Obwohl die Region Rioja von Nord nach Süd und von West nach Ost ausgiebig erkundet wurde, gibt es immer noch so etwas wie Geheimtipps zu entdecken. Einer dieser (noch) „stillen Juwelen“ ist das malerische Weingut Castillo de Cuzcurrita. Tatsächlich handelt es sich bei dem Kastell um eine beeindruckende Festung nebst einem monumentalen Turm, der zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert errichtet wurde. Neben dem Weingut beherbergt dieses stattliche Kastell eine bemerkenswerte Sammlung zeitgenössischer Kunst, was einmal mehr die Nähe von Kunst und großen Weinen dokumentiert. Das Weingut liegt im Norden der Region an einer besonders kühlen Ecke. Hier reifen die Trauben länger als anderswo in der Rioja, so dass die Ernte häufig bis in den November hineinreicht. Dafür haben die Beeren viel Zeit Aromenstoffe zu entwickeln. Um diesen Prozess weiter zu unterstützen und zu fördern, wird während der Ausreifung der Traubenbestand pro Rebstock noch weiter reduziert. Am Ende werden pro Rebstock gerade einmal ein halbes Kilo Trauben geerntet – das ist absolut rekordverdächtig. Hinzu kommt, dass die Rebstöcke noch in der traditionellen Buschweinerziehung gehalten werden, die ohnehin nur minimale Erträge hervorbringen. In den Weinbergen von Cuzcurrita steht nur eine Rebsorte, der Tempranillo. Ausgebaut wird der Wein in einer hochmodernen Kellerei, die 2005 neben dem historischen Kastell errichtet wurde. Hier werden Most nd Wein nach modernen Gesichtspunkten nur mit Hilfe der Schwerkraft bewegt. Für die Vergärung stehen kleine Tanks, aber auch Betonfässer und Barriques zu Verfügung, um so ganz individuell auf Jahrgang, Charakter der Parzelle oder des Mostes eingehen zu können. Die Reifung erfolgt in Fässern aus französischer Eiche. Auch wenn die 24 Hektar eine gewisse Größe des Weinguts vermuten lassen könnten, schon wegen der aufwendigen Arbeiten im Weinberg zur Ertragsminimierung und die geringen Ernten lassen die Produktion größerer Mengen nicht zu. Die Umstellung auf komplett biologischen Anbau läuft. Wer Flaschen von Castillo de Cuzcurrita findet, darf sich auf Rioja-Weine von einer ganz eigenen und originellen Stilistik freuen. Und dafür sind sie preislich sogar auf dem Boden geblieben. Die wenigen Flaschen allerdings dürften einem großen Bekanntheitsgrad im Wege stehen, man wird sie suchen müssen.
