Das Alentejo Weinwunder – Die neue Eleganz des Südens
Alentejo – kraftvolle Weine und pure Eleganz
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Alentejo – kraftvolle Weine und pure Eleganz
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Klimaerwärmung? Nun, sie hat kaum Einfluss auf die neue Generation der Alentejo-Weine. Im Gegenteil: Die roten Gewächse aus Portugals Süden, die fast 80 Prozent der Produktion ausmachen, sind mit den letzten Jahrgängen immer eleganter geworden. Sie überzeugen mit klar herausgearbeiteter frischer Beerenfrucht, saftigem Schmelz und feinkörnigem Tannin. Verschiedene Faktoren machen dieses Weinwunder möglich.
Innovativer An- und Ausbau
So liegt das Alentejo zwar im Süden Portugals, doch nicht in allen Subregionen herrscht ein heisses Klima. In Vidigueira beispielsweise, bringt der kühle Einfluss des Atlantiks gar knackige Weissweine hervor. Und im nordöstlichen Portalegre nahe der spanischen Grenze reifen die Trauben in Höhenlagen, was kernig-animierende Rotweine ergibt. Die neue Frische basiert auch auf Massnahmen im An- und Ausbau. Eine frühere Ernte und eine Reberziehung, bei der die Trauben im Schatten des Blattwerks reifen, gewinnen an Bedeutung. Und im Keller setzen die Winzer vermehrt auf einen ausgeklügelten Mix aus High Tech und Tradition.
Mix aus Tradition und Moderne
So erlebt das Fusstreten der Trauben in offenen Becken (Lagares genannt) eine Renaissance. Mit dieser uralten Methode kann ein Maximum an frischer Fruchtaromatik aus der Maische extrahiert werden. Auch der Ausbau der Weine in klassischen Tonamphoren, «Talhas» genannt, gewinnt wieder an Bedeutung.
Mit der Kunst der Assemblage
Für die zunehmende Finesse der Alentejo-Weine ist in erster Linie die immer minuziöser gehandhabte Sortenwahl verantwortlich. Wie ganz Portugal ist auch das Alentejo eine Schatzkammer von alteingesessenen Rebsorten. Und die Winzer haben in den letzten Jahren grosse Anstrengungen unternommen, um das individuelle Qualitätspotential der einzelnen Sorten zu erforschen. Gleichzeitig sind sie der Versuchung widerstanden, im grossen Stil internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah anzupflanzen. Zwar gibt es diese Gewächse im Alentejo durchaus, doch sie spielen eine untergeordnete Rolle und werden meist ergänzend eingesetzt. Sowohl bei den Weiss-, als auch bei den Rotweinen geben heute raffiniert komponierte Assemblagen aus mehrheitlich heimischen Sorten den Ton an. Im weissen Bereich überzeugen Kompositionen aus Antão Vaz, Arinto und Roupeiro besonders. Während Antão Vaz viel Kraft und exotische Frucht mit einbringt, sorgt der Arinto für strahlende Frische und Schmelz. Der Roupeiro rundet derweil diese weissen Assemblagen ab.
Fruchtbetonter Charme und kraftvolle Weine
Der fruchtbetonte Charme der neuen Alentejo-Rotweine basiert derweil auf alteingesessenen Sorten wie Alicante Bouschet, ein Garant für kraftvolle Weine, und Trincadeira, die für lebendige Frische, Beerenfrucht und florale Noten steht. Zur Ergänzung dienen Sorten, die heute in ganz Portugal angebaut werden, beispielswese Touriga Nacional (für Struktur und Langlebigkeit) sowie Aragonez, der in Spanien als Tempranillo bekannt ist und den Weinen viel Eleganz und Würze beschert. So gilt das Konzept der gekonnten Assemblage heute mehr denn je als Basis für das anhaltende Alentejo-Weinwunder.
