Produzieren alle in der Region (v. l. n. r.): Istvan Akos von der Brauerei Unser Bier, Dennis Banelli von der Wurstmanufaktur Salsitsch, Leon Heinz von der Bäckerei Kult und Timon Bürgin von Salsitsch.

Produzieren alle in der Region (v. l. n. r.): Istvan Akos von der Brauerei Unser Bier, Dennis Banelli von der Wurstmanufaktur Salsitsch, Leon Heinz von der Bäckerei Kult und Timon Bürgin von Salsitsch.
© Kostas Maros

Aus Stadt und Land: Top regionale Produzenten aus Basel

Ob Wein, Bier, Gemüse, Getreide oder Fleisch – in der Region Basel finden Geniesser vieles, was das Herz höher schlagen lässt. Die Initiative «Aus Stadt und Land», die regionale Produkte und Manufakturen fördert, kommt genau im richtigen Moment – denn das Bewusstsein für Regionalprodukte wächst.

Basel ist für Geniesser, die regionale Produkte schätzen, ein wahrer Glücksfall. Kaum irgendwo sonst auf der Welt findet man eine grössere Produktvielfalt als hier. Dies dank der speziellen Lage Basels. Denn der Stadtkanton, zu dem nur drei Gemeinden gehören, grenzt an Deutschland, Frankreich sowie an den Kanton Basel-Landschaft. Besonders die Produkte aus den Schweizer Anbaugebieten sowie den Lebensmittelmanufakturen auf Stadt- und Landgebiet erleben derzeit einen Aufschwung.

«Verglichen mit anderen Gegenden der Schweiz war das Bewusstsein für lokale Produkte bei uns lange bescheiden», sagt Lukas Kilcher vom Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung der beiden Basel. Kilcher hat darum im Jahr 2015 dafür gesorgt, dass Produzenten aus der Region Basel beim Schweizer Wettbewerb für Regionalprodukte teilnehmen. Mit grossem Erfolg – Die Produzenten aus der Region gewannen 13 Medaillen.

In den darauffolgenden Jahren haben dieselben Initianten ein Projekt zur regionalen Entwicklung auf die Beine gebracht, das unter dem Titel «Aus Stadt und Land» Produzenten und Manufakturen aus Basel-Stadt und Baselland unterstützt. Interessenten können sich im Rahmen des Projekts mit ihren Vorhaben bewerben und haben die Chance darauf, dass Kanton und Bund je ein Drittel konkrete Investitionen beitragen.

Eine Marke für die Region

«Genuss aus Stadt und Land» ist pionierhaft: Es ist das erste Regionalentwicklungsprojekt der Schweiz, welches gezielt Brücken baut zwischen Stadt und Land. Die Marke «Aus Stadt und Land» steht allen Produzenten beider Basel zur Verfügung, inklusive dem solothurnischen Schwarzbubenland und dem Aargauer Fricktal – zertifiziert von einer unabhängigen Stelle natürlich. Seit Anfang 2022 unterstützt das PRE 13 unterschiedliche Projekte rund um Landwirtschaft und Ernährung. «Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein», sagt Lukas Kilcher. «Der Moment ist mit Basel als Schweizer Genussstadt optimal. Zudem ist vielen klar geworden, dass in Krisenzeiten eine starke regionale Landwirtschaft und damit eine Versorgungssicherheit durch die Region essenziell ist.

Die Spannweite der geförderten Projekte von «Aus Stadt und Land» ist vielfältig. Grosse Aufmerksamkeit erhielt beispielsweise das Projekt Juramalz. Ein Projekt, das sich dem Anbau von Braugerste in der Nordwestschweiz widmet. Wie Bierkenner wissen, ist lokales Braumalz nur schwer zu bekommen. Aus dem Wunsch heraus in der Nordwestschweiz wieder Braugerste anzubauen, wurde deshalb im Dezember 2020 die Interessensgemeinschaft Juramalz gegründet. Heute hat die Interessensgemeinschaft rund 60 Mitglieder, darunter Landwirtschaftsbetriebe, Brauereien und Brennereien.

