© Konsortium Brunello di Montalcino

Brunello en primeur: Benvenuto Brunello 2022

Benvenuto Brunello im November geht in die zweite Runde. Am vergangenen Wochenende stand der Jahrgang 2018 der Fachpresse zur Prüfung bereit.

Der Brunello di Montalcino ist jener Wein Italiens, der am längsten in den Kellern reift bevor er auf den Markt kommt. Jeweils am 1. Januar fünf Jahre nach der Ernte für die Annata, sechs für die Riserva. Für den jüngeren Rosso di Montalcino entscheidet jedes Weingut selbst, wann es diesen Wein auf den Markt bringt. Mindestens 1 Jahr darf er die Keller nicht verlassen.

Benvenuto Brunello 2022

In Montalcino gab es am vergangenen Wochenende ein Stelldichein der internationalen Fachpresse, um die neuen Jahrgänge der Weine aus Montalcino einzuschätzen und zu bewerten: 2018 für den Brunello, 2021 für den Rosso. Der 2018er Jahrgang wurde vom Konsortium noch mit vier Sternen bewertet, während der 2021er der erste Jahrgang war, der keine Jahrgangsbewertung, weil obsolet, mehr erhielt.

Die traditionelle Präsentation der Jahrgangs-Fliese an der Gemeindemauer von Montalcino wurde feierlich beibehalten. Diesjähriger Gestalter und Unterzeichner der Fliese ist der italienische Kaschmir-König und Designer Brunello Cucinelli. Auf der Fliese dargestellt ist ein minimalistisch-gezeichneter Dionysos auf weißem Hintergrund, der dem klassischen Geschmack, sowie dem Göttlichen der Rebe und des Rebensafts huldigen soll.

Überflieger Brunello

In den ersten Monaten von 2022 gab es bereits einen großen Wertseigerungssprung um 21 Prozent, sowie 6 Prozent mehr Absatzvolumen. Die Denomination sprintet noch besser als die Vorhersagen: Ende 2022 sollen insgesamt 250 Millionen Euro Brunello umgesetzt werden. Auch der Rosso di Montalcino steigert seinen Wert um 20 Prozent und Volumen um 9 Prozent. Der Export boomt mit den USA an erster Stelle (33 Prozent des produzierten Brunello gehen dorthin), dicht gefolgt von Kanada und Brasilien. Zusätzlich gibt es - laut Konsortium – eine gewichtige doppelstellige Prozentzahl am wachsenden deutschen Markt zu verzeichnen.

Back to Tuscany, back to Montalcino

»20 Prozent mehr Gäste als Vor-Covid 2019«, so lautet das Fazit der Ankünfte im Gemeindegebiet Montalcino. Die abgelegene Gemeinde in der südlichen Toskana ist und bleibt beliebtes Reiseziel. Vor allem Gäste aus Nordamerika, aus Nordeuropa, Deutschland und der Schweiz kehren nachweislich wieder nach Montalcino zurück. Das malerische Dörfchen auf 560 Meter Meereshöhe besticht nicht nur durch die atemberaubende Sicht über das UNESCO-Weltnaturerbe Val d’Orcia, oder seinen zahlreichen Önotheken, sondern seit Kurzem auch mit seinem Tempio del Brunello, einen emotionsbasierten Parcours, der den Besuchern den Brunello noch näher bringen soll. An Niveau gewinnt ebenso die Gastronomie: Seit einer Woche gibt es im Gemeindegebiet mit dem Campo del Drago im Rosewood Castiglion del Bosco ein zweites Lokal mit einem Michelin Stern, neben dem La Sala dei Grappoli im Castello Banfi.

Der Jahrgang 2018

Begonnen hat das Jahr mit einem sehr kalten Winter, der den Austrieb der Reben im Jahresdurchschnitt um eine Woche verzögert hat. Im Frühjahr gab es ausgeprägte und ausreichende Regenfälle, die Blüte begann in der letzten Maiwoche. Der zu Beginn kühle Sommer konnte im Juni und Juli warme Wochen verzeichnen, ohne dabei außergewöhnlich hohe Spitzen zu erreichen. Die großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, die der Ernte vorangingen, konnten schlussendlich eine ausgewogene und langgezogene Reife der Trauben hervorbringen.

Die Meinung der Falstaff-Italien-Experten Othmar Kiem und Simon Staffler

Verkostet wurden über 300 Weine von insgesamt 137 Betrieben. Im Durchschnitt präsentieren sich die 2018er Brunello mit tollen und ausdrucksstarken Düften in der Nase. Im Mund zeigen sie sich sehr fruchtbetont, im Finale aktuell etwas harsch. Die besten Brunello zeigen sich seidig. 2018 ist keineswegs ein kleiner oder magerer Jahrgang, man könnte ihn als Mix zwischen 2008 (frisch) und 2013 (elegant) bezeichnen. Jene zwanzig Betriebe, die präzise und gekonnt gearbeitet haben, schaffen es auch dieses Jahr wieder Brunello mit eigener Charakterstärke zu präsentieren. Besonders hervorzuheben ist die bereits jetzt gegebene Zugänglichkeit. Dabei werden die besten Weine schätzungsweise gut und gerne 15 bis 20 Jahre halten. Vor allem für beginnende Weintrinker ist 2018 ein toller Jahrgang, um sich dieser Denomination zu widmen!

Den ausführlichen Bericht samt Punktierung und Verkostungsnotizen lesen Sie im FM Nr. 2/2023. Im soeben präsentierten Falstaff Wein Guide Italien 2023 finden sich unter den sechs vergebenen 100-Punkte-Weinen zwei Brunello di Montalcino.


Simon Staffler
Simon Staffler
Head Of Tastings Falstaff Italien
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