© Oberösterreich Tourismus GmbH_Moritz Ablinger

Donauradweg: Der Weg ist das Ziel

Kulinarische und kulturelle ­Höhepunkte auf dem Donauradweg. Vom Trappistenbier bis zu den gefragten Weinen der Wachau. Vom Stadttheater in Grein bis zu den reichen ­Schätzen im Stift Melk.

Wie Perlen an einer Kette liegen Städte und Ortschaften an der Donau in Ober- und Nieder­österreich. Die beste Art sie zu erkunden, ist mit dem Fahrrad, denn die Strecke zwischen den Schmuckstücken ist ein Naturerlebnis, das man mit allen Sinnen erleben sollte. Den Fahrtwind im Gesicht, ist man im Frühling von einem Blütenmeer umgeben und riecht den Flieder, den Holunder und vieles mehr. Im Herbst ist es das duftende Herbstlaub, in das man entlang der Strecke immer wieder eintaucht. Die besten Reisezeiten sind sicherlich Frühling und Herbst, einerseits wegen der angenehmeren Temperaturen, aber auch weil weniger los ist. Doch auch eine Sommer-Tour hat ihre Reize, man muss bloß früher aufstehen, kann aber die vielfäl­tigen Bademöglichkeiten entlang oder in der Donau nutzen.

Mit der Bahn kommen wir bequem und stressfrei in Passau an. Die Stadt, in der Donau, Inn und Ilz zusammenfließen, ist ein idealer Ausgangspunkt für die Reise entlang des Donauradweges. In Lokalen wie dem »Scharfrichterhaus« oder dem »Weingut« kann man sich wunderbar für die bevorstehende Tour stärken. Meistens hat man donauabwärts ja Rückenwind und braucht kaum Unterstützung. Wir sind im Oktober unterwegs und dürfen uns über warmes und sonniges Herbstwetter freuen, das allerdings ein kräftiger Südostwind ins Donautal bringt. Wegen des Gegenwindes freuen wir uns umso mehr über unsere E-Bikes und den Schub des ­Elektromotors, der uns nach rund zwei Stunden Fahrt nach Engelhartszell bringt.

Stift Engelszell

Wir besichtigen das Stift Engelszell mit dem einzigen Trappistenkloster Österreichs und der sehenswerten Rokoko-Kirche. Die Gemäl­de bekannter Barockkünstler aus dem 18. Jahrhundert sind ebenso eindrucksvoll wie gläserne Reliquienschreine mit echten Skeletten. Was die Stiftskirche aber einzigartig macht, ist das moderne Deckenfresko von Prof. Fritz Fröhlich aus dem Jahr 1957: Ganz offensichtlich war dieser bei der Darstellung von Maria und den neun Engelchören von Picasso beeinflusst, was einen spannenden Kontrast zu den übrigen Werken darstellt. Obwohl das Kloster ein gewisses Nachwuchsproblem hat – es gibt nur noch vier Mönche in ehrwürdigem Alter –, ist es wirtschaftlich erfolgreich: Hier wird kräftiges Trappistenbier gebraut und eine große Vielfalt an hochgeistigen Likören hergestellt.
Nach einer genussvollen Verkostung setzen wir mit einer flotten Fahrradfähre auf das Nordufer über, der für seine Fisch-Spezialitäten weithin bekannt ist. Am Nachmittag besuchen wir Zillenbauer Witti, der uns in die Geheimnisse seiner Zunft und die Geschichte seiner Siedlung einweiht. Die Ortschaft Freizell entstand, weil hier Schleuser ansässig wurden, die die Donauschiffe seinerzeit durch die gefährliche Donauschlinge lotsten. Auf jeden Fall wollen wir Anton Witti später wieder einmal besuchen, um seinem Tipp zu folgen und mit einer ausgeliehenen Motorzille – für die man keinen Führerschein braucht – die Donau zu erkunden und den einen oder anderen Gastro­nomiebetrieb zu besuchen, bei dem man direkt anlegen kann.
Dann ist es nur noch ein Katzensprung zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit am Strom, der Donauschlinge bei Schlögen. Auch wenn die Beine vom Radeln schon müde sind, der rund halbstündige Aufstieg zum Aussichtspunkt ist die Mühe allemal wert. Wir werden mit einem herrlichen Blick über den bizarr anmutenden Stromverlauf belohnt, und anschließend belohnen wir uns erneut, und zwar mit Kaffee und Mehlspeise auf der Terrasse des »Riverresorts Donauschlinge«.

