Barkultur: Freche Früchtchen
Der begeisterte Mixologe war Barmanager in der Bar «0815» und im «The Dolder Grand» in Zürich, bevor er als Teilhaber in die «BarMünster» einstieg, ein Klassiker im Niederdorf, dem alten Zürcher Ausgeh-Quartier.
© Patricia Weisskirchner

Der begeisterte Mixologe war Barmanager in der Bar «0815» und im «The Dolder Grand» in Zürich, bevor er als Teilhaber in die «BarMünster» einstieg, ein Klassiker im Niederdorf, dem alten Zürcher Ausgeh-Quartier.
© Patricia Weisskirchner
Wissen Sie, was wirklich exotisch in einer Bar ist? Nein, nicht ein Mai Tai, ein Batida schon gar nicht, und sogar ein rauchiger Malt von der letzten schottischen Insel ist im Vergleich zur gesuchten Spirituose populär. Es ist, Sie haben’s erraten, der Obstbrand.
Zum Mixen eignet er sich nur bedingt, denn Obstbranntweine sind extreme Individualisten, die auch schon in geringen Mengen in einer Mischung ihren Eigencharakter durchsetzen. Und pur genossen wird der Obstschnaps an der Bar eigentlich auch nicht – dafür aber sehr wohl in einem gehobenen Restaurant oder traditionellen Wirtshaus, sei es als Aperitif oder als Verdauungshilfe nach dem Essen.
Obstbrände sind ein mitteleuropäisches Phänomen.
Der Grund dafür scheint klar: Die Bar ist eine angloamerikanische Erfindung, die aus dem Geist des Gins und Whisk(e)ys entstanden ist und später durch Weltspirituosen wie Rum oder Tequila erweitert wurde. Die Obstbrände haben da nie einen Fuss auf den Boden bekommen, weil sie lokal auf mitteleuropäische Länder beschränkt sind: auf Frankreich, Österreich, Oberitalien, Süddeutschland und die Schweiz. Schon in Brandenburg erntet man auf die Frage nach einem Obstbrand verständnislose Blicke.
Dagegen eignen sich die neuerdings erzeugten Brände aus tropischen Obstsorten – unter anderem Bananen, Mandarinen, Mango, Maracuja oder Papaya – hervorragend zum Mixen. Vor allem in Verbindung mit Sirupen und Nektaren, die aus den gleichen Früchten gewonnen werden.
Und noch ein Phänomen ist zu beobachten: Gemüsegeiste sind die neuen Obstbrände. In den Portfolios klassischer Obstbrenner tauchen jetzt immer mehr davon auf. Mehr zu diesem Exotismus demnächst.
(aus dem Falstaff Magazin 05/2016)
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