Das «Morgarten» ist mehr, als ein uriges Wirtshaus: Hier wird auf Zusammengehörigkeit und Genuss gesetzt.

Das «Morgarten» ist mehr, als ein uriges Wirtshaus: Hier wird auf Zusammengehörigkeit und Genuss gesetzt.
© Uppergrade AG

Frisch gebeizt: Top 10 junge Zürcher Beizen

Von wegen Beizensterben! Immer mehr alte Zürcher Lokale gelangen in die Hände von innovativen, jungen Gastronomen. Alte Beiz, junger Koch – ein Zürcher Erfolgskonzept.

Die Zürcher Gastroszene ist eine Schweizer Ausnahmeerscheinung. Ihre Vielfalt und Innovationskraft wird von keiner Schweizer Stadt überboten. Umso schöner, wenn sich ab und zu ein erfolgreiches Muster abzeichnet. So geschehen mit den sogenannten Zürcher Beizen – den altehrwürdigen Kultlokalen also, die immer öfters in die Hände junger, innovativer Gastronomen gelangen. Logisch ziehen die Jungen nach, werden viele jetzt denken – selbstverständlich ist das jedoch nicht. Den altehrwürdigen, klassischen Wirtshäusern neues Leben einzuhauchen, ohne deren Geschichte zu vergessen, ist nämlich eine grosse Herausforderung – die allerdings gleich mehreren Zürcher Gastronomen auf perfekte Art und Weise geglückt ist.
Das Restaurant «Rechberg 1837» etwa hat das Baujahr des legendären Gasthauses gleich in den Restaurantnamen mit aufgenommen. Wo zuvor spanische Küche zelebriert wurde, setzen die heutigen Pächter ganz auf die Heimat – und das mit grossem Erfolg. Das Restaurant «Rosengarten» wird seit Sommer 2017 von zwei Brüdern geführt, deren Eltern in den 80er-Jahren im selben Lokal wirteten. Gian und Nico Gross setzen zwar auf Bodenständigkeit, Gemütlichkeit und Hausgemachtes – also auf klassische Werte –, vergessen dabei aber nie, locker zu bleiben. Zu den bekanntesten Restaurantvergaben an junge Pächter gehört die «Bauernschänke» im Niederdorf. Die modernen Gerichte könnten kein grösserer Kontrast sein zu dem, was bis anhin in der alten Gaststube geboten wurde.

Die jungen Beizen

Morgarten (siehe oben)

Der urgemütliche «Morgarten» ist die Quartierbeiz schlechthin. Die Speisen jedoch sind von urigem Wirtshausfeeling weit entfernt. Die Auswahl ist international und alle Gerichte der Abendkarte werden in der Mitte des Tisches zum Teilen serviert. Das fördert nicht nur die Geschmackserlebnisse des Einzelnen, sondern vor allem das Zusammengehörigkeitsgefühl – und das ist in einer «Beiz» schliesslich genauso wichtig.
morgartenbar.ch


Wilder Mann

© Saskia Widmer

Seit 1925 werden im «Wilder Mann» im Zürcher Quartier Hirslanden Gäste bewirtet. Nach einer sanften Renovation erstrahlt das Lokal seit 2016 in neuem altem Glanz. Betrieben wird es als Quartierbeiz – also als Treffpunkt. Dass das in keinster Weise im Gegensatz zu erstklassiger Küche steht, versteht sich eigentlich von selbst. Gekocht wird mit frischen Zutaten am Mittag und am Abend, dazwischen gibt’s einfache, kleinere Gerichte.
wilder-mann.ch


Marktküche

Foto beigestellt

Das unweit der Bäckeranlage im Kreis 4 gelegene «Restaurant Marktküche» bereichert die Stadt Zürich seit dem Jahr 2014. Koch und Inhaber Tobias Hoesli setzt auf eine vegane Gourmetküche. Nach Quartierlokal tönt das erst mal nicht, doch wer je da war, wird über das gemischte Publikum staunen. Denn lange nicht nur Veganer kehren in der elegant eingerichteten «Marktküche» gerne ein, sondern alle mit einem offenen Geist und einem Sinn für einzigartige kulinarische Erlebnisse.
marktkueche.ch


Rechberg 1837

© Thomas Boehme

Die Jahreszahl 1837 im Namen des Restaurants deutet auf das Baujahr des Hauses hin – das «Rechberg 1837» befindet sich in alten Gemäuern. Zugegeben: Bevor das junge Team das Lokal übernahm, war hier von Frische nicht viel zu sehen. Dunkelgrüne Wände schaffen Abhilfe. Auf den Tellern setzt man auf Kreativität und vor allem auf lokale Produkte erster Klasse. Zeitlos und zeitgemäss zugleich.
rechberg1837.com


