Dort, wo das Glück unserer Träume greifbar ist, liegen die Orte unserer Sehnsucht. Das kann eine Kellergasse sein, ein stilles Dorf oder eine weite Landschaft.

Dort, wo das Glück unserer Träume greifbar ist, liegen die Orte unserer Sehnsucht. Das kann eine Kellergasse sein, ein stilles Dorf oder eine weite Landschaft.
© Burgenland Tourismus/Peter Podpera

Die schönsten Sehnsuchtsorte im Burgenland

Vielleicht ist es die Schönheit der Landschaft, die Vielfalt der Kulturen, die auch ein Klima der Toleranz und des Miteinander schafft, oder einfach alles zusammen? Jedenfalls zieht es viele Menschen in das östlichste Bundesland.

Erst 1921 übergaben die Ungarn das Burgenland an Österreich. Es erfreut die Menschen mit 300 Tagen Sonne im Jahr, dem zweitgrößten Steppensee Europas und einer vielfältigen Flora und Fauna. Und mit besonderen Bewohnern, die mit Lebensfreude und Innovationsgeist dazu beitragen, dass man das Burgenland einfach mag.

Lebensfreude & Kreativität 

Das Burgenland und seine Landschaften inspirieren Menschen, die hier leben, und die, die herkommen, um Urlaub zu machen, aber auch und vor allem die, die gekommen sind, um zu bleiben. Bildhauer, Maler, Musiker und Schauspieler haben sich dieses besondere Fleckchen Erde zu ihrem Lebensmittelpunkt gewählt.

Joseph Haydn zum Beispiel. Es ist eigentlich interessant, dass der berühmte Komponist so sehr mit dem Burgenland verbunden wird. Denn geboren ist er 1732 in Rohrau in Niederösterreich, sein »Burgenländersein« begann erst im Jahr 1761, als er in die Dienste der Familie Esterházy trat und nach Eisenstadt kam. Ab 1766 war er Kapellmeister und für den gesamten Musikbetrieb zuständig. Einen Teil seiner Besoldung erhielt Haydn damals in Naturalien: Brennholz, ein halbes Mastschwein und Wein.

Der berühmte burgenländische Wein, die bukolische Idylle aus Wein und Bodenständigkeit ist wohl auch ein Grund, warum sich gerade im Südburgenland gerne außergewöhnliche Menschen niederlassen. Er zog auch andere Künstler ins Burgenland. Einer von ihnen ist Martin Weinek. Bekannt geworden ist der in der Steiermark geborene Schauspieler als Inspektor Kunz in der TV-Serie »Kommissar Rex«, jetzt ist er vor allem Wirt einer nostalgischen Buschenschank außerhalb von Heiligenbrunn.

Kunst aller Art

Der eine macht köstlichen Wein, viele andere herausragende Kunstobjekte. Einer der ersten Gegenwartskünstler, der im Burgenland seine zweite Heimat gefunden hat, war Gottfried Kumpf. Der Maler, Grafiker und Bildhauer siedelte im Jahr 1968 nach Breitenbrunn am Neusiedler See. Das Hauptthema seiner Malerei sind Landschaften, die er in seinem berühmt naiven Stil gestaltet. In Breitenbrunn hat er diese eine besondere Landschaft gefunden, die ihn beeindruckt und stark beeinflusst hat. 1989 wurde er Ehrenbürger von Breitenbrunn, wo auch eine Straße nach ihm benannt wurde. Eine kurios-schöne Geschichte ist auch, dass ein von ihm gemaltes Ölbild, »Löffler über der Langen Lacke«, dazu beigetragen haben soll, dass der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel entstehen konnte.

Auch der Bildhauer und Zeichner Walter Pichler fand in der Gemeinde St. Martin an der Raab (s)eine nicht nur künstlerische Heimat. Der eigenwillige Grenzgänger zwischen Architektur, Skulptur und Design baute für sich und seine Kunstgeschöpfe in einem alten Bauernhof ein ländliches Refugium und Behausungen für seine Werke. Der 1936 in Südtirol geborene Ausnahmekünstler fand hier seit 1972 den Ort für seine Kunst, der ihm so wichtig war und den er bis zu seinem Tod im Jahr 2012 auch bewohnte.

