Am Ufer des Zürichsees wachsen erstklassige Schaumweine.

Am Ufer des Zürichsees wachsen erstklassige Schaumweine.
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Die besten Schaumweine der Schweiz

Die Schweiz ist ein Schaumweinland. Das Angebot an Spitzenprodukten – insbesondere aus dem nahen Frankreich – ist gross. Seit einigen Jahren wächst auch das Angebot an heimischen Schäumern, die Champagner & Co. mehr als nur das Wasser reichen können.

In der Schweiz gab es viele Jahre keinen wirklich guten Grund, statt eines Champagners einen heimischen Schaumwein zu entkorken. Denn während in vielen europäischen Ländern die Qualitätsrevolution beim Schaumwein längst abgeschlossen ist, befindet sich die Schweizer Weinwelt gerade mitten in diesem Prozess. Der Vorteil: Unter den Schaumweinen made in Switzerland gibt es immer wieder Neues zu entdecken.

Die Lagen von Erich Meier liegen am Zürichsee. Von hier stammen auch die Trauben für seinen Schaumwein.
© Esther Michel
Die Lagen von Erich Meier liegen am Zürichsee. Von hier stammen auch die Trauben für seinen Schaumwein.

Schaumweine aus der Schweiz gibt es natürlich seit vielen Jahren – viele Winzer produzieren sie, aber ebenso Kellereien. Exzellente Spitzenprodukte allerdings waren lange rar. Bei Schaumwein auf Exzellenz zu setzen, braucht Mut. Denn der Aufwand ist immens – nicht nur im Rebberg, sondern auch im Keller. Und so ist es logisch, dass bis heute viele Schweizer Weingüter die Versektung, also den Akt der zweiten Gärung, an Betriebe vergeben, die darauf spezialisiert sind. Exzellenz sucht man bei so ­produzierten Weinen meist allerdings ­vergebens.

Zu den Pionieren des Schweizer Schaumweins auf Spitzenniveau gehören unbestritten Francisca und Christian Obrecht aus Fläsch in Graubünden. Ihr »Brut Rosé« überzeugt die Falstaff-Verkoster Jahr für Jahr, in diesem Jahr erreichte er den zweiten Platz. Doch die Obrechts legten diesmal noch einen drauf und holten mit dem erst kürzlich lancierten »Brut Nature Blanc« auf Anhieb den ersten Platz. Während der »Brut Rosé« aus Pinot Noir hergestellt wird, sind die Basis für den neuen »Brut Nature Blanc« weiße Trauben, genauer gesagt Chardonnay. Die Trauben für die siegreiche erste Edition wurden im Jahr 2018 in der Toplage Schatz besonders früh gelesen. Der Saft wurde in Barriques und anschließend auf der Flasche vergoren und ganze 20 Monate auf der Hefe gereift. Der Wein wurde degorgiert und ohne Dosage auf den Markt gebracht. Die Falstaff-Verkoster überzeugte das auf der ganzen Linie.

Vielfältige Schweiz

Erstmals auf dem Treppchen dabei und trotzdem keine wirkliche Überraschung ist der «Schaumwein Brut 2020» vom bekannten Zürichsee-Winzer Erich Meier. Der experimentierfreudige Winzer ist bekannt für seine erstklassigen Stillweine und schafft es in diesem Jahr auch erstmals, die Falstaff-Jury mit seinem Schaumwein komplett zu überzeugen. Meiers Prickler wird aus 90 Prozent Chardonnay und zehn Prozent Pinot Noir gekeltert und erreichte die gleiche Punktezahl wie der »Rosé Brut« aus dem Hause Obrecht. Er steht somit ebenfalls auf dem zweiten Platz. Die spürbare aber perfekt eingesetzte Dosage kontrastiert mit dem sehr frischen Gesamteindruck und sorgt für eine schöne Balance.

Erich Meier
Foto beigestellt
Erich Meier

Den Siegern dicht auf den Fersen sind verschiedene bekannte Namen der Schweizer Weinszene. Darunter etwa das Schlossgut Bachtobel aus Weinfelden im Thurgau, das in anderen Jahren schon auf dem Treppchen stand. Aber auch im Tessin formieren sich die Schaumweinkönner – der «SottoSopra» von Gialdi wie auch der «Refolo Brut» von der Fattoria Moncuchetto verpassten das Treppchen nur knapp.

Allgemein zeigt die Trophy 2021 ein vielfältiges Bild des Schweizer Schaumweinschaffens. Einserseits dank der Herstellungsmethoden, andererseits dank der eingesetzten Traubensorten. Neben der ­Méthode traditionnelle setzen vermehrt Produzenten auch auf das Tankgärverfahren nach Vorbild von Prosecco. Auch hier zeigt sich in den letzten Jahren ein Qualitätssprung.

Christian (l. ) und Francisca Obrecht gehören zu den Pionieren der Schweizer Spitzenschaumweine. Bei der Schaumweintrophy belegen sie gleich den ersten und den zweiten Platz.
© Gaudenz Bamuser
Christian (l. ) und Francisca Obrecht gehören zu den Pionieren der Schweizer Spitzenschaumweine. Bei der Schaumweintrophy belegen sie gleich den ersten und den zweiten Platz.

Wie erwähnt sind es auch die verwendeten Traubensorten, die beim Schweizer Schaumwein für Vielfalt sorgen. Neben den bewährten Champagner- respektive Burgundersorten Pinot Noir und Chardonnay findet man vermehrt auch Schaumweine aus Riesling nach dem Vorbild deutscher Rieslingsekte aus Schweizer Herstellung. Es gibt Prickler aus der Schweizer Paradesorte Chasselas genauso wie solche aus aromatischeren Varietäten wie Müller-Thurgau.


Benjamin Herzog
Benjamin Herzog
Chefredaktion Schweiz
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