Die Würde und der Whisky

St. Moritz im Snow-Polo-Fieber: Falstaff war mit dabei und traf den Global Ambassador von Royal Salute.

Der Whiskybrand sponsert das Turnier – und ihr Repräsentant ist nicht irgendjemand, sondern der royale Duke of Argyll aus Schottland. Ein Stimmungsbericht von vor Ort.

Der 13. Duke of Argyll wirkt entspannt. Der azurblaue Kaschmirschal schwingt lässig um den Hals, als er mit bestimmtem Schritt und kerzengeradem Rücken das Zelt neben dem Polofeld betritt. Sein Blick schweift durch den Raum, er schüttelt Hände, lächelt. Die Gäste treten ehrfürchtig vor ihn, begrüssen ihn mit «Your Grace», senken kurz den Blick wenn sie ihm die Hand reichen. Sofas werden freigeräumt, damit er sich setzen kann wenn er möchte. Eine Servicekraft steht wenige Meter entfernt mit vollen Champagnergläsern auf dem Tablett, damit er sich eines nehmen kann, wenn er durstig ist. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet. Was ihn nicht stört. Toquill Ian Campbell kennt das, immerhin ist er der Duke. Ein Mann, der zur Queen angeblich nicht «Your Majesty» sagen muss so wie alle anderen, der zur königlichen Elite zählt und der bei den Polospielen in St. Moritz eine Aufgabe hat: Royal Salute zu repräsentieren.

Fast 1,90 Meter ist er gross, sein braunes dichtes Haar glänzt, seine Figur ist schlank und trainiert, was man trotz Pullover erkennen kann – wie er so dasteht, könnte er glatt als Mode-Model durchgehen. Sein Teint ist braungebrannt, er kommt gerade aus Dubai sagt er, und lehnt die Sushi-Rollen freundlich ab, die ihm als Snack angeboten werden. Er habe die vergangene Woche so viel gegessen – argentinische Asados, fünf Tage hintereinander. Hungrig ist er also nicht, dennoch folgt er der Polo-Gesellschaft höflich in den Speisesaal. Der steht – wie auch das Spielfeld samt Tribünen – auf dem zugefrorenen See von St. Moritz, umringt von einer verschneiten gigantischen Bergkulisse. Das muss ein ziemlicher Szenenwechsel für den Duke sein. Sein Zuhause liegt nämlich im grünen Schottland. Knapp 250 Quadratkilometer Land in Argyllshire gehören ihm, also eine Fläche, die ein Drittel grösser ist als Liechtenstein.

Mittendrin steht das Inveraray Castle. Der Familiensitz wurde im 18. Jahrhundert erbaut, ist 1975 aber vollkommen abgebrannt. Sein Vater hatte das Schloss originalgetreu wieder aufgebaut – doch das war teuer. Zwar kommt Geld über Eintrittstickets rein (pro Jahr kommen rund 80.000 Besucher) – manche Medien dichten dem Duke aber einen Job als «whisky salesman» an. Immerhin tourt er für Pernod Ricard durch die Welt. Doch wenn er so über den edlen Royal Salute spricht, merkt man, dass es für ihn mehr ist als nur ein Job. Er liebe diesen Whisky, sagt er. Den 21-jährigen, aber auch den 38-jährigen, den man besonders geniessen sollte, am besten spätabends mit guten Freunden.

Zurück im Speisesaal: Der Duke setzt sich an einen der runden Tische und streckt den Rücken durch. So sitzt man wohl bei den Royals, kerzengerade, pausenlos. Ganz schön anstrengend auf Dauer, aber der Duke verzieht keine Miene. Das klingelnde Handy steckt er weg, konzentriert sich auf die Leute, denen er gegenüber sitzt, schaut ihnen in die Augen, bewegt sich langsam und bewusst. Und er erzählt und erzählt – über seine Reisen, seinen Werdegang, und über Whisky. Beschreibt die verschiedenen Royal Salutes, skizziert bei jedem die Geschichte dazu (siehe Interview). Viele hundert Male muss er das sicher schon erzählt haben, dennoch scheint ihn das nicht zu langweilen. Man glaubt ihm, dass er selbst leidenschaftlicher Whiskytrinker und Polospieler ist. Und dass er in diesem Job seine Erfüllung gefunden hat.

Wenig später tritt der Duke ins Freie und steuert die Stahltribünen an, die direkt am Spielfeldrand aufgestellt wurden. Kaum zu glauben, dass man mitten auf dem See steht. Und als die Ponys auf das Spielfeld galoppieren, beschleicht einen der Gedanke ob das Eis auch wirklich halten würde. Es hält. Der Duke setzt sich und beobachtet interessiert wie die Spieler dem orangefarbenen Ball hinterherjagen. Anspannung, Nervösität, dem Publikum stockt der Atem, als sich die Menge dem Tor nähert. Und dann: Grosser Jubel! Die Zuseher springen auf, jubeln, klatschen begeistert in die Hände. Auch der Duke scheint sich zu freuen, rund um seine Augen bilden sich kleine Lachfältchen. Es gehe um «Power and Grace» sagt er. Und es gibt wohl kaum eine Szenerie, die besser dazu passt.

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von Marlene Auer

Marlene Auer
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