Huusbeiz

Foto beigestellt

Die noch junge «Huusbeiz» hat das Zeug, um zu einem echten Stammlokal zu werden. Einerseits hat das natürlich mit dem urigen Ambiente in der Gaststube und der gemütlichen Terrasse zu tun, andererseits mit der Küche. Serviert werden bodenständige, aber genauso raffinierte Gerichte aus mehrheitlich lokalen Produkten. Oft kommen auch vergessene oder unbekannte Delikatessen auf die Teller.
huusbeiz.ch


Rosengarten

Foto beigestellt

Seit Frühling 2017 führen die Brüder Nico und Gian Gross das Restaurant «Rosengarten» in Hottingen. Die beiden waren schon damals in der Zürcher Gastroszene bekannt, gehört ihnen doch auch die «Jdaburg». Ein «erweitertes Wohnzimmer» wollten die beiden für das Quartier schaffen. Zwei Jahre später ist dieses Ziel mehr als erreicht und der «Rosengarten» über die Quartiergrenzen hinaus beliebt und bekannt.
rosengarten.ch


Lotti

© Nina Mann

Das «Lotti» liegt unweit der hektischen Bahnhofstrasse und gehört trotzdem zu den gemütlichsten Neueröffnungen der letzten Jahre. Die Betreiber setzen auf lokale Produkte, die sie in kleine Köstlichkeiten zum Teilen oder Alleine-Essen verwandeln. Eine Weinkarte gibt es nicht, dafür acht Offenweine und zwei Weinkühler mit ständig wechselnden Trouvaillen. Das «Lotti» ist echt unkompliziert und darum genau perfekt für fast jede Tageszeit.
lotti-lokal.ch


Bauernschänke

© Lukas Lienhard

Mehr als ein Raunen ging durch Zürich, als vor gut einem Jahr der Spitzenkoch Nenad Mlinarevic gemeinsam mit Gastrounter­nehmer Valentin Diem und Sommelier Patrick Schindler die «Bauernschänke» mitten im Niederdorf übernahm. Das altehrwürdige und denkmal­geschütze Restaurant scheint seine Bestimmung gefunden zu haben. Die raffinierten Gerichte und erlesenen Weine sorgen für besetzte Plätze, fast jeden Tag.
bauernschaenke.ch


Dreierlei

© Mathyas Kumann Fotografie

Drei schelmisch aussehende Affen lachen einem vom Wirtshausschild des «Dreierlei» in Wiedikon an. Der Name der jüngst eröffneten Quartierbeiz bezieht sich auf die Gepflogenheiten zu Tisch: Alle Gerichte werden zum Teilen in die Mitte serviert, um satt zu werden, empfiehlt die Küche, pro Person drei Köstlichkeiten auszuwählen. Auch wenn das Konzept unkompliziert ist,  wird hier durchaus anspruchsvoll gekocht und kombiniert. Verwendet werden regionale Produkte.
dreierlei-zueri.ch


Zum Goldenen Fass

Foto beigestellt

Wie der Name vermuten lässt, ist das «Zum Goldenen Fass» ein echtes, altes Quartierlokal. Seit 2014 sind hier Junggastronomen am Werk, die dem Restaurant neues Leben eingehaucht haben. Und davon nicht zu knapp! Ihr Motto «bodenständig mit dreifachem Salto» passt wie der Deckel auf den Topf. Serviert wird jeden Wochentag ein anderes Gericht. Legendär beispielsweise ist jeweils der Samstag – dort gibt es das urschweizerische Fondue Chinoise à discrétion und natürlich immer auch eine vegetarische Alternative.
zumgoldenenfass.ch

Erschienen in
Falstaff Special Food Zurich 2019

Zum Magazin

Benjamin Herzog
Benjamin Herzog
Chefredaktion Schweiz
Mehr entdecken
Mehr zum Thema
Tischgespräch
Tischgespräch mit Mike Müller
Falstaff sprach mit dem Schauspieler und Fernsehhost über die Lust am Spielen und Kochen und seine...
Von Julia Staller-Niederhammer
Das  geschnetzelte Kalbfleisch nach Art der «Kronenhalle» sollte jeder einmal gegessen haben. Serviert wird das Gericht in zwei Gängen – Nachschub wartet im Silbergeschirr.
Food Zurich 2019
Die Krone des Geschnetzelten
Das Zürcher Geschnetzelte gilt vielen als Schweizer Nationalgericht. Wir liessen uns in der...
Von Manfred Klimek
Die Plattform liefert Inspiration für die Kombination von Lebensmitteln, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören: wie hier die Rhabarber-Crostinis mit Vacherin Mont-d'Or.
Foodpairing
Fooby: It's a Match
Die Kulinarik-Plattform «FOOBY» motiviert dazu, auch einmal etwas Neues auszuprobieren. Wie wäre...
Von Florian Bartmann
Food Zurich 2019
Food Zurich Fäscht
Das grosse Finale bietet vielfältige Kulinarikhighlights: Vom Genussmarkt über Speisen...
Food Zurich 2019
Food Pairing mit Mel B.
Schon als Kind verzauberte Foodbloggerin Mel B. mit selbstkreierten Menüs. Am 17. und 24. Mai...