Er wollte mit seinen Kunstobjekten leben und er stellte sehr ungern aus. »Daheim im Burgenland geht es ihnen gut, da bin ich ja da und passe auf«, begründete er seine Sorge um seine Werke. Trotzdem waren Arbeiten von Walter Pichler, den das amerikanische Magazin »Time« zu den wichtigsten Vertretern der Avantgarde zählt, in unregelmäßigen Abständen in den großen Häusern der Welt vertreten: im Museum of Modern Art in New York oder bei der Kunstbiennale in Venedig zum Beispiel. Seine archaischen Werke aus Metall, Gips und Holz sind Zeugen einer Gegenwelt, die er sich im ländlichen Burgenland gebaut hat. 

Einen besonderen Lebensort hat auch der Maler und Druckgrafiker Anton Lehmden im Burgenland gefunden. Geboren ist er 1929 in der Slowakei, er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war mit Ernst Fuchs, Rudolf Hausner und Arik Brauer Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. 1966 erwarb er Schloss Deutschkreutz, wo er bis zu seinem Tod 2018 lebte und arbeitete. Heute ist es eine perfekte Symbiose von Tradition und zeitgenössischer Kunst mit dem Lehmden Museum, den Führungen und als Top-Hochzeitslocation.

Kunstvermittler

Und dann wäre da auch der Pionier der Kulturvermittlung und Museumsdirektor Alfred Schmeller zu erwähnen. Als Landeskonservator des Burgenlands (1960–1969) erkannte er als Erster die Bedeutung und die Ästhetik von Profanbauten

Seiner Berufung als Bewahrer verdankt das Burgenland die Errichtung des Freilichtmuseums Bad Tatzmannsdorf, die Erhaltung des Stadtbilds von Rust, des Schlosses Halbturn, des Kellerviertels von Heiligenbrunn, der Burg Forchtenstein und vieler anderer Bauwerke. Seine besondere Liebe galt Neumarkt an der Raab, wo er mit seiner Frau Martha Jungwirth auch wohnte und das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab schuf. Dieses entwickelte sich zum kulturellen Hotspot und Kraftort der Kreativität, der seit mehr als fünf Jahrzehnten auf Künstler aus aller Welt eine magnetische Wirkung ausübt.

Das »Dorf« ist auch beredtes Zeugnis dafür, dass Kunst und Künstler hier Heimat gefunden haben. Acht Häuser, davon drei strohgedeckte Bauernhäuser, eine Galerie, eine Druckerwerkstatt, ein Stadel und das älteste Kino des Burgenlands. Heute kann man hier verschiedenste Kurse vom Jazzgesang bis zum asiatischen Holzschnitt besuchen, es gibt Ausstellungen und Gästezimmer in den Atelierhäusern. Ein schöner Ort der Kunst. 

Anton Lehmden malte sein ganzes Künstlerleben fantastische Landschaften und machte aus Schloss Deutschkreutz sein persönliches Gesamtkunstwerk.
© Vukovits Martin/Verlagsgruppe News/picturedesk.com
Anton Lehmden malte sein ganzes Künstlerleben fantastische Landschaften und machte aus Schloss Deutschkreutz sein persönliches Gesamtkunstwerk.

Liebe auf den zweiten Blick

Schon lange suchen Künstler das ruhige Leben im südlichen Pannonien, nicht erst seit den neuen Landlust-Sehnsüchten und der grassierenden Suche nach Entschleunigung. Gleich drei bekannte österreichische Schauspieler haben in der kleinen südburgenländischen Gemeinde Inzenhof eine zweite Heimat gefunden und sich einen ländlichen Ruhepol geschafften, Konstanze Breitebner, Andreas Vitásek und Max Schmiedl. Zufall? Wahrscheinlich nicht. Was diese drei mit Walter Pichler, Gottfried Kumpf und anderen Burgenländern mit der Liebe auf den zweiten Blick verbindet, ist die nachhaltige Begeisterung für eine Landschaft, die unspektakulär spektakulär ist, und Menschen, die tolerant, aufgeschlossen und herzlich die Neuankömmlinge begrüßen. Das gute Leben im Burgenland braucht keine Feuerwerke, es ist einfach schön, hier zu sein. Zum Leben und Arbeiten.


Ilse Fischer
Ilse Fischer
Autorin
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