Auf den letzten Tageskilometern zum ersten Quartier, dem »Hotel Faustschlössl« in Feldkirchen an der Donau, sind wir abermals sehr für die Unterstützung des Elektromotors dankbar. Im Hotel erwartet uns schon unser Gepäck, dessen Transport uns bequemerweise von einem der zahlreichen Reiseveranstalter abgenommen worden ist. Der Betrieb liegt an einem steilen Hang über der Donau und entpuppt sich als kulinarisches Kleinod mit hochkarätigen Menüs, Wildspezialitäten und einer üppigen Weinauswahl mit Jahrgangstiefe. Die Gaststube mit Originalmöblierung aus den 1960er-Jahren ist ein wahres Schmuckkästchen, allein die Sessel sind komfortable Designer-Meisterwerke.
Bestens ausgeruht und gestärkt geht es am nächsten Morgen über Felder, durch pittoreske Ortschaften und Auwälder nach Linz. Das historische Zentrum der oberösterreichischen Landeshauptstadt ist auf jeden Fall einen Spaziergang wert. Besonders die Ambi­valenz zwischen alter Bausubstanz und moderner Architektur macht Linz einzigartig. Neben barocken Kirchen schwebt beispielsweise ein Schiff auf einer begehbaren Metallkonstruktion mit Blick über die Dächer der Stadt. Es ist eine Konstruktion der beliebten Ausstellung »Linzer Höhenrausch«. Auch kulinarisch hat Linz viel zu bieten, bemerkenswert sind die mit einer roten Chili gekennzeichneten »Hotspots«: Restaurants, Cafés, Bars und Vinotheken. Im Restaurant »Cubus« im Ars Electronica Center werden moderne Küche und tolle Aussicht geboten.

Grein, Ybbs und Melk

Es folgt eine lange Etappe über Mauthausen, Naarn, Au an der Donau und Mitterkirchen bis Grein an der Donau, wo mit dem Stadttheater einer der kulturellen Höhepunkte auf uns wartet. Es wurde im Jahr 1791 errichtet und ist das älteste Bürgertheater Österreichs. Der am Rathaus angrenzende Getreidespeicher der Stadt wurde damals umfunktioniert, das Theater musste sich das Gebäude allerdings mit dem Stadtgefängnis teilen. Die Häftlinge wurden mit Lebensmitteln bestochen, damit sie die Vorstellungen nicht durch Zwischenrufe störten. Bemerkenswert ist auch das Plumpsklo, das nur durch einen Vorhang vom zentralen Zuschauerraum getrennt ist – man versäumte also nichts, wenn man kurz austreten musste. Nicht verpassen sollte man auch einen Besuch im erhaben gelegenen Schloss Greinburg. Das älteste Wohnschloss Österreichs (seit 1493) beeindruckt durch den prachtvollen Arkadenhof, den großen Rittersaal und das oberösterreichische Schifffahrtsmuseum. In Grein übernachten wir in der »Pension Martha«, die beispielhaft für die unzähligen familiär geführten und auf Radfahrer spezialisierten Unterkünfte steht. Das Gepäck steht wie immer verlässlich bereit. Neben privaten Unterkünften gibt es auch ganz besondere Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Donau. Die »Donau(T)Raum«-Zimmer bieten Übernachtungsabenteuer in einer Burg, einem Baumhotel, einem Holzfass, einem Tipi und viele mehr.
Am nächsten Tag radeln wir gemütlich nach Ybbs, wo wir in der historischen Altstadt eine Kaffeepause einlegen. Weiter geht es entlang der immer breiter werdenden Donau bis nach Melk, wo ein Besuch des weltberühmten Stiftes zum Pflichtprogramm gehört. Wir besichtigen die eindrucksvolle Bibliothek, barocke Gemälde und staunen über Schatztruhen mit überaus komplexen Schließsystemen. Die Stadt Melk bietet zahlreiche empfehlenswerte Einkehrmöglichkeiten. Wir entscheiden uns für das Restaurant im »Hotel Post« und sind mit unserer Wahl sehr zufrieden.

