauen. Ein bittersüsses, kirschfruchtiges Geschmackserlebnis mit intensivem, erfrischendem Geschmack.

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Grimbergen ambrée

Im Mittelalter wurden normale Brauereien wesentlich höher besteuert als die Abteien – darum konnten diese edlere Zutaten verwenden. Gerade in Belgiens Abteien entstand eine lange Tradition von komplexen Bierstilen fernab des deutschen Reinheitsgebots. Grimbergen Ambrée ist ein obergäriges Bier mit bittersüssen Noten vom verwendeten Karamell, getrockneten Pflaumen und Malz.

Benjamin Herzog
Benjamin Herzog
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