Didier Mariotti

Didier Mariotti
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Didier Mariotti im Falstaff-Interview

Der neue Kellermeister von Veuve Clicquot über seine Erfahrungen im Lockdown und den kommenden Jahrgang in der Champagne.

Seit Anfang letzten Jahres ist Didier Mariotti verantwortlicher Kellermeister beim legendären Champagnerhaus Veuve Clicquot. Die vergangenen Wochen verbrachte er – wie wir alle – im Lockdown. Wir hatten dennoch die Möglichkeit, mit ihm ein Glas der Prestigecuvée La Grande Dame 2008 zu geniessen. Natürlich online, per Videochat. Der La Grande Dame ist eine Hommage an Madame Clicquot, die zu ihrer Zeit als Grande Dame des Champagners galt. Er soll die Könnerschaft des Hauses und die ausgezeichnete Qualität des Terroirs widerspiegeln.

Herr Mariotti, die vergangenen Wochen waren äusserst schwierig für uns alle. Hat sich die Lage bei Veuve Clicquot wieder etwas beruhigt?
Um ehrlich zu sein, ist es immer noch sehr kompliziert. Wir hatten in den letzten Wochen viel damit zu tun, mit unseren Mitarbeitern in Kontakt zu bleiben. Vor allem um die kommende Ernte vorzubereiten. Zum Glück ist unser Weingut sehr gross, weshalb wir die Abstandsregeln hier ohne Weiteres einhalten können. Zwei Drittel unserer Angestellten konnten stets weiterarbeiten.

Apropos kommende Ernte. Wie sieht es in den Weinbergen von Veuve Clicquot aus, wie entwickeln sich die Reben?
Nachdem, was wir bis jetzt durchgemacht haben, hoffe ich, dass der Jahrgang dieses Jahr grossartig wird. Die Zeichen dafür stehen gut, denn den Reben geht es prächtig. Das Wetter war während des Lockdowns hervorragend und die Rebstöcke sind gesund und wachsen gerade sehr schnell. Sie sind sogar zehn Tage im Wachstum voraus, was bedeutet, dass wir vermutlich schon Anfang September mit der Ernte beginnen können.

Gute Neuigkeiten. Ausserdem blieb die Champagne in diesem Jahr vom Frost verschont.
Ja, was für ein Glück. Die Eisheiligen sind bereits vorüber und wir wurden verschont. Natürlich weiss man nie, was vor der Ernte noch alles passieren wird, aber ich bin guter Dinge.

Wie schwierig war es, in den vergangenen Wochen positiv zu bleiben?
Ich versuche immer, so positiv wie möglich zu bleiben. Wenn ich etwas in den letzten zwanzig Jahren hier in der Champagne gelernt habe, ist es eines: Man kann nicht alles kontrollieren. Vor allem die Natur nicht. Frost beispielsweise lässt sich nicht kontrollieren. Uns bleibt immer nur das Beste aus dem zu machen, was uns die Natur gibt. Für mich ist dieser Grundsatz immer wieder eine Erinnerung daran, dass wir viel nachhaltiger werden müssen – in allem, was wir tun.

Ist das ein bedeutendes Thema bei Veuve Clicquot?
Es ist immer wichtiger geworden in den letzten Jahren. Wir setzen beispielsweise seit zwei Jahren keine Herbizide mehr im Rebberg ein. Das bedeutet bis zu 25 Prozent mehr Arbeitsaufwand und natürlich auch ein Risiko, weil man lernen muss, wie man ohne diese Hilfsmittel auskommt. Letztendlich hinterlassen wir den Menschen in der Zukunft aber neben unseren Weinen auch die Rebflächen und genau deshalb müssen wir auf sie besonders Acht geben.

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