Eine der Brauereien, die bereits Biere mit regionalem Malz anbietet, ist die im Jahr 1998 gegründete Brauerei Unser Bier in Basel. Bereits seit 2010 experimentiert die Brauerei mit lokalem Malz, jedoch musste im deutschen Memmingen vermälzt werden, der administrative Aufwand war gross und die Malzqualität nicht zufriedenstellend. Im Jahr 2021 wurden der regionale Anbau sowie die Vermälzung erstmals erfolgreich durchgeführt, was im Regiobier resulierte. Seit Kurzem wird das Bier mit einem Aufpreis zugunsten der IG Juramalz verkauft. Win-win-win gewissermassen.

Wachsender Bäckereikult

Die Basler Handwerksbäckerei Kult, die im Januar 2016 von Leon Heinz, Lea Gessler und Felicia Schäfer mittels Crowdfunding gegründet wurde, ist aus Basel nicht mehr wegzudenken. Das erfolgreiche Unternehmen betreibt mittlerweile zwei Standorte – das Credo der Bäckerinnen und Bäcker: Wir machen alles selbst. Die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber haben an den jetzigen Standorten zu wenig Platz, um das sicherzustellen. Mit einem neuen Produktionsstandort sollen bald angenehmere Arbeitsverhältnisse geschaffen werden.

Bei der Umsetzung ihres Plans wird die Bäckerei Kult vom Projekt zur regionalen Entwicklung unterstützt, das ihnen Fördermittel für den neuen Produktions­standort zur Verfügung stellt. Für den Kult-Gründer Leon Heinz ist es eine Bereicherung, einer der Projektteilnehmer zu sein. «Für Unternehmen, wie wir es sind, ist es ein positives Gefühl zu wissen, dass es noch andere gibt, die am gleichen Strang ziehen.» Es sei sinnvoll, kleinere Wirtschaftskreisläufe zu fördern. «Wenn wir einen neuen Aufschnitt benötigen, kommen mir sicherlich die anderen Projekte in den Sinn», ergänzt Heinz.

Die Basler Wurstmanufaktur

Zu den möglichen Lieferanten der Bäckerei Kult könnten vielleicht schon bald Timon Bürgin und Dennis Banelli gehören. Sie gründeten im Jahr 2020 ihr Unternehmen Salsitsch – eine lokale und handwerklich arbeitende Wursterei. Die beiden starteten ganz klassisch mit der Produktion von groben Schweinsbratwürsten wie der Salsiccia al finocchio, einer sizilianischen Fenchelbratwurst, die auch heute noch ihr Bestseller ist. Mit der Inbetriebnahme ihrer Produktionsküche, die mehr Platz für die Produktion bot, erweiterte sich das Sortiment Ende 2020 um Trockenfleisch wie Salami, Schinken und Speck.

Um innovativ zu bleiben, kreierten sie schon bald Würste, deren Geschmack dem Schweizer Gaumen noch unbekannt sind. «Wir suchen uns Fleischgerichte aus aller Welt aus und überlegen uns dann, wie wir den Geschmack auf die Wurst übertragen können», sagt Bürgin. Aus dem italienischen Schmorbraten Brasato ist beispielsweise ihre Rotweinwurst entstanden, wobei das Fleisch zusammen mit Zwiebeln und Knoblauch in Rotwein eingelegt wird. Bürgins persönliche Lieblingsprodukte sind der British Bacon sowie Irish Stout Ispìnì.  Bei Letzterem wird Lammfleisch zusammen mit Karotten und Sellerie in Guinness Bier eingelegt, was einen «sehr speziellen Geschmack» ergibt. Damit die Fleischveredelung perfektioniert werden kann, ist ein Ausbau der Produktionsstätte in der Aktienmühle geplant. Dieser wird im Rahmen des Projekts zur regionalen Entwicklung stattfinden.