Die Wachau

Wir radeln am Südufer weiter und kommen in die Wachau, die wohlverdient den Status Weltkulturerbe genießt. Der Strom ist wieder schmäler, das Donautal wird enger und schon bald sehen wir die ersten Weingärten. Bei Arnsdorf setzen wir mit einer traditionellen Rollfähre an das Nordufer über, wo sich mit Spitz die erste bekannte Weinbau­gemeinde befindet. Gemütliche Wirtshäuser und Buschenschanken mehren sich, nur wer über eiserne Selbstdisziplin verfügt, fährt weiter und verzichtet auf den berühmten Wachauer Wein, zu dem kleine Schmankerl kredenzt werden wie das berühmte »Wachauer Laberl« oder Marillenkuchen. Unsere Motivation, vorwärts zu kommen, schmilzt mit jedem Kilometer in der wunderschönen Wachau dahin, bereits in Weißenkirchen kehren wir bei Hermenegild Mang, unserem ersten Heurigen, ein. Es wird nicht der letzte bleiben.
Gestärkt und beflügelt erreichen wir das zauberhafte Städtchen Dürnstein mit der spektakulären Burgruine, in der seinerzeit der englische König Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde. Der Aufstieg ist steil und erfordert eine gewisse Trittsicherheit, wird aber mit einer grandiosen Aussicht über das Donautal belohnt. In der Altstadt von Dürnstein gibt es zahlreiche Läden, in denen neben Souvenirs natürlich Wein verkauft wird. Nicht verpassen sollte man einen Besuch in der »Bäckerei Schmidl«, in der vor über 100 Jahren das »Wachauer Laberl« erfunden wurde und wo es immer noch nach ­Originalrezept gebacken wird. Am Rande von Dürnstein befindet sich mit der »Domäne Wachau« der größte Weinproduzent der ­Region. Eine Weinverkostung gehört zum absoluten Pflichtprogramm, idealerweise mit Besichtigung des Weinkellers mit dem »Figl-Eck«, in dem der Staatsvertragskanzler Julius Raab der Legende nach russische Politiker mit reichlich Wachauer Wein milde gestimmt haben soll.
Die Reise führt uns weiter nach Loiben, wo nicht nur zahlreiche Spitzenwinzer zu Hause sind, sondern wo es auch eine Vielzahl an gemütlichen und günstigen Unterkünften gibt. Unsere Anlaufstation ist die »Wachauerstube«, ein Vorzeigegasthaus mit lokalen Spezialitäten und einer verlockenden Weinauswahl. Fast unmittelbar daneben liegt das »Restaurant Loibnerhof«, das von der bekannten Weinbaufamilie Knoll geführt wird. Kulinarisch und vinophil gesehen ist es eine der ersten Adressen der Wachau, die Fahrradkluft sollte man im Quartier lassen.
Von Loiben aus sind es nur noch wenige Kilometer nach Krems. Die Stadt an der Donau lockt mit einer malerischen Altstadt, viel Kultur und einer großen Auswahl an empfehlenswerten Restaurants, Cafés und Bars. Wir besuchen das Karikaturmuseum und essen im »Gasthaus Jell«, einer Perle der niederösterreichischen Wirtshauskultur. Der Donauradweg führt über Tulln nach Wien, wo es nahezu endlos viele kulturelle und kulinarische Möglichkeiten gibt. In der Gartenstadt Tulln könnte man sich auf die Spuren des dort geborenen Künstlers Egon Schiele begeben oder durch die ursprünglichen Donauauen bis zur Grenze nach Hainburg fahren. Für uns ist aber in Krems Schluss. Wir geben die E-Bikes zurück, übernehmen unser Gepäck und wollen auf jeden Fall wiederkommen. Das nächste Mal nehmen wir uns mehr Zeit und möchten mehr vom kulinarischen Angebot am Rande des Donauradweges genießen – vom Radler im Wirtshaus bis zu Steinfeder, Federspiel und Smaragd in den Wachauer Heurigen. Schließlich ist der Weg das Ziel.


Zahlreiche Tipps & Adressen für eine genussvolle Radtour entlang der Donau finden Sie im Falstaff Donau-Spezial.
Bernhard Degen
Autor
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