Die geförderten Projekte sind heute in einem Verein organisiert und werden auf verschiedenen Ebenen begleitet. Erklärtes Ziel ist es, nicht nur die ökologische Nachhaltigkeit zu fördern, sondern auch die wirtschafliche. Den Unternehmen wurde auch in puncto Wirtschaftlichkeit Hilfestellung geleistet, etwa mittels Experten, die Businesspläne erstellten. «Es ist uns wichtig, dass die geförderten Unternehmen auch nach Förderphase bis 2027 prosperieren», sagt Lukas Kilcher. Derzeit sind noch Fördergelder vorhanden, für die Anträge gestellt werden können – die Köpfe hinter dem Förderprogramm wollen besonders darauf achten, dass die Qualtiät und Vielfalt der Projekte weiter wächst und dass mehr Regionalprodukte auf dem Markt verfügbar sind.


Das Beste aus Stadt und Land

Diese Unternehmen werden seit Anfang 2022 vom Basler Projekt zur regionalen Entwicklung gefördert. Weitere sollen folgen.

Kräuterhof Amriza
Der Kräuterhof mit eigener Pflanzendestillerie arbeitet biodynamisch. Mittels Wasserdampfdestillation werden Hydrolate, ätherische Öle und Naturkosmetik hergestellt. amriza.ch

Bäckerei Kult
Die Basler Handwerksbäckerei Kult existiert seit 2016. Hier wird alles selbst gemacht. Wo immer möglich verwendet die Bäckerei Kult lokale Rohstoffe.
baeckereikult.ch

Birsmattehof
Der Birsmattehof umfasst 20 Hektar. Seit 1981 wird hier nach den Richtlinen von Bio-Suisse Gemüse angebaut und per Genossenschaft verkauft.
birsmattehof.ch

Feld zu Tisch
Feld zu Tisch ist ein Onlinemarktplatz. Er bringt regionale Lebensmittel aus kleinbäuerlicher Landwirtschaft in die Restaurants und Läden der Region.
feldzutisch.ch

Hof Dangern
Der Hof Dangern ist seit 1993 Bio-zertifiziert. Die Hauptzweige des Bauernhofs sind Ackerbau und Mutterkuhhaltung, gelegentlich finden Essen und Anlässe auf dem Betrieb statt.

Hof Fluhberg
Auf dem über 200 Jahre alten Betrieb wird Obst, Wein und Schaffleisch produziert – ausserdem werden rustikal-romantische Feste gefeiert.
lafamiglia-fluhberg.ch

Honigweg
Mit dem Honigweg Rünenberg wollen die regionalen Imkerinnen und Imker auf die grosse Honigvielfalt des Oberbaselbiets hinweisen und die Honigverwendung fördern.
honigweg.ch

IG Juramalz
Die IG Juramalz ist eine Vereinigung von Braugerstenproduzenten, Mälzereien und Verarbeitern von Malz. Der Verein will die Produktion regionaler Braugerste fördern. juramalz.com

Hofkäserei Nebiker
Dank der Unterstützung des Projekt zur regionalen Entwicklung soll eine neue Käserei gebaut werden. Durch die Vergrösserung kann ein breiteres Sortiment angeboten werden.

Markthalle
In der imposanten Markthalle direkt beim Bahnhof Basel wird mit dem «Feierabendmarkt» Produzenten ein neuer Verkaufskanal geboten.
altemarkthalle.ch

Posamenter
Posamenter gibt es seit 15 Jahren und steht für hochwertige Produkte von Hochstammfrüchten, vor allem Zwetschgen aus dem Tafeljura.
posamenter.ch

Regiobale
Das Herz  von Reigobale bildet die Käserei im Dorfkern von Allschwil. Von dort kommen Milchprodukte aus regionaler, fair eingekaufter Bio-Milch.
kaez.ch

Salsitsch
Salsitsch steht für die bewusste, regionale und nachhaltige Veredelung von Fleisch. Auf Nachhaltigkeit und Regionalität legt das Team besonderen Wert.
salsitsch.ch


Erschienen in
Basel Spezial 2022

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